
Schlammschlacht: Im Sommer sah die Festwiese nach einem Konzert von Xavier Naidoo aus wie ein Acker – jetzt hetzt die RNZ über beste Verbindungen zu Demi Promotion gegen Bensheim und setzt Ladenburg unter Druck. Zeit, dass sich der Gemeinderat der Sache annimmt. (Archivbild)
Ladenburg/Hirschberg/Bensheim/Rhein-Neckar, 28. November 2013. (red) Die Rhein-Neckar-Zeitung hat sich Sorgen um die Zukunft des Musiksommers in Ladenburg gemacht. Die Hirschberger Agentur Demi Promotion hat wohl Probleme mit der Finanzierung und sucht die Schuld bei anderen. Doch das ist nur der vordergründige Teil der Geschichte. Interessanter sind die Hintergründe – vor allem die versuchte Erpressung im Mantel einer „Berichterstattung“.
Von Hardy Prothmann
Axel Sturm, Journalist im Nebenerwerb, ist mal wieder ganz dicht dran am Thema. Das ist auch kein Wunder, denn schließlich arbeitet seine Tochter Laura Sturm in der Hirschberger Agentur und er trifft sich auch immer mal wieder mit Geschäftsführer Dennis Gissel zum geselligen Beisammensein. Man darf also den Kontakt durchaus als „freundschaftlich“ betrachten – im Text liest sich das freilich als offizielle „RNZ-Anfrage“.
Finanzielle Probleme bei Demi
Was man so hört – das war bislang nur ein Gerücht, das sich nun aber durch den exklusiven Bericht bestätigt – hatte Demi Promotion schon immer finanzielle Probleme mit Musik-Veranstaltungen zumindest in Ladenburg.
Herr Sturm schildert, was die Agentur alles versucht habe, um das zu ändern. Und lässt Herrn Gissel beklagen, dass im benachbarten Hessen die Preise „total versaut“ werden, weil dort „selbst höchste Gagenforderungen“ für Auftritte beim Hessentag gezahlt würden – aus Steuergeldern.
Matthias Schaider, Pressesprecher der Stadt Bensheim, sagt:
Wir haben den Bericht mit großer Überraschung zur Kenntnis genommen – inhaltlich und über die Wortwahl sind wir sehr verwundert.
Kurios: Bislang ist nur der Mannheimer Künstler Xavier Naidoo verpflichtet worden. Welche „Schnittmengen“ im Bericht der RNZ gemeint sein könnten, ist für Herrn Schaider ein Rätsel. Über die Preise ist Herrn Schaider nur oberflächlich informiert, das läuft über die Hessische Staatskanzlei: „Ich weiß aber, dass wir gewisse Künstler nicht bekommen haben, weil die Forderungen zu hoch waren.“
Die Stadt Bensheim wundert sich auch, woher die RNZ ihre Informationen hat. Herr Sturm hat sich nie mit Herrn Schaider in Verbindung gesetzt, um die Behauptungen von Herrn Gissel gegen zu recherchieren. Das verwundert allerdings niemanden, der die „Berichte“ von Herrn Sturm kennt. Erstaunlich ist, dass die Rhein-Neckar-Zeitung solch einseitige Berichte zulässt. Vielleicht ist das der Chefreaktion nicht bekannt, vielleicht interessiert man sich auch gar nicht dafür, vielleicht ist man ja aus Gründen damit einverstanden.
Gerüchte über bevorzugte Behandlung
Gerüchteweise hört man, dass die Stadt Ladenburg die Festwiese bislang dem Veranstalter Demi Promotion ohne Pacht überlassen habe. Auch die Arbeiten des Bauhaufs, die beträchtlich seien, soll die Stadt bislang nicht in Rechnung stellen. Die Schäden nach dem letzten Konzert sollen in Rechnung gestellt worden sein – ob voll oder anteilig oder ob überhaupt, ist nicht bekannt. Bürgermeister Reiner Ziegler, SPD-Mitglied wie auch Herr Sturm, hält sich hier auch gegenüber Anfragen von Gemeinderäten nicht nur bedeckt, sondern reagierte in der Vergangenheit mit heftiger Verärgerung und erklärt, dies falle in seinen Geschäftsbereich. Ebenfalls nicht geklärt ist, ob Demi sogar den Strom und andere Leistungen bislang umsonst erhalten hat. Fest steht, dass Herr Ziegler ein großer Fan der Musikveranstaltungen ist. Keine umliegende Gemeinde sonst hat was in dieser Größenordnung zu bieten.
