Weinheim, 30. März 2016. (red/pm) Das Weinheimer Bildungsbüro setzt seit 2010 das Landesprogramm „TEMA“ bei der Berufsorientierung gezielt um. TEMA steht für: Türkische Eltern als Motor für Ausbildung. Nun schon im siebten Jahr mit TEMA läuft die Beziehung unter den Kooperationspartnern so gut wie nie zuvor.
Information der Stadt Weinheim:
„Seit 2010 setzt das Weinheimer Bildungsbüro/Integration Central das Landesprogramm „TEMA“ bei der Berufsorientierung gezielt um. „TEMA ist nun im siebten Jahr, aber die Beziehung unter den Kooperationspartnern ist so gut wie nie zuvor“, freut sich Ceylan Firat, die als Fachstellenleiterin im Bildungsbüro Weinheim die TEMA-Elternberaterinnen anleitet. TEMA steht für: Türkische Eltern als Motor für Ausbildung.
In der Fachstelle werden die Prozesse mit den Kooperationspartnern und den Projektschulen strukturiert, koordiniert und dokumentiert. Ceylan Firat: „Im Fokus stehen dabei die Jugendlichen, die beim Übergang in eine duale Ausbildung unterstützt werden sollen.
Unsere Aufgabe ist es, die Eltern an diesem Prozess zu beteiligen.“ Das sei sehr sinnvoll, denn Eltern haben einen großen Einfluss darauf, ob ihre Kinder eine Ausbildung bekommen können oder nicht.
Viele Eltern sind sich dessen aber nicht bewusst.
„Wir beraten die Eltern individuell, indem wir persönlich und telefonisch auf sie zugehen und in Gruppen mit unseren Elterninfocafés“, erklärt Halise Yüksel und ergänzt: „Insgesamt haben wir seit Beginn von TEMA 20 Elterninfocafés an den drei Schulen angeboten und konnten 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erreichen. Allein in den letzen drei Elterninfocafés in 2015 waren es 41 Teilnehmer.“
Yüksel und ihre Kollegin Güller Y?ld?z sind die mehrsprachigen TEMA-Elternberaterinnen des Bildungsbüros. Sie haben türkische Wurzeln und vermögen es, herkunftssprachlich kompetent und transkulturell vermittelnd die Eltern, Familien und Jugendlichen zum Thema duale Ausbildung zu informieren und zu beraten.
Sie motivieren Eltern und Jugendliche für eine duale Ausbildung und unterstützen sie bei der Umsetzung.
„Ich hatte keine Ahnung, welche Rolle wir als Eltern bei der Berufsorientierung meiner Tochter spielen und wie wichtig Praktika sind. Halise Yüksel hat mir die Augen geöffnet und mich mit der Berufsberaterin in Kontakt gebracht“, berichtet ein Vater.
„Bei den Familien kommt vor allem die Kontinuität sehr gut an. Sie schätzen die Bemühungen der Schule und uns Partnern und unterstützen sie. Auch freuen sich die Eltern immer sehr darüber, wenn zum Beispiel die jeweiligen Klassenlehrer im Elterninfocafé vorbeischauen. Wir sind sehr dankbar für die langjährige gute Kooperation mit den Partnern“, so Güller Y?ld?z.
Von Anfang an ist das Landesprogramm in die lokale Gesamtstrategie „Weinheimer Bildungskette“ eingebettet.
„Bevor TEMA 2010 gestartet ist, war die Anzahl der Jugendlichen mit Migrationshintergrund an unseren Kooperationsschulen, die in Ausbildung gingen, sehr gering“, weiß Ulrike Süss, die als Gesamtleitung des Bildungsbüros damals gemeinsam mit Dr. Susanne Felger vom städtischen Koordinierungsbüro Schule-Beruf/Job Central alles ins Rollen brachte: „Die hohe Anzahl der erfolgreich erreichten, informierten und beratenen Eltern und Familien, die gute Kooperation an den Schulen und die Akzeptanz der TEMA-Elternberaterinnen in der türkischen Community zeigen, dass das Projekt auf einen sehr großen Bedarf stößt. Die TEMA-Elternberaterinnen schließen die Lücken zu den etablierten Hilfen für die Jugendlichen und ihre Eltern in sehr zielführender Weise“, beurteilt Ulrike Süss.
