Weinheim/Rhein-Neckar, 28. Januar 2015. (red/pol/pro) Am Montagnachmittag wird ein 12-jähriges, türkisches Mädchen geschlagen. Mutmaßlich von einem “Rechtsextremen”. Die Polizei sucht dringend Zeugen. Bislang kann sich die Polizei nur auf die Aussage des Mädchens stützen, die sie ernst nimmt.
Von Hardy Prothmann
“Am Montag gegen 16.20 Uhr kam es in der Cavaillonstraße, kurz vor dem Multring, zu einer Körperverletzung durch einen bislang unbekannten Täter, bei dem ein zwölfjähriges türkisches Mädchen geschlagen wurde”, teilt die Polizei mit.
Zeugenaussage
Das Mädchen sei auf dem Nachhauseweg von der Schule gewesen, als es auf dem Gehweg einem Mann begegnete, der ein an zwei Holzstangen befestigtes blaues Plakat/Transparent in der Größe von ca. 100 x 70 cm mit einer fremdenfeindlichen Parole darauf mit sich führte.
Der Unbekannte folgte zunächst der Schülerin und sprach diese an, beschreibt die Polizei die Schilderung des Mädchens. Danach soll der Mann dem Mädchen einen Faustschlag versetzt haben. In den Bauch.
Anschließend, so die Aussage des Mädchens, “flüchtete der offenbar alkoholisierte Täter in Richtung Schulzentrum”.
Die Aussage wurde unmittelbar nach dem Vorfall getätigt, teilt uns Pressesprecher Dieter Klumpp auf Nachfrage mit. Man nehme die Angaben sehr ernst und ermittle intensiv.
Täterbeschreibung
Der Täter wird wie folgt beschrieben: Mann, ca. 50 Jahre alt, kräftige Figur und blaue Augen. Er war bekleidet mit einer schwarzen Mütze, einer hüftlangen dicken Jacke, einer schwarz-weißen Camouflage-Hose und kniehohen, beigefarbenen Stiefeln ohne Schnürsenkel. Über der Jacke trug er einen schwarzen Gürtel, in dem ein Messer mit schwarzem Griff gesteckt haben soll.
Viele offene Fragen
Der Vorfall wirft viele Fragen auf: Was weiß ein 12-jähriges Mädchen über “Fremdenfeindlichkeit?” Wieso kann sie ein “Plakat” eindeutig indentifizieren? Wieso gibt es bislang keine Zeugen zu diesem “auffälligen Mann”, der doch angeblich ein “Transparent” mitführte? Wieso “boxt” ein Rassist einem kleinen Mädchen in den Magen, was er nur machen kann, wenn er sich herabbeugt oder kniet? Wie nah kamen sich Täter und Opfer, dass “alkoholisiert” festgestellt werden konnte? Wie glaubwürdig ist es, dass ein Kind überfallen wird und erstaunlich detaillierte Angaben machen kann?
Diese Fragen stellt sich auch die Polizei. Aber auf Anfrage wird auch deutlich vermittelt, dass die Angaben glaubwürdig vorgebracht worden seien. Die Fahndung erbrachte kein Ergebnis, was immer schlecht ist, weil der Erwartungsdruck auf die Polizei groß ist.
Die gibt sich große Mühe, wie bei Fällen in Schwetzingen und Mannheim, die Erwartungen zu erfüllen oder nicht – also die Erwartung, dass man ganze Arbeit leistet und ganz sicher nicht bei “Rechts” wegguckt.
Das Dilemma ist programmiert – wird kein Täter ermittelt, bleibt die Frage, ob die Polizei “nicht alles versucht” hat.
Hochpolitische Ermittlungen
Insbesondere in diesen Tagen ist das hochpolitisch – das weiß auch die Polizei und gibt sich große Mühe, keine Zweifel zu äußern, sondern konsequent zu ermitteln.
Im Fall des mutmaßlich rassistischen Übergriffs auf einen Mannheimer Koranleher steht fest, dass der Mann wenn, nur marginal verletzt worden ist und in psychologischer Betreuung ist.
Im Fall des mutmaßlichen Opfers in Schwetzingen haben unsere Recherchen ergeben, dass das mutmaßliche Opfer mutmaßlich tatverdächtig für einen Raubüberfall mit anderen Verdächtigen ist.
Im Fall Weinheim bittet die Polizei einen Autofahrer sich zu melden, der die Tat beobachtet haben könnte. Ebenso ruft die Polizei zu weiteren Zeugenaussagen auf, unter Telefon 0621/174-5555 bei der Kriminalpolizei in Heidelberg oder jeder anderen Polizeidienststelle Angaben zu machen.
Falsche Vorverdächtigungen
In Dresden hat die Polizei mutmaßlich erhebliche Ermittlungsfehler begangen. Tatsächlich scheint aber kein rassistisches Motiv für das Tötungsdelikt vorzuliegen, der mutmaßliche Täter ist ein Asylbewerber.
Das Polizeipräsidium Mannheim weiß um die “politische” Lage und macht mehr Dienst als Vorschrift, um Aufklärung zu schaffen – auch im Bewusstsein, dass es kaum Erfolgsaussichten gibt. Damit agiert die Polizei vorbildlich, aber letztlich auf “verlorenem Posten” – den die Vorwürfe werden bleiben, insbesondere von “Linken”.
Der Überfall auf das minderjährige Mädchen, sofern stattgefunden, ist unterträglich. Die Anzeige ist gut und richtig, sofern sie wahrheitsgemäß ist. Die Ermittlungen sind intensiv und leider offen – es braucht vor allem Zeugen, die der Polizei weiterhelfen.
Ob und wie der Überfall stattgefunden hat, ist bis zu weiteren Erkenntnissen, eine “ein-Quellen-Lage”. Die Polizei nimmt das trotzdem ernst und das ist auch gut so. Eine Aussage, wie verschiedene Medien bereits berichten, es handle sich eindeutig um einen fremdenfeindlichen Überfall, kann auf Grund der Angaben aber nicht getroffen werden.