Weinheim, 12. April 2019. (red/pm) So wird eine Ausstellung im Museum der Stadt Weinheim zur Geschichtsstunde und zum geradezu philosophischen Ausblick: „Wird Dorfleben wie das Leben in der Stadt nur mit schlechter Versorgung und in schönerer Landschaft? Oder macht das Dorfleben noch etwas anderes aus? Die Gemeinschaft? Das Überschaubare? Die Möglichkeit, Dinge selbst in die Hand zu nehmen“, so fragte Anja Blänsdorf in die Runde, als sie gemeinsam mit Museumsleiterin Claudia Buggle und Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner jetzt eine besondere Ausstellung eröffnete: Darin geht es um „ihr“ Dorf, Rippenweier (das genau genommen auch aus den Weilern Rittenweier und Heiligkreuz besteht).
Information der Stadt Weinheim:
“In ihrer Einführung zur Ausstellung ging die Ortsvorsteherin auf die Besonderheiten und Eigenheiten ihres Dorfes ein, das in den vergangenen Jahrzehnten einen rapiden Strukturwandel mitgemacht hat. „Damals spielte sich das Leben komplett im Dorf ab“, vergegenwärtigte sie, „es gab Arbeit, sowie die wichtigsten Geschäfte und Dienste am Ort, und man musste das Dorf eigentlich nicht verlassen“.
“Heute”, ergänzte sie schmunzelnd, „gibt es in Rippenweier noch ein paar Handwerksbetriebe und drei Wirtschaften, immerhin“. Und im Ernst fügte sie hinzu: „Aber es gibt keine Geschäfte mehr. Zum Einkaufen und zum Arbeiten muss man Rippenweier verlassen. Das Alltagsleben hat sich komplett verändert.“ Und leicht ironisch ihre Ergänzung: „Das Schlimmste, was einem Dorf wie Rippenweier heute passieren kann, ist nicht Trockenheit oder Schweinepest sondern – schlechtes Internet.“
Ein Blick in die Zukunft Rippenweiers
Blänsdorf wagte den Blick aus der Vergangenheit in die Zukunft: „Auf Rippenweier, auf alle Dörfer kommen spannende Zeiten zu. Es gilt viele Dinge neu zu regeln: Versorgung der Kinder und der Älteren, das Vereinsleben und die Organisation von großen Festen, wenn keiner mehr Zeit hat, Mobilität, Energieversorgung, digitale Zukunft, ökologische Fragen.“
Grundsätzlich sei sie sich aber sicher: „Um die Zukunft zu gestalten, muss man wissen, wie es in der Vergangenheit war. Deshalb wünsche ich der Ausstellung zahlreiche Besucherinnen und Besucher aber noch mehr wünsche ich mir, dass wir miteinander ins Gespräch kommen, Alte und Junge, „Ureinwohner“ und „Noigeplackte“, Kernstädter und Rippenweirer, um gemeinsam die Aufgaben, die die Zukunft an uns stellt, zu meistern.“
Die Identität der Ortsteile
Zuvor hatten Claudia Buggle und Dr. Torsten Fetzner für die Ausstellung geworben – und der Bürgermeister insbesondere für die Beibehaltung der eigenen Identität in den Ortsteilen. „Diese Verschiedenheit ist ein Schatz für Weinheim“, freute er sich und erzählte die Anekdote, wie vor über zehn Jahren eine Fusion der Ortsfeuerwehren an Animositäten gescheitert sei.
Die drei Orte Rippenweier, Rittenweier und Heiligkreuz liegen im vorderen Odenwald. Seit 1972 gehört Rippenweier zu Weinheim. In der Ausstellung wird das Leben und die Versorgung auf dem Land in den vergangenen 150 Jahren vorgestellt: Land- und Viehwirtschaft, Obstanbau, Apfelwein, aber auch die kleinen Lebensmittelläden, die Schule und die Kirche und das gesellige Leben. Sie hat bis zum 30. Juni geöffnet.
An den Sonntagen des 19. Mai (Internationaler Museumstag) und 2. Juni findet jeweils von 15 bis 17 Uhr ein Erzählkaffee im Museum statt.”