Heidelberg/Rhein-Neckar, 28. Oktober 2014. (red/pm) Beamte der Beratungs- und Interventionsgruppe gegen Rechtsextremismus (BIG Rex) des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg haben zusammen mit Kollegen der Staatsschutzdienststelle des Polizeipräsidiums Mannheim vor einigen Tagen im Rhein-Neckar-Kreis 39 Personen zu Hause “besucht”.
Information des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg und Polizeipräsidiums Mannheim:
“Bei den Adressaten handelte es sich überwiegend um Männer, die mit der rechten Szene sympathisieren, in dieser verkehren, in der Vergangenheit politisch rechts geprägte Veranstaltungen besuchten oder wegen entsprechender Straftaten bereits in Erscheinung getreten waren.
Die begangenen strafbaren Handlungen erstreckten sich über Sachbeschädigungen, das Verwenden verfassungsfeindlicher Symbole bis hin zu volksverhetzenden Delikten.
Prävention durch Beratung
Die Beamten der Beratungsteams klärten die überwiegend jungen Menschen in zahlreichen Gesprächen über die Hintergründe, Gefahren des Rechtsextremismus und teilweise einhergehenden negativen Begleiterscheinungen sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich auf.
Primäres Ziel dieser Gespräche war es, den oft orientierungslosen jungen Menschen Alternativen und Möglichkeiten eines Ausstiegs aufzuzeigen. Die Teams beantworteten Fragen, wie das Abrutschen in den Rechtsextremismus verhindert werden kann, welche Wege es für Aussteiger gibt, oder auch welche Zukunftsperspektiven nach einem Ausstieg bestehen.
Die Beamten ermunterten ihre Gesprächspartner zum Ausstieg aus der rechten Szene und boten für den Fall der oftmals langwierigen Umorientierung jeweils aktive Hilfestellung an. Ferner ergab sich für die Polizei die Möglichkeit, die Familie und auch den unmittelbaren Freundeskreis der Adressaten zu sensibilisieren.
Straftaten sollen verhindert werden
Durch die aktive und persönliche Kontaktaufnahme mit der Zielgruppe sollen Gefährdete vor der Begehung zukünftiger Straftaten bewahrt werden.
Die Altersstruktur des angesprochenen Personenkreises bewegte sich zwischen 19 und 50 Jahre, wobei die Anfang bis Mitte 20-Jährigen den Schwerpunkt bildeten.
Zwei Drittel der kontaktierten Personen zeigten sich gesprächsbereit. Ungefähr ein Drittel des angetroffenen Personenkreises vertritt jedoch weiterhin eine rechtsextreme Gesinnung bzw. räumt ein, in entsprechenden ideologisch gleichgesinnten Szenenkreisen zu verkehren. Nur wenige Personen hatten sich bereits selbstständig von der rechten Szene distanziert.
Fehlverfalten nicht immer rechtsmotoviert
In persönlichen Gesprächen konnte jedoch festgestellt werden, dass nicht immer eine rechtsextreme Ideologie oder eine entsprechende Szenenzugehörigkeit das jeweilige Motiv für das Fehlverhalten bildeten. Man wollte in der Vergangenheit “Teil einer Gruppe” oder “anerkannt” sein. Oftmals spielte bei delinquentem Verhalten und öffentlichkeitswirksamen Aktionen der Alkoholkonsum auch eine nicht unerhebliche Rolle.
Politische Hintergründe sind erfahrungsgemäß oft nur plakatives Beiwerk und nicht die Hauptmotivation der in den Sog geratenen jungen Menschen.
Im Rahmen ihrer Möglichkeiten wird die Polizei diesen Personenkreis auch weiterhin im Auge behalten.”