Ludwigshafen, 28. April 2016. (red/cr) Kugelschreiber, Marker, Acrylfarbe und eine Schleifmaschine. Bernd Ribbeck trägt Farbe auf, kratzt daran herum und schleift sie wieder ab – dabei arbeitet er wie ein Archäologe. Bloß nicht so vorsichtig. Bei seiner kleinformatigen abstrakten Malerei legt er geometrische Formen frei. Das Wilhelm-Hack-Museum eröffnet am Freitagabend eine Ausstellung mit Werken aus allen Schaffensperioden.
Von Christin Rudolph
Es fängt an mit einer Skizze auf einer karierten Karteikarte. Die Flächen sind ausgefüllt mit Markern und schraffiert mit Kugelschreibern.
Auf den ersten Blick eine geometrische Zeichung eines gelangweilten Schülers aus dem Matheunterricht. Auf den ersten Blick.
Teilweise finden sich Zahlen neben den Linien – Maßangaben, wie groß das Motiv später werden soll. Dann wird die Skizze auf eine weiß grundierte Holzfaserplatte übertragen. Acht bis zehn, manchmal noch mehr Acryl-Farbschichten werden aufgetragen.
Erst Farbe drauf, dann wieder runter
Und dann wird an ihnen gekratzt, geschliffen und schraffiert.
Der ganze Malprozess, der zerstörerisch und aufbauend ist – irgendwann entsteht da ein Gleichgewicht für mich.
Der deutsche Künstler Bern Ribbeck, geboren 1974 in Köln, eröffnet mit seiner abstrakten Malerei Räume – Architektur, Spiritualität, ganze Sonnensysteme.
Dynamischer Schaffensprozess
Den Raum dafür bietet derzeit das Wilhelm-Hack-Museum. Am Freitagabend um 19:00 Uhr wird dort eine Einzelausstellung seiner Werke eröffnet.
Sie zeigt alle Schaffensperioden; Werke aus dem Jahr 2003 bis heute. So lassen sich Unterschiede erkennen. Eine Serie von Kreisen etwa wirkt fast schon schlicht im Vergleich zu den komplexen geometrischen Konstruktionen anderer Bilder.
Bernd Ribbeck erklärte, zu der damaligen Zeit habe er einfach keine Lust gehabt, komplexe Skizzen zu entwerfen. Er habe sich mehr auf die malerische Variation konzentriert.
Kunst und Raum in Beziehung
Diese verschiedenen Phasen werden architektonisch aufgegriffen.
Die besondere Ausstellungsarchitektur rahmt die Malerei und greift ihre Motive auf,
beschreibt Direktor und Kurator René Zechlin die Gesamtkomposition. Die jüngeren Bilder, die in diesem oder im vergangenen Jahr entstanden sind, schmücken hohe blaue Torbögen.
Von dieser offenen Konstruktion gelangt man in einen sternförmigen Gang aus Stellwänden.
Atmosphärische Ruhe
Dort gibt es ersteinmal einen Überraschungseffekt. Denn sowohl die Werke als auch die Präsentation sind anders – die Farben, die Techniken, das Licht, sogar der Geruch.
Hier sind die Wände mit violettem, schwarzem oder weißem Stoff bespannt und zeigen ältere Arbeiten mit Tusche auf Papier. Diffuses Licht erzeugt eine ruhige Atmosphäre.
Folgt man dem Gang fühlt es sich an, als würde man sich dem Zentrum eines Schneckenhauses nähern.
Konzentration auf kleiner Fläche
Weder die Bilder noch die Ausstellung haben einen Titel. In jedem der kleinformatigen Bilder wird ein Kontrast abgebildet. Der Aufbau aus streng geometrischen Formen wirkt rational, die Flächen jedoch sind unterschiedlich behandelt.
Marker, Abschleifungen und Kugelschreiber lassen den Schaffensprozess nachvollziehen als dynamische Elemente zwischen statischer Geometrie.
Ich arbeite das Bild heraus,
sagt der Künstler. Kurator René Zechlin meint:
Wie ein Archäologe.