Rhein-Neckar, 29. Januar 2016.(red/hmb) Aktuell gibt es Meldungen, dass der Besuch von Schwimmbädern durch Flüchtlinge zu Problemen führt; dass sich diese nicht an die Badeordnung halten würden, sich trotz mangelnder Fähigkeiten ins Schwimmerbecken wagen und Frauen sexuell belästigen. In Bornheim bei Bonn hatten Flüchtlinge daher noch bis vor kurzem Badeverbot – in Hermeskeil (Rheinland-Pfalz) brauchen sie nun einen Badepass als Zugangsberechtigung. Und wie sieht es in der Region aus?
Von Hannah-Marie Beck
Sie rasieren sich angeblich in öffentlichen Schwimmbädern, entleeren dort ihren Darm im Becken, masturbieren im Whirlpool und belästigen Frauen sexuell. Einige Bäder melden aktuell, dass der Badebesuch von Flüchtlingen enorme Probleme verursacht.
Sowohl die Verbandsgemeinde Hermeskeil (Rheinland-Pfalz) als auch die Stadt Bornheim bei Bonn informieren sogar auf ihren Homepages über Vorkommnisse. Dort lässt man Verstöße gegen die Badeordnung und sexuelle Belästigung nicht ungestraft: Noch bis vor kurzem hatten Flüchtlinge in Bornheim Badeverbot. In Hermeskeil brauchen Asylbewerber/innen nun einen Badepass als Zugangsberechtigung – und den bekommen sie nur, wenn sie an einer ausführlichen Unterweisung über die Sicherheits-, Hygiene- und Benimmregeln teilgenommen und sich mit einer Unterschrift zur Einhaltung dieser Regeln verpflichtet haben.

Das Herschelbad in Mannheim. Foto: Von Mr Marc – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, $3
Doch wie sieht es in der Region aus? Die Rückmeldungen aus Mannheim, Heidelberg, Weinheim, Ludwigshafen, Schwetzingen, Speyer und Viernheim lassen erleichtert aufatmen: Keines der Bäder will negative Erfahrungen gemacht haben. Aber einige treffen Vorkehrungen und haben ihre Badeordnung in die arabische Sprache übersetzt. In Mannheim wurden sogar Piktogramme aufgehängt und man versucht Flüchtlinge direkt beim Eintritt einzuweisen.
Auch andere machen Ärger
In Ludwigshafen, Weinheim, Viernheim, Speyer und Schwetzingen gab es nach eigenen Angaben keine Vorkommnisse – unter den Badegästen wurden dort ohnehin eher wenige Flüchtlinge entdeckt. Kein Wunder, denn viele der Geflüchteten sind Nichtschwimmer und die Eintrittspreise sind für sie hoch – einen vergünstigten Preis erhalten sie in der Region bislang nicht.
Schon immer gibt es in Ludwigshafen, unabhängig von den Flüchtlingen, an Stoßtagen eine enge Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsdienst. In Schwetzingen wird momentan die Alarmanlage überarbeitet – dies steht ebensowenig im Zusammenhang mit Flüchtlingen und zeigt: Auch andere machen Ärger!
Verwirrung trifft auf Verständnis
Dagegen werden die Bäder in Mannheim und Heidelberg häufig von Flüchtlingen – in Heidelberg oft in Gruppen von 6 bis 12 Personen – besucht. Und da verläuft der Badebesuch wohl nicht immer ganz so glatt:
Diese Menschen betreten teilweise zum ersten Mal ein Bad – da kann es schon zu Irritationen kommen. Das sind kulturelle Unterschiede, mit denen wir jetzt lernen müssen umzugehen,
meint Ellen Frings, Pressesprecherin der Stadtwerke Heidelberg.
In Heidelberg sei es schon passiert, dass Flüchtlinge ausversehen in die falsche Umkleidekabine gegangen sind. Es habe auch neugierige Blicke auf Frauen gegeben – doch man habe positive Erfahrungen gemacht, dass die Flüchtlinge ihren Fehler eingestehen und sich entschuldigen, wenn man sie darauf hinweist.
Bettina Schaub, Pressesprecherin der Stadt Mannheim, berichtet ähnliches:
Das Nutzungsverhalten der deutschen Schwimmbäder ist natürlich noch nicht so eingeübt.
Verständlich, denn in ihren Heimatländern gibt es kaum Bäder – und wenn doch, dann in der Regel getrennte für Männer und Frauen. Es sind grundlegende Abläufe, die Flüchtlingen so nicht bekannt sind, zum Beispiel, dass man duschen sollte, bevor man ins Wasser geht.
Für Flüchtlinge ist vieles, was uns schon unser ganzes Leben lang vertraut ist, vollkommen neu und sie müssen erst lernen, wie alles abläuft. Dabei sollte man sie unterstützen und Verständnis zeigen, so wie viele Bäder es bereits tun.
Kleine Fehler beim ersten Badbesuch sind nachvollziehbar – solange es nur bei diesen bleibt. Größere Verstöße lassen sich aber nicht mehr mit Unwissenheit begründen und müssen geahndet werden – verständlich, dass die Bäder in Bornheim und Hermeskeil da Konsequenzen gezogen haben.