Schwetzingen/Rhein-Neckar, 29. Mai 2012. (red) In sechs Metern Höhe übt der kleine Turner am Reck. Das Kunstwerk des Heddesheimer Landschaftsarchitekten Kurt Fleckenstein am Kreisverkehrsplatz Mühlenstraße/Carl-Theodor-Brücke/Nadlerstraße soll imagebildend sein: Für die Stadt und für den Sponsor Werner Pfitzenmeier. Am 26. Mai wurde “Der Turner” offiziell eingeweiht.
Von Hardy Prothmann
Es ist das siebte Kunstobjekt, dass Kurt Fleckenstein auf einem Kreisverkehr installiert hat, andere stehen in Heddeshem, Ladenburg oder Ilvesheim. Fleckenstein hat mit dem Turner eine interessante Figur geschaffen. Imposant ragen zwei Stahlpfeiler aus dem Inneren des Kreisverkehrs. Dazwischen hat Fleckenstein eine Reckstange montiert, an der eine 1,30 Meter große Jungenfigur das Turnen übt.
Fleckenstein bringt so mehrere Dinge zusammen: Das Kunstobjekt hat der Fitness-Unternehmer Werner Pfitzenmeier als Sponsor bezahlt. Dessen Unternehmensfarben rot-weiß finden sich im weißen Jungen mit der roten Hose wieder. Das Reck als Sportgerät ist aber gleichzeitig Stadttor, ragt hoch aber durchlässig empor. Das Objekt ist ein Blickfang, lenkt aber nicht ab. Kunst im Straßenverkehrsraum darf nämlich nicht die Aufmerksamkeit für den Verkehr nehmen.
Rund 150 Gäste sind zur offiziellen Einweihung des Turners am Kreisverkehrsplatz Mühlenstraße/Carl-Theodor-Brücke/Nadlerstraße gekommen. Kunst auf Kreisverkehrsinseln liegt im Trend und kann imagebildend sein. Turnen setzt eine dynamische Körperbeherrschung voraus, besteht aus Kraft und Flexibilität. Diese Symbolik soll gleichermaßen für ein Fitness-Unternehmung Pfitzenmeier wie auch die Stadt Schwetzingen gelten. Als Stadt in Bewegung und ein Unternehmen, das bewegt.
Statt eines prahlerischen Muskelprotzes hat Kurt Fleckenstein einen dürren Jungen gewählt, der sich noch entwickeln, das Turnen noch lernen muss:
Ich habe den Jungen durchaus in Provokation zur durchgestylten Werbewelt gesetzt.
Ein mutiger Ansatz. Respekt muss man da vor dem Unternehmer Pfitzenmeier haben, der immerhin 20.000 Euro gespendet hat und dafür kein “perfektes” Ergebnis bekommt, sondern eins, dass sich entwickeln muss. Der Schwetzinger Unternehmer hat vielleicht aber auch daran gedacht, dass sich sein Unternehmen vor 35 Jahren entwickelt und sich in dieser Zeit immer mal wieder verändert hat.
Auch in der Stadt wird kontrovers diskutiert. Und damit ist ein Ziel erreicht: Aufmerksamkeit und Kommunikation: “Was kann sich Kunst mehr wünschen?”, sagte Professor Hans Gercke, der gut 40 Jahre Direktor des renommierten Heidelberger Kunstvereins war und im Auswahlverfahren für das neue Kunstwerk auf dem Kreisverkehr als Berater fungierte. Die “Bewegung”, die der Turner ausstrahle, kommuniziere auch mit den Betrachtern, die ja nicht innehalten könnten, sondern das Kunstwerk von weitem schon sehen könnten, sich annähern, es umfahren, um es dann hinter sich zu lassen. Fleckensteins Umsetzung findet der Experte deshalb außerordentlich gelungen.
Kurt Fleckenstein selbst zeigt sich auch zufrieden mit der Diskussion:
Wenn alle einer Meinung wären, hätte ich was falsch gemacht.
Kunst ist keine “Einbahnstraße”, die nur eine Richtung kennt, sondern ein Begegnungsprozess, der schon immer Thema ist, nicht erst seit Goethes “Willkommen und Abschied”. Die Skulptur grenzt sich deutlich von einer an dieser Stelle nicht sehr attraktiven städtebaulichen Umgebung ab und wertet diesen Stadteingang deutlich auf.
Der Unternehmer Werner Pfitzenmeier hat seiner Heimatstadt eine mutige Skulptur geschenkt, die gut zur traditionsreichen, aber modernen Stadt Schwetzingen passt.
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