Mannheim/Rhein-Neckar, 30. Juni 2015. (red/ms) Seit Anfang Mai müssen sich vier Heranwachsende vor dem Mannheimer Landgericht verantworten. Ihnen wird zur Last gelegt, innerhalb von nicht einmal acht Monaten gemeinsam 30 Straftaten verübt zu haben. Die Tatverdächtigen haben die Vorwürfe bereits eingestanden – am vergangenen Freitag erläuterte ein Kriminalhauptkommissar der Mannheimer Polizei, wie es gelungen ist, die Verbrechensserie aufzuklären – ein wenig Glück war auch dabei.
Von Minh Schredle
Giole M., Yannick S., Leon B. und sein Bruder Alian B. haben innerhalb von acht Monaten 30 Straftaten ausgeübt. Das haben die vier vor Gericht bereits eingestanden. Nicht alle waren an allem beteiligt – den Großteil ihrer Taten begingen sie aber gemeinschaftlich.
Giole, Yannick und Alain waren zum Zeitpunkt der Taten jeweils noch minderjährig. Sie werden nach dem Jugendrecht verurteilt werden. Leon B., inzwischen 28 Jahre alt und bereits vorbestraft, war an den meisten der Delikte beteiligt, hat offenbar seine jugendlichen Komplizen zu zahlreichen Taten angestiftet und wird wohl mit der härtesten Bestrafung zu rechnen haben.
Zwischen dem 8. August 2013 und dem 04. März 2014 sind die vier Angeklagten in Bäckereien und Autohäuser eingebrochen, haben fünfstellige Bargeldbeträge aus Privathäusern entwendet und mehrere Sportwagen gestohlen. “Nicht wegen der Kohle”, wie Giole M. im Zeugenstand aussagte. “Sondern aus Lust und Laune oder Langweile.”
Auffällige Ausgangslage
Im Frühjahr 2014 seien der Polizei eine ganze Reihe von Delikten aufgefallen, in die ein Porsche Panamera verwickelt gewesen sei, berichtete ein 39-jähriger Kriminalhauptkommissar am vergangenen Freitag vor Gericht. Erst wenige Wochen zuvor sei Wohnungseinbruch in Mannheim gemeldet worden, bei dem unter anderem ein Porsche Panamera entwendet worden wäre:
Der Verdacht lag sehr nahe, dass hier ein Zusammenhang besteht.
Bei dem Wohnungseinbruch sollen außerdem noch etwa 10.000 Euro Bargeld, Schmuck im Wert von gut 5.000 Euro, eine Schreckschusspistole sowie zusätzlich zum Porsche Panamera auch noch ein Porsche Cayenne gestohlen worden sein.
Serie von Delikten – Porsche ist involviert
In der unmittelbaren Folge seien der Polizei eine ganze Reihe von Delikten gemeldet worden, in die ein Porsche Panamera involviert gewesen ist: Es gab wilde Verfolgungsjagden nach gescheiterten Einbruchsversuchen in Homburg und eine Nötigung auf der A 6, bei der ein anderer Autofahrer während des Fahrens mit einer Schreckschusspistole bedroht worden ist.
In den meisten Fällen ging es allerdings um Tankstellendelikte: Die Jugendlichen tankten den Porsche voll und flohen anschließend ohne zu bezahlen. Über die Aufzeichnungen einer Überwachungskamera konnte schließlich Giole M. identifiziert werden – mit Hilfe von Facebook.
Schneller Zugriff nach Abhörung
Auch Giole M. sei zu diesem Zeitpunkt bereits polizeilich bekannt gewesen, erläutert der Kriminalhauptkommissar im Zeugenstand. Man habe demnach Bildmaterial von M. vorliegen gehabt, das man mit den Aufnahmen der Kamera abgleichen konnte.
Allerdings war Giole darüber nicht eindeutig als Täter zu erkennen – also suchten die Ermittler nach seinem Facebookprofil: Sie wurden fündig und entdeckten Fotos, mit denen es ein leichtes gewesen sei, Giole eindeutig als Täter zu identifizieren. Außerdem habe man dort einige Aufnahmen gefunden, auf denen Giole mit Freunden und einer Menge Bargeld posierte.
Die Polizei beginnt, das Handy von Giole abzuhören. Und es dauert nicht lange, bis Giole und die anderen drei sich wieder einmal zu einem Wohnungseinbruch verabredeten. Die Polizei greift zu und nimmt alle vier Tatverdächtigen fest.
“Ein Glücksgriff”
Zunächst macht keiner von ihnen Angaben. Leon B. wird auch in allen folgenden polizeilichen Vernehmungen die meisten Tatvorwürfe abstreiten. Doch es liegt eine erdrückende Beweislast vor – zumal auf den Handys der Jugendlichen Fotos gefunden wurden, die eindeutig Diebesgut zeigten.
Giole M. ist schließlich voll geständig. Er berichtet der Polizei von insgesamt 30 Delikten, die sich in jüngster Vergangenheit in seinem Umfeld abgespielt haben und an deren Großteil er beteiligt gewesen ist.
Da waren auch viele Delikte dabei, die wir noch gar nicht auf dem Schirm hatten,
sagt der Polizist, der die Ermittlungen gegen die kriminelle Bande leitete. Er bezeichnet den Zugriff und das Geständnis als “Glücksgriff”. Nachdem Giole die Tatvorwürfe eingestanden hatte, machten auch die anderen Beschuldigten Aussagen. Während die Befragung von Leon B. “nur wenig ergiebig” gewesen sei, wären die Angaben von Yannic S. “nahezu deckungsgleich” mit denen von Giole gewesen, sagt der Kriminalhauptkommissar.
Inzwischen neigt sich der Gerichtsprozess seinem Ende zu: Die bedeutendsten Zeugen sind gehört, die Beweislage ist eindeutig und die Tatverdächtigen haben die meisten Vorwürfe bereits alle eingestanden. Aktuell sind noch zwei Verhandlungstage geplant, der nächste ist auf den 13. Juli angesetzt.