Rhein-Neckar, 17. Oktober 2012. (red/pm) In immer mehr Städten in Deutschland gibt es mittlerweile Dolmetscherdienste. Jugendamtsmitarbeiter, Lehrer und Ärzte profitieren offenbar besonders von dieser neuen Möglichkeit, Verständigung überall dort zu erreichen, wo sie besonders wichtig ist. Dies berichteten die Vertreter von drei Dolmetscherdiensten aus Mannheim, Wuppertal und Berlin, die vor kurzem zu einer Veranstaltung des Gesundheitsamtes Rhein-Neckar-Kreis und Heidelberg in das „Forum am Park“ in Heidleberg eingeladen waren.
Information des Landratsamtes Rhein-Neckar:
“Unter der Überschrift „Wenn Sprache Brücken baut“ konnten die Teilnehmer dort erfahren, wie hilfreich Dolmetscherdienste nicht nur für Migranten sind, die mit der deutsche Sprache noch nicht ausreichend vertraut sind. So werden auch Verwaltungsangestellte, Ärzte und Lehrer mit der fehlenden Verständigungsmöglichkeit meist alleine gelassen – mit erheblichen Einbußen für die eigene Arbeitsqualität und deren Ergebnisse.
Große Probleme ergeben sich in der Praxis zum Beispiel, wenn ein Schüler das Gespräch der eigenen Lehrerin mit seinen Eltern dolmetschen soll. In einigen Fällen, berichtete Dr. Orietta Angelucci von Bogdandy, Psychologin beim Caritasverband Mannheim und Koordinatorin der „Mannheimer Kulturdolmetscher“ war es im Mannheimer Arbeitsamt nur mithilfe der Kulturdolmetscher“ möglich, eine Lösung mit den betroffenen Personen herbeizuführen. Außer der sprachlichen Verständigung leisten die Dolmetscher auch die kulturelle Vermittlung – und dies zu einem vergleichsweise günstigen Preis. Ohnehin übersteigen die Kosten, die zum Beispiel in Arztpraxen durch sprachlich bedingte Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen entstehen, ein Dolmetscherhonorar zuweilen um ein Vielfaches.
Aktuell sind etwa Schulen zusätzlich zur bisherigen Situation durch die hohe Anzahl neu eingewanderter Familien aus Bulgarien und Rumänien überfordert. Gerade Schulen haben bislang überhaupt keine Möglichkeiten, finanzielle Mittel einzusetzen, um schon durch einige wenige Dolmetschereinsätze deutliche Verbesserungen zu erreichen. An der Finanzierung der vorgestellten Modelle sind in der Regel mehrere Stellen beteiligt, zum Beispiel freie Träger, Stiftungen oder Kommunalverwaltungen.
In Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis gibt es bisher nicht die Möglichkeit, die Leistungen eines Dolmetscherdienstes zu beanspruchen. Aufgrund der vorhandenen Versorgungslücke für Migrantinnen hat das Internationale Frauen- und Familienzentrum Heidelberg e. V. (IFZ) schon 1998 eine Lösung für sich geschaffen und die ersten internen Dolmetscherinnen ausgebildet. „Ohne sie wäre die Beratungsarbeit mit vielen unserer Klientinnen überhaupt nicht möglich“, betont Sara Gaviglio, die die „Dolmetscherfeuerwehr“ des IFZ organisiert. Im Vergleich zu Deutschland gibt es in europäischen Nachbarländern wie Belgien und der Schweiz schon etablierte Strukturen des Dolmetschens in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Soziales. Insbesondere an „Interpret“ aus der Schweiz haben sich nach Aussagen der eingeladenen Fachleute viele Initiativen hierzulande orientiert. Die Dolmetscherdienste „SprInt Wuppertal“, der „Berliner Gemeindedolmetschdienst“ und die „Mannheimer Kulturdolmetscher“ bieten an, Städte und Gemeinden zu beraten, die an einem solchen Dienst interessiert sind. Informationen gibt es bei Christine Köhl, Interkulturelle Gesundheitsförderung im Gesundheitsamt Rhein-Neckar-Kreis, Tel. 06221/522-1825 oder E-Mail: christine.koehl@rhein-neckar-kreis.de.”