Mannheim, 29. Juli 2019. (red/pro) Der Vorsitzende Richter des Schöffengerichts am Amtsgericht Mannheim, Volker Schmelcher, ist im Alter von 61 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben.
Von Hardy Prothmann
Es gibt Texte, die schreibt man nicht gerne – für mich persönlich sind das Nachrufe. Andererseits hält ein Nachruf die Erinnerung an einen Verstorbenen wach und das ist gut so.
Ich habe den Vorsitzenden Richter Volker Schmelcher nicht gut gekannt, aber einige Prozesse unter seinem Vorsitz verfolgt. Ein feiner Herr, freundlich im Wesen, kristallklarer Geist, ein Meister des Wortes und auch wenn sein Beruf Härte verlangte, war man bei ihm in gerechten Händen. Als Berichterstatter war sein Vorsitz für mich nicht nur spannend, sondern oft ein Lehrstück, wie ein Gericht durch sorgfältiges Prüfen von belastenden und entlastenden Beweisen und gründlicher Abwägung zu einem Urteil kommt. Ich habe bei diesen Gerichtsterminen durch Herrn Schmelcher viel gelernt. Er hinterlässt eine Lücke, als Mensch und als Jurist.
Das sieht auch der Mannheimer Strafverteidiger Maximilian Endler so – auf Facebook äußerte er sich zum Tod des Richters wie folgt. Aus den Zeilen klingt tiefster Respekt gegenüber Herrn Schmelcher. Wir veröffentlichen den Post mit freundlicher Genehmigung:
„Die meisten kannten ihn als einen der Vorsitzenden des Schöffengerichts beim Amtsgericht Mannheim. Er war eine herausragende Richterpersönlichkeit, ein glänzender Jurist, unter den Kollegen beliebt, von Staatsanwälten und Verteidigern geachtet und von Angeklagten respektiert.
Als Verteidiger bekam man nicht immer das gewünschte Urteil, jedoch immer eines, das man als rechtsstaatlich richtig empfand und das kein ungutes Gefühl zurückließ. Das Verhandlungsklima bei ihm war sachlich und nicht selten humorvoll, er verübelte engagierte Verteidigung nicht, sondern schätzte sie. Er bestellte Anwälte zu Pflichtverteidigern, von denen er eine qualitativ hochwertige und kämpferische Verteidigung erwarten konnte, bei denen er den Angeklagten also in besten Händen und gut verteidigt wusste. Auch hier zeigte sich seine Souveränität. Über Kollegen, die stets nur die ortsansässigen Verurteilungsbegleiter beiordneten, schmunzelte er manchmal.
Er wird der Mannheimer Justiz fehlen, viele solche Richterpersönlichkeiten findet man nicht mehr. Fehlen wird er auch mir ganz persönlich. Ich habe ihn sehr geschätzt und gemocht. Während ich immer nur so tun konnte, als könne ich Italienisch, konnte er, der mit einer Italienerin verheiratet war, es fließend. Begrüßte man ihn scherzhaft auf Italienisch, kam schnell ein ganzer Wortschwall zurück, der einen glauben ließ, es stehe ein echter Italiener vor einem.
Er hat lange mit seiner schweren Krankheit gekämpft und als wir uns das letzte Mal trafen, berichtete er von einem neuartigen Behandlungsansatz, an den er viel Hoffnung knüpfte. Leider hat sie sich nicht erfüllt.
Meine Gedanken sind bei seiner Familie, der er gewiss am meisten fehlen wird. Und nicht nur ihr.
Es heißt, so richtig sterbe man erst, wenn man vergessen sei. Und wenn das stimmt, dann wird er noch lange nicht sterben.“
Herr Schmelcher wurde am 27. Juli in Heidelberg-Kirchheim bestattet.