Mannheim/Rhein-Neckar, 09. Juni 2016. (red/ms) Bundesweit nimmt die Zahl der Wohnungseinbrüche zu. Auch die Metropolregion ist stark belastet. Die Polizei ergreift wirksame Gegenmaßnahmen – dennoch ließen sich durch private Sicherungsmaßnahmen etliche Einbrüche vermeiden. Die Investition könnte sich schnell bezahlt machen: Nach Angaben des GDV liegt der durchschnittliche Sachschaden nach einem Einbruch bei etwa 3.250 Euro – die psychische Belastung für die Opfer ist in vielen Fällen allerdings das noch größere Problem.
Von Minh Schredle
Wohnen ist Privatsphäre. Der vertraute Rückzugsort gibt Raum, zur Ruhe zu kommen und für sich zu sein. Die Wohnung gibt Schutz und Geborgenheit.
Doch die gefühlte und gelebte Sicherheit kann schwer beschädigt werden. Insbesondere durch Einbrüche -eine immense psychische Belastung: Wortwörtlich dringen Unbekannte in den Privatraum ein – in etwa einem Fünftel der Fälle sogar, während Bewohner anwesend sind.
Für viele ist das ein absolutes Horrorszenario: Die Vorstellung, einem Fremden – womöglich im Schlaf – hilflos ausgeliefert zu sein, und das in den eigenen vier Wänden.
In einer Befragung des Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) berichten fast 20 Prozent, in den ersten acht Wochen nach der Tat an Schlafstörungen gelitten zu haben. Fast die Hälfte der Opfer gibt an, sich auch noch zwölf Monate nach der Tat in ihrer gewohnten Umgebung unsicher zu fühlen.
Folgeschäden verbleiben
In vielen Fällen ist die psychische Belastung schwerwiegender als der eigentlich Sachschaden. In diesem Zusammenhang sollte allerdings auch erwähnt werden: Nur in den aller seltensten Fällen wenden Einbrecher Gewalt gegen ihre Opfer an – wie die Polizei wiederholt betont, sind die meisten Einbrecher auf der Suche nach “leichter Beute”. Thomas Köber, Präsident des Polizeipräsidiums Mannheim, sagt dazu:
Ein offenes oder gekipptes Fenster ist wie eine Einladung zum Tanz.
2015 wurden in Mannheim, Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis auf knapp eine Million Einwohner insgesamt 1.492 Einbrüche erfasst. Das Dunkelfeld ist unbekannt. Rechnet man das auf drei-Personen-Haushalte um, hat es durchschnittlich einen von 223 Haushalten getroffen.
Wie die Polizei mitteilt, würden bevorzugt Ziele heimgesucht, bei denen die Aussicht auf schnelle und unkomplizierte “Erfolge” besteht. In vielen Fällen könnten Einbrüche durch einfache Sicherungsmaßnahmen vermieden werden.
Erfahrene Einbrecher brauchen oft nur wenige Sekunden, um ein Fenster oder eine Tür aufzuhebeln – allerdings nur, wenn dort keine einbruchhemmende Technologie eingebaut ist.
Der GDV hat 2015 und 2016 “Einbruch-Reporte” veröffentlicht, die jeweils rund 20 Seiten umfassen und Daten zu Wohnungseinbrüchen aus Sicht der Versicherungsgesellschaften zusammentragen. Im Fazit heißt es:
Rund 40 Prozent der Einbruchsversuche werden abgebrochen, wenn die Täter nicht schnell genug rein kommen.
Es sei Handlungsbedarf gegeben: Deutschlandweit habe sich die Zahl der Vorfälle innerhalb der vergangenen fünf Jahre um 30 Prozent gesteigert, gleichzeitig sei der Schadenaufwand insgesamt um mehr als 50 Prozent angestiegen. Nach Schätzungen des GDV sind etwa drei Viertel aller Haushalte in Deutschland durch Hausratversicherungen gegen Einbrüche abgesichert.
3.250 Euro Schaden pro Einbruch
Pro Einbruch entstehe ein Sachschaden von durchschnittlich 3.250 Euro. Nachdem den Versicherungen im vergangenen Jahr rund 160.000 versicherte Wohnungseinbrüche gemeldet worden waren, habe die Branche 2015 die Rekordsumme von 530 Millionen Euro an ihre Kunden ausgezahlt.
Jörg von Fürstenwerth, der Vorsitzende der GDV-Geschäftsführung sagt dazu in einer Pressemitteilung:
Einbrechern wird es in Deutschland immer noch zu leicht gemacht.
Zwar wären am Markt schon zahlreiche gute Produkte vorhanden und würden insbesondere in Neubauten nur geringe Mehrkosten verursachen – allerdings gebe es derzeit keine bundesweite Regelung, die diesen Einbruchsschutz verbindlich macht. Herr von Fürstenwerth sagt dazu:
Nur wenn die Politik flächendeckend Anforderungen für den Einbruchschutz verbindlich vorschreibt, können wir etwas erreichen.
Der GDV fordert daher Bauvorschriften, die die Mindestanforderungen für neu eingebaute Fenster und Türen definieren, um damit wirksam den Einbruchschutz zu erhöhen.
Staatliche Förderungen
Auch in Bestandsgebäuden kann nachgerüstet werden – was in der Regel allerdings kostspielig ausfällt. Die Bundesregierung hat bereits angekündigt, die staatliche Förderung für Schutzmaßnahmen von zehn auf 50 Millionen Euro pro Jahr aufzustocken.
Daneben gibt es teils kommunale Unterstützung, beispielsweise die “Heidelberger Schlossprämie”, die aus der Stadtkasse finanziert wird und Sicherungsmaßnahmen im Bestand subventioniert. Auch in Mannheim sollen vergleichbare Konzepte beraten werden.
Ein besonders guter Schutz ist außerdem eine aufmerksame Nachbarschaft. Wie Polizeipräsident Thomas Köber immer wieder mit Nachdruck betont, sei bereits sehr vielen geholfen, wenn man auf sein Umfeld achte, sich unter Nachbarn austausche – etwa wann man in den Urlaub fährt – und Auffälligkeiten an die Polizei melde, auch wenn sie nicht nur einen selbst betreffen.
Anm.d.Red.: Gerne empfehlen wir auch das Informationsangebot K-Einbruch. Hier informiert die Polizei umfangreich darüber, wie man sich und seine Wohnung effektiv schützen kann.