In engem Zusammenwirken mit der Jugendberufshilfe von Job Central und mit weiteren Partnern konnten bis heute 93 Jugendliche mit vorwiegend türkischen Wurzeln in eine duale Ausbildung vermittelt werden. Sie sind in 35 verschiedenen Berufen tätig, etwa im kaufmännischen Bereich, in der Verwaltung, als Optiker, Arzthelferin, Pharmazeutisch-, oder Kaufmännisch Technischer Assistent, als Fachkraft für Lagerlogistik, Parkettleger oder Mechatroniker.
Eine Jugendliche bestätigt den Erfolg: „Für mich hat es sich total gelohnt, dass meine Mutter auf einmal so engagiert war. Ich habe letztes Jahr meine Ausbildung als Chemikerin abgeschlossen, habe eine Festanstellung, verdiene Geld und möchte Karriere machen.
Ich weiß, es geht immer weiter, wenn man eine gute Ausbildung hat. Das war die beste Entscheidung, die meine Mutter und ich treffen konnten. Fakt ist, ohne die Elternberaterin und die Jugendberufshelferin hätten wir das nicht geschafft. Herzlichen Dank.“
„Bisher haben wir mit unseren Angeboten vor Allem die Eltern erreicht. Die jüngsten Erfahrungen zeigen, dass Eltern und Jugendliche gerne auch gemeinsam informiert und beraten werden möchten.
So haben sie ähnliche Informationslagen und mehr Gesprächsanlässe und Austausch. In diese Richtung möchten wir weiter arbeiten“, ergänzt Ceylan F?rat und gibt noch einen Ausblick: „In unserem neuen Schwerpunkt möchten wir auch die Elterngeneration für ihre eigene Aus- und Weiterbildung interessieren und informieren. Dafür konnten wir die Erwachsenenbildnerin Isolde Aumüller und bereits acht Interessenten gewinnen. Außerdem streben wir es an, mehr Firmen an TEMA zu beteiligen und planen dazu eine große Veranstaltung für den Herbst.”
Alles im Überblick
TEMA steht für:
Türkische Eltern als Motor für Ausbildung.
Es wird unterstützt im Rahmen des Förderaufrufs „Der Weg zum Erfolg: Berufliche Bildung“ durch das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Baden-Württemberg sowie aus Mitteln der Stadt Weinheim und des Schulverband Nördliche Badische Bergstraße.
TEMA hat das Ziel, Eltern mit Migrationshintergrund zum dualen Ausbildungssystem zu informieren, zu beraten und zu interessieren. Dadurch können sie ihre Kinder wirksam dabei unterstützen, ihre eigenen Potentiale, sowie die Chancen und Karrieremöglichkeiten einer dualen Ausbildung zu realisieren. Jugendliche, Eltern und Betriebe können hierbei auf das starke lokale Unterstützungssystem zurück zu greifen.
Nicht zuletzt wird dadurch auch die lokale Wirtschaft dabei unterstützt, ihr Facharbeiterpotenzial zu stärken.
Das Projekt wird an folgenden Standorten umgesetzt: Dietrich-Bonhoeffer-Werkrealschule, Friedrich Realschule und Mevlana Moschee Weinheim, Friedrich-Schiller-Gemeinschaftsschule Hemsbach
In der gesamten Laufzeit von TEMA konnten 434 Eltern (278w, 156m) aus ca. 330 Familien erreicht werden.
Im Zusammenwirken mit den Schulen, insbesondere der Jugendberufshilfe von ÜbMa/Job Central und weiteren Partnern konnten bis dato 93 (47w, 46m) Jugendliche mit vorwiegend türkischen Wurzeln in eine duale Ausbildung vermittelt werden.“