Heppenheim, 04. September 2015. (red/ms) Aktualisiert. Bei einem Brand in einer Heppenheimer Flüchtlingsunterkunft wurden mehr als 60 Menschen in Gefahr gebracht. Ein Mann hat sich nach Angaben der Polizei durch einen Sprung aus dem zweiten Stock ins Freie gerettet und sich dabei schwere Verletzungen zugezogen. Andere Bewohner erlitten leichte Rauchgasvergiftungen. Die Brandursache ist aktuell noch unklar. Ein technischer Defekt wird von der Staatsanwaltschaft bereits ausgeschlossen. Brandstiftung erscheint somit wahrscheinlich. Nach Informationen der Behörden gebe es aktuell keine Hinweise auf ein fremdenfeindliches Motiv – man wolle das aber auch noch nicht ausschließen.
Heute Nacht, gegen 01:25 Uhr, wurde die Polizei verständigt: Ein Zeuge meldete, dass es im Eingangsbereich in einer Asylbewerber-Unterkunft in der Briefelstraße zu einer starken Rauchentwicklung gekommen ist. Rettungskräfte, darunter die Freiwilligen Feuerwehren aus Heppenheim und Hambach sowie Notärzte und mehrere Rettungswagen, rückten zum Brandort aus. Das Feuer konnte schnell gelöscht werden, teilt die Polizei mit.
Zum Zeitpunkt des Brandes waren in dem dreigeschossigen Wohnhaus mehr als sechzig Menschen aus Äthiopien, Algerien, Eritrea, dem Irak und dem Libanon, sowie aus Mazedonien, Nigeria, der Türkei, Somalia und Syrien untergebracht.
Ein Bewohner habe sich nach Schilderung der Polizei durch einen Sprung aus dem zweiten Stock ins Freie gerettet. Dabei wurde er schwer verletzt. Vier weitere Personen erlitten leichte Rauchgasvergiftungen. Noch ist die Unterkunft unbewohnbar. Am Nachmittag soll eine Putzkolonne die Unterkunft wieder herrichten. Am Abend sollen die mehr als 60 Bewohner wieder in die Unterkunft zurückkehren können.
Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Diese sollen nach Angaben des Landeskriminalamts noch im Laufe des Tages abgeschlossen werden. Einen technischen Defekt schließe man bereits aus. Eine Brandstiftung sei wahrscheinlich – allerings sei unklar, ob diese bewusst oder fahrlässig begangen worden ist. Einen fremdenfeindlichen Hintergrund wolle man noch nicht ausschließen. Es gebe jedoch aktuell keine konkreten Hinweise darauf. Die Bewohner werden momentan noch befragt.
Aktualisierung, 04. September 2015 – 17:46 Uhr:
Wie die Staatsanwaltschaft Darmstadt und das Polizeipräsidium Südhessen mitteilen, wurde inzwischen die Sonderkommission “Brief” eingerichtet, um den Fall aufzuklären. Weiterhin müsse überprüft werden, ob das Feuer im Eingangsbereich fahrlässig oder bewusst gelegt geworden ist. Der Fall scheint komplizierter zu sein, als zunächst angenommen:
In diesem Zusammenhang suchen Polizei und Staatsanwaltschaft Zeugen, die im Bereich der Unterkunft verdächtige Personen oder Fahrzeuge gesehen haben. Unter der Rufnummer 06252 / 706-270 ist bei der Polizeidirektion Bergstraße ein Hinweistelefon eingerichtet.
Wie die Polizei bekannt gibt, sei gegen Mitternacht eine Personengruppe in der Briefelstraße unterwegs gewesen. Diese Personen könnten entscheidend zur Aufklärung des Vorfalls beitragen und werden von der Polizei gebeten, sich als Zeugen zu melden.
Aktualisierung, 07. September 2015 – 11:45 Uhr:
Wie die Staatsanwaltschaft Darmstadt und das Polizeipräsidium Südhessen mitteilen, habe man bislang keine Hinweise auf eine mutwillige Brandstiftung feststellen können. In einer gemeinsamen Presseerklärung heißt es:
Nachdem bereits am Freitag ausgeschlossen werden konnte, dass das Feuer durch einen technischen Defekt entstanden ist, kann nunmehr auch ausgeschlossen werden, dass ein Brandmittel benutzt wurde.
Dies hätten die Ermittlungen des Landeskriminalamts ergeben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gebe es außerdem “keinerlei Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund”. Die Ermittlungen zur Brandursache dauern weiterhin an.