Rhein-Neckar, 10. März 2017. (red/pm) Anne Kathrin Wenk ist die neue Integrationsbeauftragte des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis. Nach fünf Monaten im Amt beantwortet sie drei Fragen über ihre Arbeit und zum Thema Integration.
Information des Landratsamts Rhein-Neckar:
„Seit dem 1. Oktober 2016 ist Anne Kathrin Wenk Integrationsbeauftragte des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis und leitet die Stabsstelle Integration, die beim Integration Point des Jobcenters Rhein-Neckar-Kreis angesiedelt ist. Die Stabsstelle Integration ist für die Integration und Teilhabe von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte im Rhein-Neckar-Kreis zuständig. Sie ist Schnittstelle zwischen dem Ehren- und Hauptamt sowie Gremien des Landkreises. Ein Schwerpunkt liegt auf der Integration von Neuzugewanderten.
1. Frau Wenk, Sie sind jetzt fünf Monate im Amt. Als Integrationsbeauftragte und Leiterin der Stabsstelle Integration sind Sie quasi die Schnittstelle zwischen den kommunalen Integrationsbeauftragten und der Landkreisverwaltung oder wie würden Sie Ihre Aufgabe beschreiben?
Das ist richtig. Gemeinsam mit meinen fünf Kolleginnen und Kollegen fülle ich eine koordinierende, vernetzende Aufgabe aus. Wir leisten weniger Einzelfallarbeit. Da viele Asylsuchende in die Anschlussunterbringung der Kreiskommunen gehen, ist es uns ein großes Anliegen, die Städte und Gemeinden bei der beruflichen und gesellschaftlichen Integration der neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu unterstützen.
Zwei große Projekte stehen aktuell im Mittelpunkt: Der Aufbau einer Bildungsdatenbank als Teil des kommunalen Bildungsmanagements. Sie enthält Angebote für Neuzugewanderte, die durch die Datenbank transparent gemacht werden. Das Besondere an der Datenbank ist ihr maßnahmenorientierter Aufbau, der sich am Lebensverlauf eines Menschen orientiert.
Vor allem die Übergänge vom Elternhaus in die Kindertageseinrichtung, von dort in die Grundschule, von dort in die weiterführenden Schulen und von diesen in Ausbildung und Beruf stehen dabei im Fokus. Dadurch ist die Bildungsdatenbank ein echtes Best-Practice-Beispiel für andere Landkreise. Ein weiteres Projekt ist das Integrationsportal (SAP Jam). Es ist eine Social-Media-Plattform, wo sich Ehrenamtliche vernetzen und auch Hauptamtliche eingebunden sind. Das gewährleistet auch in einem so großen Landkreis wie dem Rhein-Neckar-Kreis einen umfassenden und zeitgleichen Informationsfluss.
Darüber hinaus gehört zu unseren Aufgaben, die Akteure im Bereich Integration und Teilhabe im Landkreis zu vernetzen, ein kreisweites Integrationskonzept zu entwickeln und Integrationsprojekte zu fördern und zu unterstützen.
2. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen, damit Integration gelingen kann?
Integration ist ein sehr vielschichtiges Thema und eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Gelingende Integration setzt immer ein koordiniertes Zusammenwirken von Kreis und Kommunen voraus. Zentrale Aufgabe der Landkreise in diesem Zusammenspiel ist es, die Akteure und Träger in den kreisangehörigen Kommunen zu beraten, sie zu unterstützen und den Austausch zwischen ihnen im Sinne eines Informations- und Wissenstransfers zu fördern.
Konkrete Ziele sind natürlich die Arbeitsmarktintegration und der Spracherwerb, beides immense Herausforderungen für gelungene Integration. Wir als Landkreis können Integrationsstrukturen vorhalten, mit deren Bereitstellung insbesondere kleinere Gemeinden überfordert wären. Auch in konzeptioneller Hinsicht können wir die Gemeinden unterstützen, beispielsweise durch die Erarbeitung eines Integrationskonzeptes auf Landkreisebene, das ausgehend von der tatsächlichen Lage die Ziele und Handlungsfelder kommunaler Integrationspolitik beschreibt und in dem auch auf die Belange der einzelnen Gemeinden eingegangen wird.
3. Es wird sehr viel darüber gesprochen, wie Flüchtlinge unsere Gesellschaft verändern werden? Die Meinungen darüber gehen weit auseinander. Wie denken Sie darüber?
Tatsache ist, dass sich eine Gesellschaft ständig weiterentwickelt. Wir hatten und haben also nie eine homogene und statische Gesellschaft, sondern es gab schon immer unterschiedliche Interessen, Bedürfnisse und vielseitige Veränderungen. Migration ist dabei nur einer von sehr vielen Punkten, der zu gesellschaftlichen Veränderungen führen kann.
Ich kann nachvollziehen, dass Menschen Vorbehalte gegenüber manchen Veränderungen haben. Aber Veränderung bedeutet auch Fortschritt. Außerdem ist es aus meiner Sicht eine große Bereicherung für uns alle, Menschen kennenzulernen, die vielleicht andere Lebensweisen, Ideen und Fähigkeiten haben. So lernen wir auch selbst immer dazu. Letztendlich müssen wir lernen, dass gesellschaftlichen Veränderungen normal sind und sie als Chance nutzen. Manche Gemeinde hat zum Beispiel durch die aktuellen Migrationsbewegungen erstmals seit langem wieder einen signifikanten Bevölkerungszuwachs. Das ist für viele Gemeinden ein immenses Potenzial. Ich persönlich empfinde diese Veränderungen deswegen größtenteils positiv.
Der Rhein-Neckar-Kreis hat im vergangenen Herbst die Stabsstelle Integration neu geschaffen, die organisatorisch direkt dem Landrat zugeordnet ist. Sie umfasst neben der Leiterin und Integrationsbeauftragten, die über das Ministerium für Soziales und Integration gefördert wird, drei Bildungskoordinatoren, die für das Bildungsmanagement für Neuzugewanderte im Rhein-Neckar-Kreis zuständig sind und über das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden, eine Ehrenamtskoordinatorin, die als Schnittstelle zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen im Bereich der Unterstützung von Neuzugewanderten vermittelt und sich aus Spendengeldern finanziert sowie eine Beauftragte für Sprachförderung, die sich um die Organisation und Koordination von Sprachkursen für Geflüchtete kümmert.