Rhein-Neckar/Mannheim/Heidelberg, 31. März 2016. (red) Das Polizeipräsidium Mannheim hat heute die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2015 vorgestellt. Das generelle Fazit: Wer in den kleineren Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis lebt, muss deutlich weniger Angst vor Kriminalität haben als in den Städten Mannheim und Heidelberg. Insgesamt verzeichnet das Polizeipräsidium einen Anstieg von 8,6 Prozent, was deutlich über dem Anstieg im Land mit 3,8 Prozent liegt. Dafür gibt es Gründe.
Von Hardy Prothmann
Polizeipräsident Thomas Köber präsentierte eine durchwachsene Polizeistatistik für das Jahr 2015. Mit Licht, aber noch mehr Schatten.
Deutliche Steigerung der Straftaten
Klar ist: Die Zahl der Straftaten ist deutlich gestiegen. 74.190 Delikte gab es, im Vorjahr waren es noch 68.333.
Schaut man auf das Präsidiumsgebiet, liegt Heidelberg prozentual mit einer Zunahme von 16,1 Prozent (+2.109 Delikte) klar vor Mannheim mit 10,2 Prozent (+3.240 Delikte). Der Rhein-Neckar-Kreis hingegen weist nur eine kleine Steigerung um 2,2 Prozent (+508 Delikte) aus.
Allein diese drei Zahlen sind schon interpretationswürdig, denn in Mannheim leben über 300.000 Menschen, in Heidelberg rund 145.000 und im Rhein-Neckar-Kreis gut eine halbe Million. Man muss dazu immer das Verhältnis zu den Bezugsgrößen sehen und die infrastrukturellen Bedingungen.
Städter leben gefährlicher
Klar ist: In den Städten Mannheim und Heidelberg ist die Wahrscheinlichkeit sehr viel höher, Opfer einer Straftat zu werden, als in den 54 sehr viel kleineren Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis. Mannheim rangiert hier mit einer “Häufigkeitsziffer” von 11.654 hinter Freiburg mit 13.296 auf 100.000 Einwohner. In Heidelberg liegt sie bei 9.821, im Rhein-Neckar-Kreis bei 4.498.
Große Sorge: Straßenkriminalität
Große Sorge bereitet dem Polizeipräsidenten dabei die Straßenkriminalität – denn hier sind die Bürger als seine “Schützlinge” unmittelbar auch körperlich betroffen – im Schnitt sind das 16.000 Fälle von 74.190 Delikten insgesamt. Auch die Gewaltkriminalität hat mit einem Plus von 14,4 Prozent zugenommen – hier ist die Aufklärungsquote zwar mit 73,6 Prozent auf einem hohen Niveau, aber diese Entwicklung gefällt überhaupt nicht.
Insgesamt ist die durchschnittliche Aufklärungsquote mit 55,7 Prozent die höchste seit zehn Jahren, bleibt aber hinter den 60,1 Prozent im Land zurück.
Dauerbrenner: Wohnungseinbruchdiebstahl
Ein Dauerbrenner bleibt der Wohnungseinbruchsdiebstahl. Erfreulich: Hier konnte die Aufklärungsquote erneut auf 21,8 Prozent gesteigert werden und schlägt die landesweite Quote von 17,3 Prozent deutlich. Allerdings hat das “seinen Preis” wie Kripo-Chef Siegfried Kollmar sagt. Dieses “Geschäft” ist sehr personalintensiv und man ginge hier bis an die Belastungsgrenze. Da lohnt sich – um 11,3 Prozent ging dieser Deliktbereich zurück, auch hier schlägt man den Landesdurchschnitt (9,1 Prozent).
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Unterm Strich ist der Wohnungseinbruchsdiebstahl ein Deliktbereich, der das Sicherheitsgefühl der Menschen enorm belastet – die Polizei strengt sich ebenso enorm an, aber die Ermittlungsarbeit ist aufwändig und die kriminellen Banden studieren die Aufklärungsarbeit der Polizei und passen ihre Methoden an. Unabhängig davon bleibt der Appell: Viele Einbrüche würden Versuche bleiben, wenn die Bürger mehr Vorsicht walten ließen.
Große Probleme mit Osteuropäern und Nordafrikanern
Klar ist, dass osteuropäische Banden beim Einbruch eine große Rolle spielen. Der Drogenhandel wird in Mannheim und Heidelberg wesentlich durch Schwarzafrikaner betrieben und insbesondere “Flüchtlinge” aus Maghreb-Staaten (Algerien, Marokko, Tunesien) haben für eine massiven Kriminalitätsanstieg unter anderem beim Raub gesorgt.
Appell
Auch das kam zur Sprache: Polizeipräsident Köber wünscht sich mehr Bewusstsein, dass Sicherheit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, an der alle durch ihr Verhalten und ihr Mitwirken einen positiven Anteil haben können und haben sollten.
Die präsentierten Zahlen des Präsidiums sind umfangreich und im Gegensatz zu anderen Medien bekommen Sie bei uns wie gewohnt eine detaillierte und kenntnisreiche Analyse – dafür müssen wir dringend noch einige Nachfragen stellen und weitere Recherchen anstellen. Es gibt Parallelen zur Landesstatistik, aber auch deutliche regionale Besonderheiten.
Eventuell liefern wir am Freitag, sonst voraussichtlich Samstag – eben dann, wenn wir fertig sind.