Mannheim/Rhein-Neckar, 29. September 2018. (red/pro) Am kommenden 03. Oktober hat Ralph Hartmann, Dekan der Evangelischen Kirche in Mannheim, zusammen mit anderen zu einer Demonstration aufgerufen. Fragen im Vorfeld wollte er dem Rheinneckarblog nicht beantworten. Zu einer Pressekonferenz wurden wir nicht eingeladen. Das ist ein merkwürdiges Verhalten für jemanden, der sich für Demokratie und Rechtsstaat einzusetzen vorgibt.
Von Hardy Prothmann
Auf der Website „menschlichkeit-rhein-neckar.de“ ruft man zu Spenden auf. 15.000 Euro sind das Ziel, 2.500 Euro sind bereits zusammengekommen. Unsere Frage:
Sie rufen zu Spenden für die kommende Veranstaltung am 3. Oktober auf. Es wird allerdings keinerlei Verwendung der Spendengelder erklärt. Für welchen Zweck werden diese gesammelt?
Die Antwort hätte lauten können: „Wir haben Kosten für Lautsprecheranlangen und andere organisatorische Dinge.“ Doch was passiert mit dem Geld, das nicht benötigt wird?
Weiter interessierte uns die Liste der 13 Erstunterzeichner.
Wo haben diese Personen unterzeichnet? Bis wann war man „Erstunterzeichner“, ab wann nicht mehr? Warum werden 13 Erstunterzeichner genannt?
Auch diese Fragen müssten doch eigentlich einfach zu beantworten sein. Dekan Hartmann schweigt.
Auf auf die nächsten Fragen hat Dekan Ralph Hartmann keine Antwort:
Warum ruft die Diakonie nicht mit Partnern, beispielsweise dem Migrationsbeirat und migrantischen Vereinen, gemeinsam auf? Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie?
Immerhin. Auf der Pressekonferenz wurden 3.000 Personen genannt, wie man einer Lokalzeitung entnehmen konnte.
Es gibt weitere Fragen. Beispielsweise fiel uns Lukas 5, 32 ein: „Und Levi richtete ihm ein großes Mahl zu in seinem Haus, und viele Zöllner und andre saßen mit ihm zu Tisch. Und die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten murrten und sprachen zu seinen Jüngern: Warum esst und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern? Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße.“ Das führt zu diesen Fragen:
Sie beziehen sich explizit als Hintergrund für die Veranstaltung auf „die Demonstration von Hass und Gewalt in Chemnitz“. Sehen Sie alle Demonstrationsteilnehmer in Chemnitz als von „Hass“ getrieben an?
Der Aufruf betont Artikel 1 GG, „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Dazu wollten wir von Herrn Hartmann wissen:
Welche Motive vermuten Sie bei den mutmaßlichen Tätern, die in Chemnitz einen 35-jährigen Deutschen erstochen haben sollen und wie bewerten Sie dies?
Laut offiziellen Angaben wurden in Chemnitz 37 Personen verletzt. Vor einem Jahr in Hamburg beim G20-Gipfel waren es über 700 verletzte Polizeibeamte. Es herrscht Chaos und Gewalt. Dazu stellten wir diese Fragen:
Warum wurde damals keine Demo „gegen Hass und Gewalt“ durch Sie veranstaltet? Warum fehlt ein aktueller Bezug zu „Hass und Gewalt“ im Hambacher Forst – auch hier wurden rechtsstaatlich handelnde Polizeibeamte verletzt?
Die Veranstaltung setzt sich eindeutig für „Demokratie und Rechtsstaat“ ein. Auch dazu fällt uns eine drängende Frage ein:
Halten Sie friedliche Demonstranten in Chemnitz für undemokratisch und gegen den Rechtsstaat eingestellt?
Der Aufruf betont zudem ein „friedvolles und respektvolles Zusammenleben“. Auch die nächste Frage wollte Dekan Ralph Hartmann nicht beantworten:
Richtet sich der Aufruf nur gegen gewalttätige Rechtsradikale oder auch gegen gewalttätige Linksradikale sowie kriminelle und gewalttätige Zuwanderer?
Und da sich die Organisatoren eindeutig für den Rechtsstaat aussprechen, hatten wir noch diese unbeantwortete Schlussfrage:
In Deutschland halten sich mehrere hunderttausend Menschen ohne Erlaubnis auf und sich ausreisepflichtig. Werden Sie aus Respekt vor dem Rechtsstaat dazu aufrufen, dass diese das Land verlassen müssen?
Anm. d. Red.: Wir stehen redaktionell auf dem Standpunkt, dass sich die Kirchen aus der Politik zu halten haben. Religion ist eine private und keine öffentliche Angelegenheit. Das gilt auch für den Sport, der sich tunlichst von der Politik fernhalten sollte. Welche Verwerfungen hervorgerufen werden können, hat erst kürzlich das Beispiel Mesut Ösil gezeigt. Zudem hat insbesondere der SV Waldhof in Sachen Gewalt erst mal seine Hausaufgaben zu machen und ist aktuell eher nicht geeignet, als Stimme für Frieden aufzutreten. Uns wundert ebenso, dass ein Unternehmer mit Migrationshintergrund „Erstunterzeichner“ ist – der Mann steht überhaupt nicht für verschiedenste Migranten in Mannheim. Wenn schon, hätte man als „offizielle Vertretung“ den Migrationsbeirat der Stadt Mannheim dafür gewinnen sollen.