Rhein-Neckar, 31. März 2014. (red). Ein Toter. Ein Schwerverletzter. Einer hatte Glück. Mit Beginn der Motorradsaison gab es drei schwere Unfälle im Rhein-Neckar-Kreis. Die Polizei rät zur Vorsicht, denn in den allermeisten Fällen sind die Motorradfahrer selbst schuld. Und wer stürzt, muss viel Glück haben, um nicht schwer oder sogar tödlich verletzt zu werden.
Von Hardy Prothmann
Für Polizeisprecher Dieter Klumpp gibt es eine Reihe von Auffälligkeiten:
Die gefährdeten Gruppen sind die Wiedereinsteiger und Anfänger. Seit 2006 beobachten wir schlagartig gestiegene schwere Unfälle bei Fahrern über 40 oder 50 Jahre. Die Kinder sind aus dem Haus, man kann sich das Hobby leisten, steigt nach Jahren wieder auf und leider schnell wieder ab. Die andere Gruppe sind die jungen, ebenfalls unerfahrenen Fahrer. Beide Fahrertypen gehen zu hohe Risiken ein.
Das hohe Risiko ist in den allermeisten Fällen eine “nicht-angepasste” Geschwindigkeit. “Getunte” Maschinen oder technische Mängel spielen fast keine Rolle mehr: “Sie finden in jeder Klasse PS-starke Maschinen, da braucht niemand mehr nachzuhelfen. Ab und an wird am “Sound” gearbeitet, aber das hat nichts mit der technischen Funktionsfähigkeit der Maschinen zu tun”, sagt Dieter Klumpp. Tuning finde nur im unteren Bereich, vozugsweise bei Mofa- oder Moped-Rollern statt: “Natürlich ist das fahrlässig und gefährlich, weil der Rest der Maschine nicht auf höhere Geschwindigkeiten ausgelegt ist.”
Die schweren Unfälle passieren oft im Rhein-Neckar-Kreis und nicht in den Stadtkreise wie Mannheim oder Heidelberg – alle vier Unfalltoten im Jahr 2013 starben im Rhein-Neckar-Kreis. Auch hier ist der Grund ein einfacher: “In der Stadt werden kaum hohe Geschwindigkeiten gefahren. Zu hohe Geschwindigkeiten sind das Hauptursache für schwere Unfälle. Die erreicht man eher im ländlichen Bereich oder im Odenwald, wenn die Fahrer auf die “schönen” Strecken gehen.”
Natürlich rät Dieter Klumpp auch Autofahrern zur Vorsicht:
Man muss einfach wieder aufmerksamer fahren als sonst, insbesondere bei schönem Wetter und noch dazu am Wochenende. Motorradfahrer sind einfach schneller als Autos und sie haben keine Knautschzone.
Bei den meisten schweren Unfällen, wie beim tödlichen Unfall zwischen Schriesheim und Dossenheim, bei dem ein 35-jähriger Fahrer gestern gestorben ist, wie auch bei einem Unfall auf der L590 bei Schönbrunn, bei dem ein 22-jähriger Fahrer gegen ein Baum prallte, ist der Aufprall auf Hindernisse die größte Gefahr: “Solange die Fahrer nur rutschen und ordentliche Schutzkleidung anhaben, kommen sie meist glimpflich davon. Aber die beiden Unfälle aktuell zeigen, welche dramatischen Folgen ein Aufprall hat.”
Stichwort Kleidung: “Jeans und Sandalen sind auch für vermeintlich kurze Strecken nicht eben empfehlenswert.” Auch das “richtige Schuhwerk” für die Maschinen ist ein Lebensretter: “Wir hatten vergangenes Jahr bei Kontrollen allein sechs Fahrer mit vollständig runtergefahrenen Reifen. Insbesondere bei feuchter Fahrbahn gibt es keinen Grip mehr. Damit steigt die Unfallgefahr rasant.”
Ebenfalls interessant: Die Zahl der weiblichen Motorradfahrer steigt leicht, aber die Frauen spielen in der Unfallstatistik keine Rolle:
Schwere Unfälle von Frauen auf Motorrädern gehen gegen Null – die fahren einfach vorsichtiger.
Für Dieter Klumpp ist klar, was die Hauptunfallursache ist: “Die Maschinen sind technisch top, die Straßen sind gut, die Verkehrsregeln gelten für alle. Alles entscheidend sind die Leute, die auf den Maschinen sitzen und man kann nur allen raten, erst das Hirn einzuschalten und dann Gas zu geben.”
Wiedereinsteigern rät die Polizei zu Fahrtrainings – hier bekommen die Fahrer viele Hinweise auf wichtige Sicherheitsaspekte, die vielleicht in Vergessenheit geraten sind. Doch der wichtigste Tipp ist einer, der schon immer gegolten hat: Straßen sind keine Rennstrecken und wer vorausschauend fährt, bleibt im Sattel und hat Spaß auf zwei Rädern.
Meldungen der Polizei:
“Eberbach/Schönbrunn. Eine Gruppe Motorradfahrer war am Sonntag auf der L 590 von Eberbach nach Schönbrunn-Schwanheim unterwegs. Einer, ein 22-Jähriger aus Bad Rappenau, kam ausgangs einer Linkskurve vermutlich infolge nicht angepasster Geschwindigkeit nach rechts von der Fahrbahn ab, fuhr über einen Graben in den angrenzenden Wald, wo er gegen einen Baum prallte. Der 22-Jährige wurde von seinem Motorrad geschleudert und landete schwer verletzt auf dem Boden. Sein Motorrad wurde total beschädigt. Der junge Mann musste nach der Erstversorgung an der Unfallstelle in ein Heidelberger Krankenhaus eingeliefert werden. Die Gruppe Motorradfahrer war soweit auseinandergezogen, dass niemand den Unfall beobachtet hatte. Seine Maschine musste abgeschleppt werden; eine kurzzeitige Verkehrsregelung durch Polizeibeamte war erforderlich.”
“Schwetzingen. Zu schnell nahm ein 19-jähriger Motorradfahrer aus Karlsruhe am Sonntag um 13.30 Uhr die Abfahrt von der B 36 aus Richtung Hockenheim auf die L 722. Am Ausgang der Kurve kam er mit seiner Suzuki nach rechts von der Straße ab, streifte einen Leitpfosten und stürzte im angrenzenden Grünstreifen. Nach eigenen Angaben blieb er unverletzt, an seinem Motorrad entstand Sachschaden in Höhe von ca. 3.000 Euro, das Zweirad musste abgeschleppt werden.”
“Dossenheim. Tödliche Verletzungen zog sich ein 35-jähriger Motorradfahrer bei einem Verkehrsunfall am Sonntag, gegen 14.06 Uhr auf der K 4242 zu. Der Kraftradfahrer war mit seiner Buell von Schriesheim in Richtung Dossenheim unterwegs. Aus bislang noch nicht geklärter Ursache geriet der Kraftradfahrer unmittelbar vor einer abknickenden Vorfahrtsstraße nach einer Vollbremsung auf eine Verkehrsinsel und prallte dort gegen ein Verkehrszeichen. Im Anschluss rutschte der Kraftradfahrer geradeaus weiter, überquerte die Straße und prallte gegen eine am Straßenrand stehende Straßenlaterne. Hierbei zog sich der 35-Jährige dermaßen schwere Verletzungen zu, dass er noch vor Ort verstarb. Zur Unfallaufnahme war die K 4242 bis gegen 15.30 Uhr voll gesperrt. Bei dem Unfall entstand ein Sachschaden in Höhe von ca. 4000,– Euro.”