Edingen-Neckarhausen/Rhein-Neckar, 04. Juni 2012. (red/sap) Mit 63 Ölbildern, Aquarellen, Gouachen und Handzeichnungen aus allen Schaffensperioden präsentiert die “Kunst- und Kulturinitiative” Edingen-Neckarhausen eine Werkschau aus dem malerischen Lebenswerk des Frankenthaler Malers und Grafikers Emil Szymannsky. Am gestrigen Sonntag wurde die großartige Ausstellung mit einer Vernissage eröffnet.
Von Sabine Prothmann
Die Ausstellung des Frankenthaler Künstlers ist beeindruckend. Unter dem Titel “Retrospektive” wirft sie ein Blick auf die vielseitige Kunst von Emil Szymannsky.
Oder, wie der Viernheimer Kunsthistoriker Stefan Ackermann in seiner Laudatio sagt:
Wenn er mehr Glück gehabt hätte, wär er ein ganz Großer geworden, aber, was sage ich, er ist ein Großer.
Vielleicht hätte er nach Berlin gemusst, doch Szymannsky war heimatverbunden, seine Bindung an Frankenthal war zu stark.
Normalerweise seien bei der Ausstellungseröffnung im Schloss die Künstler anwesend, sagt bei der Begrüßung Michael Huber, der Leiter der Volkshochschule Edingen-Neckarhausen. Dies konnte diesmal nicht sein, denn Emil Szymannsky, 1903 in Frankenthal geboren, verstarb 1983.
Aber sein Selbstportrait sei hier und sein Sohn Rainer SzymannskY, so Huber.
Rainer Szymannsky ist es auch, der das Werk des Vaters pflegt und hegt und der ihn, jetzt noch lange nach seinem Tod, in der Region immer wieder lebendig werden lässt. Er hat ein Buch über seinen Vater geschrieben, kümmert sich um die Ausstellungen und hat immer wieder zusammengetragen und bewahrt.
In einer Vitrine befinden sich die Palletten, Farben und Pinsel des Malers. In den Vasen, die daneben stehen waren die Blumen für die Stillleben arrangiert, erzählt Rainer Szymannsky.
Ein Bild taucht wieder auf
2004 ist dem Sohn etwas Großartiges gelungen, das verschollene Bild “Die Gießer”, das er selbst nur von einer Fotografie kannte, konnte er nach einem Aufruf in der Rheinpfalz ausfindig machen.
Der Frankenthaler Emil Syzmannsky gehörte zu den Wegbegleitern des deutschen Expressionismus und zur zweiten Generation der Pfälzer Künstler, die in der expressiven Malweise arbeiteten.
Seine Begabung führte ihn zunächst an die Kunstgewerbeschule in Mannheim und er kam dann an die Badische Akademie der Bildenden Künste nach Karlsruhe Karlsruhe und später durch ein Stipendium der Stadt Frankenthal an die Akademie der Künste nach München. Zweimal wurde er mit dem Akademiepreis der bayerischen Hauptstadt ausgezeichnet.
1931 kehrt Emil Szymannsky zurück nach Frankenthal und arbeitet er als freischaffender Künstler und nach dem Krieg als Industriegrafiker und Restaurator.
Studienreisen führten ihn nach Frankreich, Holland, Italien und Österreich, weiteten seinen Blick, ließen ihn zu einer eigenständigen „Künstlerpersönlichkeit“ heranwachsen. Seine Werke befinden sich heute in städtischen, staatlichen und privaten Sammlungen.
Akademiepreis der Stadt München
Bereits 1928 erhielt für seine Porträtmalerei mit dem Ölbild „Sitzender Mann“ den Akademiepreis der Stadt München.
Sein Werk liege zwischen Spätimpressionismus und Moderne, sagt Ackermann. In München fand seine künstlerische Emanzipation statt, er wendet sich ab von der akademischen Malweise und hin zur Moderne. Stefan Ackermann sagt:
Das Portrait war eine seiner großen Stärken.
