Weinheim, 11. Februar 2015. (red/pm) In der Oberflockenbacher Flur hat sich einiges getan! Seit Ende 2010 das Mindestflurkonzept für die Gemarkung durch den Landschaftsarchitekten Bernhard Ullrich aus Weinheim vorgelegt wurde, sind bereits etliche der insgesamt rund 70 förderfähigen Maßnahmen umgesetzt. Dies freut besonders Ortsvorsteherin Heide Maser und den ehemaligen Ortsvorsteher Kurt Weber, der den Grundstein für dieses Modellprojekt gelegt hatte.
Information der Stadt Weinheim:
“Mit Fördermitteln des Landes wurde erreicht, dass landwirtschaftliche Brachflächen wieder in einen bewirtschaftungsfähigen Zustand versetzt wurden. Schwerpunkte der Umsetzung waren die Täler des Seimertsbachs (Fotos), Daumbachs, das Haundel sowie die Quellmulde des Ratzenbachs.
Im Seimertsbachtal galt es zum Beispiel, das durchgängige Wiesental wieder her zu stellen, verbuschende Streuobstwiesen wieder herzurichten und Brachflächen wieder in Nutzung zu nehmen. Der Erfolg des Projektes ist auch das Verdienst der Landwirte und Privateigentümer, die sich aktiv an dem Projekt beteiligt haben. Insbesondere der verstorbene Ortsvorsteher Hans Salbinger, selbst Landwirt, hat sich für die Umsetzung des Projekts mit den Landwirten eingesetzt.
Landwirte werden unterstützt
Das langfristige Ziel dieser Projekte ist es, die mit erheblichem Aufwand gepflegten Brachflächen in eine dauerhafte selbsttragende Nutzung zu überführen. Damit dies auch auf Flächen möglich ist, die für Naturschutz und Landschaftsbild besonders wichtig sind, aber für den Landwirt ein ungünstiges Verhältnis von Bewirtschaftungsaufwand zu Ertrag bedeuten, werden die Landwirte ergänzend durch ein Förderprogramm bei der extensiven Bewirtschaftung unterstützt. Hierzu zählen insbesondere Feuchtwiesen, artenreiche Magerwiesen und Streuobstbestände.
Auch in diesem Jahr werden weitere Maßnahmen betreut und umgesetzt werden. Eine besonders umfangreiche Maßnahme ist im „Dörrberg“ nordöstlich von Oberflockenbach auf einem stadteigenen Grundstück vorgesehen. Es handelt sich um einen der größten Streuobstbestände in den Weinheimer Odenwald-Ortsteilen, der dringend einer Verjüngung und Pflege bedarf.
Grünspecht charakteristisch für Streuobstwiesen
Streuobstbestände sind prägende Elemente der Kulturlandschaft des Vorderen Odenwaldes und zugleich sehr wertvolle Biotope. Die Obstbäume stellen vielfältige Nist- und Versteckmöglichkeiten in der Krone, der Borke, in Höhlen und in Totastpartien bereit. Mit Obstblüte und Früchten bieten sie reichlich Nahrung für viele Tierarten. Ein besonders charakteristischer Vogel der Streuobstwiesen ist der Grünspecht.
Der Bestand im „Dörrberg“ zeichnet sich durch einen besonders artenreichen Wiesenbestand aus, in dem sogar der Teufelsabbiss vorkommt, den die Loki Schmidt Stiftung als Pflanze des Jahres 2015 auserkoren hat. Es handelt sich um eine im Spätsommer blühende Pflanzenart, die sich nur in ungedüngten, mageren Wiesen auf Dauer halten kann und wesentlich zur Blütenvielfalt und zum Nektarangebot für Schmetterlinge und Wildbienen beiträgt.
Dauerhaft kann eine Streuobstwiese nur erhalten werden, wenn die Obstbäume gepflegt werden und für den Verlust abgängiger Bäume Nachpflanzungen erfolgen. Genau dies ist im „Dörrberg“ vorgesehen. Aus dem Bestand werden voraussichtlich noch im Februar vor allem schwachwüchsige oder geschädigte Exemplare entnommen und im Herbst durch Neupflanzung von jungen Hochstämmen ersetzt. Damit einher geht die Umgestaltung von Teilbereichen mit Mittelstammobst in sehr engem Pflanzraster zu einer Hochstamm-Obstwiese mit weiteren Abständen, die leichter und hierdurch dauerhaft zu bewirtschaften ist. Der erhaltenswerte Baumbestand wird zur Förderung seiner Vitalität einem schonenden, auf zwei bis drei Phasen verteilten Pflegeschnitt unterzogen.
Mindestflurkonzept auch in Rippenweier und Ritschweier
Die Maßnahme wurde mit der Unteren Naturschutzbehörde, dem Grünflächen- und Umweltamt der Stadt Weinheim und dem Pachtlandwirt Philipp Jungmann abgestimmt, der die Maßnahme gemeinsam mit einem erfahrenen Landschaftspflegebetrieb durchführen wird. NABU und BUND wurden vorab über die Maßnahme informiert und haben diese ausdrücklich begrüßt. Finanziert wird die Durchführung mit Mitteln des Landes.
Unterm Strich ist das Mindestflurkonzept auch mit dieser Maßnahme ein Gewinn für die Landwirtschaft und den Naturschutz sowie für die Bevölkerung und die Ausflugsgäste in der schönen Odenwaldlandschaft.
Inzwischen sind auch die Stadtteile Rippenweier und Ritschweier dem Modell Oberflockenbach gefolgt und haben ein Mindestflurkonzept erarbeiten lassen, das im Frühjahr vorgestellt wird und ebenfalls noch in diesem Jahr mit ersten Maßnahmen in die Umsetzung gehen soll.”