Mannheim, 29. September 2017. (red/pro) Eine Lokalzeitung der Region berichtet heute über eine mögliche Personalentscheidung und pumpt einen selbstverständlich nicht öffentlichen Prozess so dermaßen auf, dass man denken könnte, der Berichterstatter hätte irgendetwas aufgedeckt. Hat er. Was, erfahren Sie im Text.
Von Hardy Prothmann
Die Stadt Mannheim ordnet einige ihrer städtischen Unternehmen neu. Das ist interessant. Und sehr komplex. Zu komplex für manche Medien. Sowieso in der inhaltlich, analytischen Aufbereitung. Vor allem für solche, die grundsätzlich Skandale wittern und grundsätzlich davon ausgehen, dass es “geheime” Pläne gibt. Denn was geheim ist, muss ja immer irgendwie “gemauschelt” sein.
Die Lösung? Ganz einfach.
Aktuell raunt eine Lokalzeitung von “Plänen”, von “dem Vernehmen nach” und “nach Informationen dieser Zeitung” und mit viel, viel Konjunktiv irgendetwas vor sich hin – man könnte den Eindruck bekommen, die Lokalzeitung sei da auf der Spur einer ganz, ganz, ganz, um nicht zu sagen ganz außerordentlichen Story über einen “SKANDAL”. Tatsächlich kommt nichts rum. Außer Geraune des dem Vernehmen nach und nach unseren bislang zwar unbestätigten, aber doch vermutlich zutreffenden Informationen herausragendsten Investigativjournalisten dieser Lokalzeitung.
Die Personalie, die “investigativ” berichtet wird, ist jedem gut informierten Journalisten längst bekannt. Und jeder, der sich politisch auskennt, weiß, dass das keine Story ist. Die Person ist qualifiziert und geeignet. Die Umbaupläne der Stadt Mannheim bei städtischen Gesellschaften sind öffentlich bekannt.
Where the fuck, is the story?
Tatsache ist, dass Geheimnisse zum Leben gehören. Zum Geschäftsleben sowieso. Wer totale Transparenz fordert, müsste eigentlich sofort in den eigenen vier Wänden Kameras und Mikros aufstellen und selbst intimste Sachen rücksichtslos preis geben. Wer sowas als Journalist fordert, müsste das als Journalist auch selbst bringen. Dem Vernehmen nach und nach uns vorliegenden Informationen ist der der Redaktion bekannte Investigativjournalist der Lokalzeitung dazu allerdings so gar nicht bereit.
Es gibt aus guten Gründen Geheimnisse. Und es gibt aus guten, journalistischen Grünen Geheimnisse, die es aufzudecken gilt. Es gibt aber auch Informationen, die man “pfleglich” behandelt und nicht sofort rausbläst. Den Widerspruch muss man abwägen und verantwortlich selbst entscheiden.
Wenn Entscheidungsprozesse ein “Geschmäckle” haben, sollten Journalisten sich drum kümmern und begründet auch “gnadenlos” aufdecken. Findungsprozesse aktiv und grundsätzlich zu stören, ist nicht Aufgabe von Journalismus. Ganz im Gegenteil. Das ist journalistisch verantwortungslos.
Abträglich für Journalismus ist sowohl Bratwurst-, wie Hu-hu-Journalismus. Also das Aufblasen von Nicht-Nachrichten zu inhaltsleeren Nachrichten und “Aufregern”, wo kein Aufreger ist. Hu-Hu ohne Belege, ohne Beweise, ohne Konjunktiv, ist und bleibt Hu-Hu.
Damit befördert man nur Politik- wie Medienverdrossenheit. Und bedient extreme Ansichten. Auch politisch.
Weder der “Plan” ist geheim, noch ist er anrüchig. Die Personalie ist selbstverständlich zunächst vertraulich. Die Story der Lokalzeitung ist im Kern nur hu-hu.
Sonst nichts.