Szymannskys Kunst bezeichnet Ackermann sowohl quantitativ als auch qualitativ als ganz hervorragend. Er war ein großartiger Zeichner und widmete sich mit dem gleichen Können auch allen anderen Techniken: den Gouachen, Pastellen, Aquarellen und der “Königsdiziplin”, der Ölmalerei.
Bei der Ausstellung habe man nun versucht, das Werk nach den verschiedenen Techniken zu hängen. Nur dann, wenn es Sinn mache, habe man diese Ordnung unterbrochen, wie zum Beispiel bei dem wiedergefundenen Ölbild “Die Gießer”, hier wurden die thematisch passenden Vorstufen in verschiedenen Techniken daneben gehängt.
Diese Bilder aus der Welt der Gießerei zeigen eindrucksvoll, Szymannsky hat sich in seinem Oeuvre nicht nur dem “Schönen und Guten” gewidmet, sondern auch der Arbeitswelt.
Beeindruckend sei die thematische Vielfalt: Blumenstillleben in berückenden Farben, Tierbilder und hervorragende Menschendarstellungen.
Szymannsky müsse den Vergleich mit den ganz großen Expressionisten wie Gabriele Münter, Edvard Munch oder Alexej von Jawslensky nicht scheuen, wie der Viernheimer Kunsthistoriker Stefan Ackermann in seiner Einführung anhand von Bildvergleichen eindrücklich demonstrierte.
Form und Farbe stehen im Mittelpunkt des Werk:
Szymannsky ist ein malerischer Baumeister.
Der flächig gesetzte, breite Pinselstrich wird zum tragenden Element. Den Malakt als solchen setzt er in den Mittelpunkt bevor das Bild selbst enstehe.
Die figurale Verräumlichung, die delikate Farbauswahl und das Setzen der Flächen kennzeichnen die Bilder des Künstlers.
“Er ist ein Farbkomponist”
“Er ist ein Farbkomponist”, es enstanden wahre Glanzstücke, so Ackermann. Er setzt warme Farben neben kalte.
An Bildern demonstriert er die figurale Verräumlichung: “Die Gemengenlage des Körpers setzt sich fort im Umraum”, sagt Ackermann.
“Auf die Form kommt es ihm an”, zeigt Ackermann anhand eines Landschaftsbildes. Es ist eine Komposition aus Vertikalen, Horizontalen und Diagonalen und dann die Farbauswahl, dies mache – und das sieht auch der Betrachter – die Kunst von Emil Symannsky aus.
Beeindruckend ist das Selbstportrait auf der Staffellei.
Der Künstler hat sich – vermutlich vorm Spiegel stehend -mit Palette und Pinsel in der Hand in einen Türrahmen gestellt, es ist ein Bild im Bild. Die Farben des Umfelds – Violett, Orange und Gelb sind vorherrschend – findet man auch auf der Palette wieder.
Dem Gesicht fehlt es an Binnenzeichnung, es ist leer. Die Malerei als solches, die Farbflächen stehen im Vordergrund. Denn am Können, so Ackermann – und davon können sich die Ausstellungsbesucher überzeugen – liegt es nicht.
Die Farbflächen sollen wirken, “denn er malt mit Farben, so wie ein Schriftsteller mit Worten”, sagt Ackermann und leitet damit über zu einem kleinen weiteren Highlight dieser Vernissage: Franz Mazura, Kammersänger und Schauspieler aus Edingen-Neckarhausen liest aus einer “Kleinen Collage aus Notizen und Tagebüchern von Malern des 19. und 20. Jahrhunderts”, zusammengstellt von Stephan Froleynks, Professor an der Universität Münster.
Die Farben und Formen von Szymannsky werden zu Ausdruck und Poesie, die Worte von Franz Mazura werden zu Form und Farbe.
Die Ausstellung im Schloss in Edingen-Neckarhausen ist noch bis zum 24. Juni 2012, immer sonntags von 11:00 bis 18:00 Uhr zu sehen.
Viel Freude mit den Fotos:
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