Rhein-Neckar, 12. Oktober 2015. (red) Aktualisiert. Der Mannheimer Stadtrat und CDU-Kreisvorsitzende Nikolas Löbel bezeichnetet nach Medienberichten den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann am Wochenende als “altersschwach” – und handelte sich aus Mannheim prompt die Bezeichnung “nixtuender kleiner Hosenscheißer” ein.
Am vergangenen Samstag soll der wiedergewählte Nikolas Löbel, Chef der Jungen Union (JU) und Mannheimer Stadtrat, bei einer JU-Veranstaltung in Bad Saulgau (Kreis Sigmaringen) gesagt haben: “Da tritt ein altersschwacher Ministerpräsident zur Wiederwahl an. Und jeder von uns weiß: Der schafft keine fünf Jahre mehr.”
Grüne und SPD reagierten empört:
Die Äußerung “da tritt ein altersschwacher Ministerpräsident an …” ist persönlich diffamierend, deutlich unter der Gürtellinie und muss daher entschieden zurückgewiesen werden. Dieser Angriff auf den amtierenden Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann ist ganz schlechter Stil,
sagte Wolfgang Katzmarek, Vorsitzender der SPD Mannheim, laut einer Pressemitteilung. Er warf Löbel wegen Äußerungen zu Flüchtlingen zudem Populismus und geistige Brandstiftung vor.
Von den CDU-Landtagskandidaten Chris Rihm (Nord) und Carsten Südmersen (Süd) forderte der SPD-Vorsitzende eine deutliche Distanzierung. Auf unsere Anfrage hin haben beide bislang nicht geantwortet.
Der grüne Stadtrat Gerhard Fontagnier postete in Richtung Herrn Nöbel in der Nacht zum Montag auf seiner Facebook-Seite: “Was sind Sie doch für ein unverschämter, krawallmachender, respektloser als Stadtrat nixtuender kleiner Hosenscheißer, Herr Kollege.”
Nach mehreren Korrekturen der falschen Rechtschreibung und Kommasetzung, blieb dann übrig:
“Was sind Sie doch für ein unverschämter, krawallmachender, respektloser Kollege, Herr Stadtrat Löbel.”
Herr Fontagnier, Landtagskandidat der Grünen im Mannheimer Norden, wendet wie so häufig seine Guerilla-Methode an – er selbst setzt etwas in die Welt, korrigiert das und lässt dann in den Kommentaren zu seinem Beitrag “kleiner Hosenscheißer” stehen. Damit ist es jemand anderes, der das formuliert.
Aktualisiert, 19:49 Uhr: Herr Löbel beantwortete unsere Anfrage folgendermaßen:
Ich habe den Post von Herrn Fontagnier wahrgenommen, beschäftige mich aber nicht weiter damit. Im Gegensatz zu Herrn Fontagnier betreibe ich keine ideologische Scheuklappen-Politik, sondern nenne die Dinge gerne beim Namen. Das ist keine Eigenschaft eines “Hosenscheißers”, sondern erfordert oftmals den Mut zur Wahrheit und Offenheit. Meine Aussagen zur aktuellen Flüchtlingspolitik sind glaube ich ein Beispiel dafür. Mit meiner Aussage zu Herrn Ministerpräsident Kretschmann habe ich keineswegs aufs sein Lebensalter abgestellt, sondern vielmehr auf dessen politische Schaffenskraft. Diese spreche ich ihm ab.
Mit Verwunderung habe ich zur Kenntnis genommen, dass die SPD Mannheim sich ausschließlich der Medien bedient, um von mir eine Stellungnahme zu mutmaßlichen Äußerungen von Nikolas Löbel zu erlangen.
Meine Telefonnummer und E-Mail-Adresse ist auch den Funktionsträgern der SPD bekannt; insofern wäre es sicher möglich gewesen, sich parallel zu den Medien auch direkt mit mir in Verbindung zu setzen.
Ich stelle fest, dass sich kein Funktionsträger der SPD bisher direkt mit mir zu dieser Pressemitteilung ausgetauscht bzw. diese mir zur Verfügung gestellt hat. Dies zeugt daher auch nicht gerade von einem guten Kommunikationsstil.
Mir erschließt sich außerdem nicht, wie die Rede von Herrn Löbel beim Landesparteitag der Jungen Union und seine dort getätigten Äußerungen, mit meiner Person zusammenhängen sollen.
Ich selbst muss und werde mich daher auch nicht für Äußerungen von Herrn Löbel rechtfertigen.
Nach meinem Kenntnisstand hat er sich bereits öffentlich zur Kritik geäußert.
Sollte von mir eine differenzierte Stellungnahme zur Flüchtlingspolitik gewünscht sein, bin ich gerne bereit, Ihnen diese zukommen zu lassen; alternativ stehe ich Ihnen gerne auch für ein Interview zu Verfügung.
Anm. d. Red.: Wir haben die Anfrage selbstverständlich auch an den Landtagskandidaten Mannheim-Süd, Carsten Südmersen, gestellt, Fraktionsvorsitzender des CDU-Gemeinderats in Mannheim, aber bis dato noch nicht einmal die Bestätigung erhalten, dass die Anfrage eingegangen ist.