Vielleicht gibt es aktuell trotzdem Signale von Seiten der Stadt auf Druck von CDU-Gemeinderäten, dass diese Leistungen nicht mehr kostenfrei sein können. Ob oder ob nicht ist eine Frage der Perspektive: Die einen sagen, es kann nicht sein, dass man einen privaten Veranstalter – noch dazu aus einem anderen Ort – mit Steuergeldern subventioniert. Vor allem der Bürgermeister argumentiert, dass die Musikveranstalter Teil des Marketings der Stadt seien und insofern die Stadt ein hohes Interesse an der Durchführung und damit auch einen Grund zur „Unterstützung“ des klammen Veranstalters habe – allein schon aus Imagegründen.
Thema für den Gemeinderat
Wie gesagt: Man kann beide Sichtweisen nachvollziehen. Die entscheidenden Probleme hingegen sind die fehlende Transparenz und eine nach unserer Kenntnis fehlende Einbindung des Gemeinderats. Wenn im Gremium der Sachverhalt disktutiert würde, müssten die Bedingungen entschieden werden – vor allem die finanziellen Lasten, die die Stadt im Sinne eines Marketings zu tragen bereit ist. Und damit auch eine Verbindlichkeit gegenüber der Bürgerschaft, dass die Stadt lieber einen Betrag X (manchen schätzen den auf 20.-40.000 Euro) für Musikveranstaltungen ausgibt, als das Geld beispielsweise in die Schulen zu investieren.
Und dass man in Ladenburg auf’s Geld schaut, hat der Bürgermeister schon einmal demonstriert, als die Fähnchen zum Ladenburger Altstadtfest nicht aufgehängt worden sind. Eingesparte Kosten: Rund 20.000 Euro. Und dass Gemeinderat und Bürgermeister sehr genau auf die Stimmung der Bevölkerung achten, hat sich auch gezeigt: Nach großer Entrüstung blieb es bei einer einmaligen Einsparung und im folgenden Jahr flatterten die weiß-blauen Fähnchen wieder zum größten, schönsten und wichtigsten Fest der Stadt – das übrigens mit die größte Bühne für Nachwuchs-Bands in der ganzen Region bietet und das kostenlos im Gegensatz zu den happigen Eintrittspreisen, die bei Demi fällig werden.
Zum Musiksommer sind die Stimmungen in der Stadtgesellschaft sehr zwiespältig: Es gibt welche, die finden die Veranstaltungen gut, es gibt welche, denen ist sie egal, aber es gibt sehr viele, die genervt sind, weil die Demi-Veranstaltungen als zu groß empfunden werden – inklusive der hohen Verkehrsbelastung. Und die Ladenburger schauen auch auf’s Geld: „Die Konzertbesucher kommen von außen und ihr Geld bleibt nicht in Ladenburg, sondern geht nach Hirschberg“, ist sicher keine Einzelmeinung.
Da die RNZ nun als Steigbügelhalter von Demi eine Art „Erpressung“ der Stadt versucht, indem unverhohlen mit dem Ende des Prestigeprojekts „veröffentlicht“ gedroht wird, sollte sich der Gemeinderat wohl zügig mit der Sache befassen und klären, ob eine Agentur, die aus privatwirtschaftlichen Gründen gegen die Stadt Bensheim mit Worten wie „Preise total versaut“ hetzt, wirklich zu einer ehrenwerten Stadt wie Ladenburg passt.