Mannheim/Rhein-Neckar, 29. November 2017. (red/pro) Die Universitätsmedizin Mannheim GmbH (UMM) braucht erheblich mehr Geld zum Ausgleich von Verlusten als geplant. Wie dem Rheinneckarblog offiziell bestätigt wird, steigt der Mittelbedarf 2017 von 6,5 Millionen Euro auf rund 21,5 Millionen Euro. Die Geschäftsführung weist Vorwürfe zurück – man habe immer transparent über den Stand der unternehmerischen Entwicklung informiert.
Rund 28 Stunden brauchte es, um unsere Anfrage zu einer Finanzlücke beantworten, die seit einigen Tagen im Gespräch ist. Zuerst hatte dazu die Lokalzeitung Mannheimer Morgen berichtet, allerdings auf Basis von Gerüchten und Informationen aus nicht-öffentlichen Sitzungen.
Aktuell herrscht ein Not-Zustand – bei allen Beteiligten. Die Universitätsmedizin Mannheim GmbH wird ohne Hilfe der Inhaberin Stadt Mannheim zahlungsunfähig.
Ein Betrieb mit rund 3.600 Mitarbeitern, den man nicht einfach schließen kann, dient er doch jedes Jahr mit medizinischer Hilfe der allgemeinen Wohlfahrt durch die Versorgung von hunderttausenden kranken oder verletzten Menschen.
Andererseits ist die Wohlfahrt kein Grundrecht und muss finanziert werden. Die UMM galt bis 2013 als solider, gewinnbringender Betrieb, der sich rechnet. Aktuell wirkt der Konzern wie ein Reißwolf, der gierig Millionen verschlingt und mächtig hungrig ist.
Wir haben einige Fragen an die Geschäftsführung gestellt. Die Antworten verstehen wir (das sollte auch für unsere Leserschaft gelten) als dokumentarische Aussage auf unsere Fragen.
Wir wissen aktuell nicht, was „die Wahrheit“ ist, sondern nur, dass es erheblichen Klärungsbedarf gibt. Denn die Prognosen weichen erheblich von den prognostizierten Verhältnissen ab. Hier geht es nicht um „Erdnüsse“, sondern um sehr viel Geld.
Möglicherweise ist infolge des erheblichen Finanzbedarfs der UMM der Haushalt der Stadt Mannheim Makulatur. Nicht insgesamt, aber vor allem im Bereich politischer Gestaltungsfelder und möglicherweise auch das ehrgeizige SHM-Projekt (Strategischen Haushaltskonsolidierung in Mannheim) des Oberbürgermeisters Dr. Peter Kurz.
Unsere Fragen an das UMM und die Antworten der Geschäftsleitung:
Die CDU gibt einen letzten Informationsstand an, die UMM benötige in diesem Jahr keine außerordentlichen Zuschüsse. Dies habe sich nun verändert. Ist das zutreffend?
Die Geschäftsführung hat die Gremien regelmäßig und fortlaufend über den aktuellen finanziellen Stand des Universitätsklinikums informiert. So zuletzt auch im Aufsichtsrat am 20. September, im Gemeinderat am 24. Oktober und im Bilanzprüfungsausschuss am 22. November. Alle Vertreter dort waren demnach informiert, dass die Entwicklung im ersten Quartal im Plan lag und folglich kein weiterer Finanzbedarf zu erwarten war. Für das zweite und dritte Quartal zeigte sich eine Abweichung zum Plan, auch das wurde den Mitgliedern der genannten Gremien mitgeteilt. Die aktuell aufgrund der Abweichung von der Stadt Mannheim geplanten Zuführungen werden in das Eigenkapital fließen. Das soll die Investitionsfähigkeit des Universitätsklinikums stärken. Der Begriff „Zuschüsse“ gibt demnach den Sachverhalt nicht ganz korrekt wieder. Die laufenden Verluste kann das Universitätsklinikum nach aktuellem Stand vorübergehend über den CashPool der Stadt decken. Dieser Bedarf war den Gremien mit dem Bericht zum zweiten Quartal auch mitgeteilt worden.
In welcher Höhe benötigt die UMM weitere Mittel?
Die genaue Summe der Abweichungen steht derzeit noch nicht fest. Es ist davon auszugehen, dass zum ursprünglich für 2017 geplanten operativen Verlust (EBITDA) von rund 6,5 Millionen Euro weitere etwa 10 Millionen Euro Mindereinnahmen aus der geringeren Steigerung der Einnahmen und mindestens ca. 5 Millionen Euro zusätzliche Ausgaben für Material und Instandhaltung hinzukommen. Wie viele Krankenhäuser befindet sich das Universitätsklinikum Mannheim in einem Umstrukturierungsprozess, der einer permanenten finanziellen Unterversorgung der Einrichtungen geschuldet ist. Die UMM geht davon aus, die aktuelle Lücke im Restrukturierungsprogramm im Zeitverlauf bis 2021 aufholen zu können. Das Universitätsklinikum Mannheim hat große Fortschritte gemacht und deutliche Steigerungen aller wesentlichen Kennzahlen erreicht. Die Veränderungen gehen aber nicht in der Schnelligkeit voran, die wir erwartet haben.
Bis wann benötigt die UMM diese Mittel?
Die Einlagen in das Eigenkapital des Klinikums sind im städtischen Doppelhaushalt 2018 / 2019 vorgesehen und würden in den entsprechenden Jahren ausgezahlt. Der Jahresabschluss 2017 der Stadt wird durch Rückstellungen und Abschreibungen belastet.
Welche zusätzlichen Belastungen machen weitere, außerplanmäßige Mittel nötig?
Im Vergleich zum Vorjahr wird das Universitätsklinikum Mannheim seine Einnahmen – gemessen an so genannten Case Mix Punkten –um 2,4 Prozent steigern. Ursprünglich war für 2017 eine Steigerung von 5,3 Prozent geplant. Dadurch fehlen geplante Einnahmen. Geplante Einnahmen konnten unter anderem nicht erwirtschaftet werden, weil zunächst frühere Investitionsversäumnisse mit großem Aufwand zu beheben waren. Das betrifft insbesondere Gebäude aber auch technische Anlagen und Medizintechnik. Dadurch standen beispielsweise Intensiv- und Intermediate Care-Kapazitäten nicht wie vorgesehen zur Verfügung. Somit können erst verzögert die weitere Ausweitung des medizinischen Angebots umgesetzt und die geplanten Einnahmen erwirtschaftet werden.
Wie ordnet die Geschäftsführung die Forderung nach einer Sondersitzung des GR und die Begründung der CDU ein?
Die Geschäftsführung wird wie bisher alle zuständigen Gremien transparent über die finanzielle Entwicklung informieren, auch auf der einberufenen Sondersitzung des Gemeinderats.