Mannheim, 03. November 2012. (red/ld) Der neueste Bond-Bösewicht kommt aus Mannheim – jedenfalls seine deutsche Stimme. Carlos Lobo leiht im neuen James Bond „Skyfall“ dem spanischen Schauspieler Javier Bardem seine Stimme. Im „Olymp angekommen“ fühlt sich Lobo deswegen aber nicht. Wir haben mit ihm nach der Premiere von „Skyfall“ gesprochen. Carlos Lobo erzählte uns, was er von dem Film hält und wie ihn der Auftritt von Daniel Craig bei der Deutschland-Premiere am Dienstag beeindruckt hat.
Lange sei die Premieren-Party gestern Abend für ihn nicht gegangen, erzählt Carlos Lobo beim Telefoninterview am frühen Nachmittag. Gerade sitzt er wieder im Zug, fährt von Berlin zurück nach Köln, wo er lebt und arbeitet.
Interview: Lydia Dartsch
Guten Tag Herr Lobo, wie geht es Ihnen heute nach der Party?
Carlos Lobo: Ich bin schon wieder ausgenüchtert. Die Party war im Walldof-Astoria. Alle waren in Schwarz und es gab viel Lalah. Das ist eigentlich nicht ganz mein Fall. Aber ich war mit Freunden da. Das war dann sehr nett.
Nervöser James Bond
Was war denn Ihr Highlight an dem Abend?
Lobo: Kurz bevor Daniel Craig aufgetreten ist, konnte ich sehen, dass auch ein Superstar wie er vor einem Auftritt nervös ist.
James Bond hatte Lampenfieber?
Lobo: Wir saßen so, dass wir einen Blick hinter die Bühne werfen konnten, als er sich auf seinen Auftritt vorbereitet hat.
Sie haben die Rolle seines Gegenspielers, Raoul Silva, gesprochen, aber den Film jetzt zum ersten Mal ganz gesehen. Wie fanden Sie ihn?
Lobo: Ich muss sagen, ich hatte mir ein bisschen mehr erwartet. Ich hatte da viel zu hohe Erwartungen.
Wie das?
Lobo: Ich hatte ihn mir psychologischer versprochen.
„Bardem ist großartig„
Und Ihre Rolle?
Lobo: Was (Javier, Anmerkung der Redaktion) Bardem da macht, ist ja großartig. Alleine diese erste Szene, in der sich die beiden zum ersten Mal begegnen. Ich kann das gar nicht so beschreiben. Das muss man schon selbst sehen.
Sie sind ja richtig begeistert von der Figur. Was verbindet Sie beide?
Lobo: Ich hab mich bei der Arbeit gefühlt wie ein Kind. Das war toll. Aber den Bösewicht Silva und mich verbindet gar nichts. Menschen sind ja nicht nur gut oder nur böse. Da hat ja jeder zwei Seiten. Das gehört zusammen, wie Yin und Yang.
Was macht Ihnen denn da mehr Spaß? Helden oder Bösewichte?
Lobo: Helden sind schon langweiliger. Die müssen immer nur gut sein. Als Bösewicht kann ich meine böse Seite ausleben und trotzdem auch mal meine weiche Seite zeigen. Das ist viel spannender.
Von Mannheim in die weite Welt
Spannend ist ja auch Ihre Karriere von Mannheim ins Blockbuster-Kino.
Lobo: Ich habe für meine Arbeit an James Bond viel Lob bekommen von Kollegen. Manche kamen auf mich zu und haben gemeint, ich hätte es ja jetzt geschafft, ich sei jetzt im Olymp angekommen. Das fühle ich nicht ganz so, aber ich freue mich schon darüber.
War Ihnen Ihr kurpfälzischer Akzent bei der Arbeit auch manchmal im Weg?
Lobo (lacht): Mein Schauspiellehrer hat mir immer verboten, zurück nach Mannheim zu kommen, damit ich den Dialekt loswerde. Er hat gesagt, jedes Mal, wenn ich aus Mannheim zurückkomme, sei der wieder voll da.
Aber kurpfälzischen Akzent hört man bei Ihnen gar nicht, auch keinen spanischen.
Lobo: Ich hab in Mannheim ja bei der Auskunft gearbeitet. Da war ich dann der Domian. Die Leute wollten mir lieber ihre Probleme erzählen, anstatt Telefonnummern zu erfragen. Später hab ich im Radio gearbeitet und bin zur Schauspielschule gegangen. Ich hab dann intensiv an meiner Stimme gearbeitet und war auch die letzten drei Jahre in New York.
Sind noch Freunde von Ihnen in New York? Wie geht es denen nach dem Monstersturm Sandy?
Lobo: Denen geht es gut. Ich hab mich gestern über Facebook bei ihnen erkundigt. Die haben auch keinen Stromausfall.
Sie klingen da so ruhig.
Lobo: Einen heftigen Sturm gab es letztes Jahr, als ich noch dort gewohnt habe, schon einmal. Diesmal war es aber doch heftiger.
Kommen wir mal wieder zurück in die Kurpfalz. Sie waren ja letzte Woche wieder in Mannheim. Wie war das?
Lobo: Mannheim war wie immer nett. Da kamen die ganzen Erinnerungen wieder hoch.
Von den Eulen Inspiration geholt
Woran erinnern Sie sich denn noch?
Lobo: An so vieles: Meine Anfänge im Theater, die ersten Beziehungen. Als ich anfing zu schauspielern war ich oft im Luisenpark und hab mir von den Eulen Inspiration geholt.
Von den Eulen?
Lobo: Als Schauspieler sammelt man sich ja immer Vorbilder, nach denen man sich bewegt oder deren Züge man nachahmt. Das kann man auch bei Tieren machen.
Wo haben Sie die Eulen eingebaut?
Lobo: Eulen können ja stundenlang unbewegt dasitzen und irgendwann machen sie eine kleine Bewegung und frieren gleich wieder ein. Das hab ich in New York gespielt als Einbrecher.
Mannheim ist ein abgeschlossenes Kapitel
Sie leben und arbeiten in Köln. Vermissen Sie manchmal Mannheim?
Lobo: Mannheim ist ein abgeschlossenes Kapitel, aber es war nett, mal wieder da zu sein.
Wo sind Sie als nächstes?
Lobo: Ich fahre gerade zurück nach Köln. Da habe ich ein Tonstudio. Und jede Menge Termine: Heute Abend trete ich in einer Fernsehsendung auf, morgen hab ich ein Interview beim Radio und dann wieder beim Fernsehen.
Wow, Sie kommen gut rum.
Lobo: Das war mir nicht so bewusst, dass da so viel Wirbel drum gemacht wird. Ich denke mal, weil die Sender nicht an den Bardem rankommen, laden sie alle mich ein.