Mannheim, 28. Oktober 2013. (red/ld) Meistens sieht man ihn vor lauter Lkw nicht – vor allem, wenn im Rosengarten gerade das nächste Ereignis aufgebaut wird. Der Luftbrunnen des niederländischen Künstlers André Volten steht etwas versteckt zwischen dem Kongresscenter und dem angeschlossenen Hotel. 24 Edelstahlrohre ragen hier aus einem Bodengitter in 2,70 Meter Höhe. Bei aller Schlichtheit erfüllen sie einen praktischen Zweck.
Von Lydia Dartsch
Denn wie aus anderen Brunnen Wasser geschöpft wird, versorgt der Luftbrunnen den Rosengarten mit Frischluft. Die Edelstahlröhren sind hohl und an ihren Enden offen. Dort wird die Umgebungsluft angesaugt. Diese wird anschließend gefiltert und gelangt über die Klimaanlage ins Innere des Kongresscenters.
Seit dem Jahr 1974 steht der Luftbrunnen an dieser Stelle über der Klimaanlage des Rosengartens. Kunst in den öffentlichen Raum einzubinden war eines der Ziele, die André Volten mit seinem Schaffen verfolgte. Vor allem in den Niederlanden und in Deutschland sind die Werke des Bildhauers zu finden.
Vom Schweißer und Maler zum Skulpteur
Geboren wurde André Volten am 19. März 1925 im niederländischen Andijk. Ab 1945 besuchte er die Kunsthandwerkschule in Amsterdam – die heutige Gerrit Rietveld Akademie – und zog ein Jahr später für vier Jahre nach Brüssel, wo er begann, sich für abstrakte Kunst zu interessieren. Nach seiner Rückkehr 1950 arbeitete er als Schweißer in der NDSM-Werft in Amsterdam, die im Jahr 1984 bankrott ging und heute eine Attraktion mit Kunstszene, Museen und Einkaufsmöglichkeiten ist. Unter anderem diese Arbeit inspirierte Volten, zur abstrakten Bildhauerei. Zuvor hatte er abstrakt-konstruktivistisch gemalt.
In den folgenden Jahren beschäftigte er sich intensiv mit der Rolle der Kunst im öffentlichen Raum – insbesondere nach 1954 als er die Künstlergruppe Liga Nieuwe Beelden (Liga neue Skulpturen) mitbegründete. Seine konstruktivistischen Skulpturen wurden in vielen Städten in den Niederlanden aufgestellt wie beispielsweise die Titellose Skulptur in Uithuizen (1955).
Ab den Sechziger Jahren verwendete er vermehrt Edelstahl. Außerdem verwendete er COR-TEN-Stahl und Granit. In dieser Zeit schuf er das Denkmal für Anthony Winkler Prins (1970) auf der Frederik Hendrikplein in Amsterdam, das Objekt aus 15 Kugeln am Europäischen Patentamt in München (1978) und den Luftbrunnen am Rosengarten in Mannheim.
Im Jahr 1996 wurde Volten für sein Lebenswerk mit dem Preis der niederländischen Stiftung für Bildende Künste, Design und Baukunst – dem Mondriaan-Fonds – ausgezeichnet. Für die Hochzeit des niederländischen Kronprinzen Willem-Alexander im Jahr 2002 sollte er eine Skulptur schaffen. Diesen Auftrag von Königin Beatrix konnte Volten nicht mehr ausführen. Er starb am 05. September 2002 in Amsterdam.
Seine Werke sind unter anderem in der Mannheimer Kunsthalle, im Kröller-Müller Museum in Otterlo, im Lehmbruck-Museum in Duisburg und im Skulpturenmuseum Glaskasten in Marl zu sehen.
Anmerkung der Redaktion: Herzlichen Dank an Silvia Köhler von den Mannheimer Künstlernachlässen. Im Rahmen der Berichterstattung zu der Ausstellung der Künstlernachlässe im Rathaus hatte sie die Idee, die Kunstwerke im öffentlichen Raum in einer Serie vorzustellen.