Mannheim, Rhein-Neckar, 24. Januar 2014. (red/sap) Anna Depenbusch ist zum ersten Mal in Mannheim, sie ist zum ersten Mal im Capitol. Sie ist mit dem Schiff gekommen, sagt sie zumindest. Denn sie ist Hamburgerin, lebt am großen Hafen, lebt in St. Pauli. Mit ihrem Programm “Solo am Klavier” begeisterte die Sängerin das Publikum im gut gefüllten Capitol.
Von Sabine Prothmann
Wie sollen die Mannheimer das verstehen, wenn du von Matrosen, Schiffen und vom Meer singst, sei sie von ihren Freunden gefragt worden. Aber meine Lieder handeln doch von Sehnsucht, Leidenschaft und Fernweh, habe sie geantwortet.
Es ist der Abend der Anna Depenbusch in schwarz-weiß – „Solo am Klavier“
Ihre Lieder und Texte sind wie ein warmes Bad, melancholisch, kokett. Sie hat Witz und Charme und sie verzaubert. Es sind Chansons, Balladen, die sie singt und spielt. Mit einer Musik, die Pop und Chanson ganz eigenwillig mischt. Es ist der Sommer im Winter – es ist ein „Sommer aus Papier“, der Titel eines ihres Lieder und des jüngsten Albums.
Sie nimmt das Publikum mit auf ihre Reise. Sie ist ganz nah dran, an ihren Zuschauern, an den Gefühlen. „Ich habe die Beziehungsratgebersparte in der Musik geradezu erfunden“, sagt sie und singt Liebes- und Beziehungslieder. Sie singt von großen Gefühlen auf eine ganz leichte Art und Weise. Und dabei ist sie so hübsch, so nett, so nah.
Anna Depenbusch in schwarz-weiß, dass ist die Sängerin mit ihrem Klavier, ohne Band, ohne Streicher und Background, das ist pur, das ist konzentriert auf eine hervorragende Musikerin und Sängerin. Anna Depenbusch in schwarz-weiß – so kommt sie auf die Bühne – mädchenhaft, im Stil der 50er Jahre. Sie trägt ein schwarz-weißes Bustierkleid mit Petticoat und Pferdeschwanz. Im Zentrum der Bühne das schwarze Klavier. Virtuos fliegt ihre Finger über die Tasten, sie trommelt auf den Klangkörper, schnalzt, schnippst und pfeift „wie Ilse Werner“. Ohne Band baut sie hier und da auf die Hilfe des Publikums, das bereitwillig mitpfeift und Refrains wiederholt.
Kleine Geschichten von Menschen und großen Gefühlen
Und es darf auch mal ein Countrysong über einen Cowboy sein, dazu greift sie in die Saiten der Gitarre und die Männer dürfen den „Cowboy aus der Hose holen“. Oder sie nimmt das “Fräulein Ukulele”, ihre Minigitarre, und führt uns nach Hawai oder in irgendeine Hafenbar.
Sie singt von der „Heimat“ und ihren ambivalenten Gefühlen und erzählt von der Entstehung des Textes, von ihrer Suche nach sich selbst während eines langen Winters in Island. In „Tim liebt Tina“ eröffnet sich einen Beziehungsreigen in Endlos-Schleife. Und sie hat keine Angst vor den ganz großen Gefühlen wie in „Kommando Untergang“. Das geht dann ganz tief unter die Haut.
Ihre Lieder sind wie kleine Geschichten von Menschen und Freunden und von Beziehungen. Und es gelingt ihr dabei den Kitsch zur Seite zu schieben und die Melancholie wie eine wärmende Decke auszubreiten. Droht die Melancholie überhand zu nehmen wird, schwenken die Texte gerne auch mal ins Frivole ohne jedoch unter die Gürtellinie zu gleiten. Und plötzlich bricht die Heiterkeit aus der Tristesse heraus. Das macht sie gleichermaßen hervorragend in ihrer Musik und in ihren Texten.