Viernheim, 01. Juli 2014. (red/ld) Der 61 Jahre alte Mann, dessen Leiche am vergangenen Freitag in einer Wohnung in Viernheim gefunden worden ist, ist vermutlich an den Verletzungen gestorben, die er sich in einer Prügelei mit dem am Samstag festgenommenen Beschuldigten zugezogen hatte, teilt die Staatsanwaltschaft Darmstadt auch Anfrage mit.
Von Lydia Dartsch
Gemeinsam mit dem Mieter hatte der getötete Mann in der Viernheimer Einzimmerwohnung in der Friedrich-Ebert-Straße gelebt. Zehn Tage lang hatte der Körper des Mannes dort gelegen, bevor er am vergangenen Freitag entdeckt und der Polizei gemeldet worden war. Ein Bekannter des Toten hatte den Mann besuchen wollen. Als dieser die Tür nicht öffnete, hatte der Mann durch das Fenster der Wohnung den reglosen Körper gesehen und die Polizei verständigt, sagt Noah Krüger, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt.
Zu dem schnellen Fahndungserfolg habe das “außerordentliche Engagement der beteiligten Polizeibeamten” beigetragen, sagt Herr Krüger. Bereits am Freitag habe man die Spuren am Tatort besichtigt und gewürdigt und die Nachbarn befragt. “Da waren Beamte dabei, die zu dem Zeitpunkt schon 12 Stunden im Dienst waren. Andere wurden aus ihrer Freizeit zurückgerufen. Das ist eine sehr engagierte Truppe”, sagt er.
An schweren Verletzungen nach Schlägerei gestorben
Am vergangenen Samstag habe man aufgrund der Ermittlungen und der Aussage des Wohnungsnehmers, den die Staatsanwaltschaft für glaubhaft hält, einen 33-jährigen Mann zur Fahndung ausgeschrieben. “Der Mann hat sich kurz darauf widerstandslos festnehmen lassen”, sagt Herr Krüger. Angaben zur Tat und den Vorwürfen habe der Mann bisher nicht machen wollen.
Nach Aussagen des Wohnungsnehmers habe der Getötete bei ihm gewohnt. Sie seien befreundet gewesen. Die beiden und der Beschuldigte hätten sich am Tag der Tat in der Wohnung getroffen und seien in Streit geraten, der in eine körperliche Auseinandersetzung gemündet ist. Dafür sprechen nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Nachbarn, die einen Streit gehört haben. Auch die ersten Ergebnisse der Rechtsmedizin sprechen dafür: Demnach ist der Mann an schweren Verletzungen gestorben, die ihm durch sogenannte “stumpfe Gewalt” – also Schläge – beigebracht worden waren. Eine Waffe sei dazu nicht benutzt worden. Worum es in dem Streit ging, gibt die Staatsanwaltschaft derzeit nicht bekannt.
“Wir gehen davon aus, dass die drei Zechgenossen gewesen sind und sich häufiger in der Wohnung getroffen haben”, sagt Herr Krüger. Ein familiäres Verhältnis zwischen dem Beschuldigten und dem Opfer bestehe nicht. Der Mieter habe seine Wohnung nach der Prügelei fluchtartig verlassen und sie aus Angst vor weiteren Übergriffen des Beschuldigten nicht wieder aufgesucht, sagt Herr Krüger. Wie schwer sein Mitbewohner verletzt war, habe er nicht bemerkt, hatte er bei seiner Vernehmung am Samstag ausgesagt.
“Problematisches Umfeld”
Der Fall ereignete sich in einem Umfeld, das die Staatsanwaltschaft als “problematisch” bezeichnet. Die Beteiligten seien keiner geregelten Arbeit nachgegangen, sagt Herr Krüger. Die Einzimmerwohnungen in dem Mehrfamilienhaus würden als Sozialwohnungen an Menschen vermietet, die sonst keine Unterkunft haben. Auch langfristig. Man wohne dort sehr anonym: “Wenn jemand zehn Tage lang tot in seiner Wohnung liegt und nicht vermisst wird, spricht einiges für diese Aussage”, sagt Herr Krüger.
Derzeit untersucht die Rechtsmedizin Frankfurt die Leiche des Getöteten unter anderem auf den genauen Todeszeitpunkt. Dieser soll Erkenntnisse darüber bringen, ob der Mann durch die Verletzungen starb, die ihm bei der Prügelei mit dem Beschuldigten beigebracht wurde. “Es ist auch möglich, dass es zwischen dem Streit und dem Todeszeitpunkt zu einem weiteren Vorfall gekommen ist”, sagte Herr Krüger.