Rhein-Neckar, 28. Januar 2020. (red/pm) Gestartet vor erst 1,5 Jahren hat das digitale Angebot Mobile Biografie für Neuzugewanderte (MoBio) nun schon 2.000 Nutzerinnen und Nutzer. Es ist eine Erfolgsgeschichte, die klein begann und inzwischen zu den großen digitalen Angeboten des Rhein-Neckar-Kreises gehört.
Information des Landratsamtes Rhein-Neckar:
„Diese große Entwicklung war Anfang 2018, als mit der Umsetzung der Idee innerhalb des Landratsamtes begonnen wurde, noch nicht abzusehen. MoBio sollte ursprünglich nur auf Neuzugewanderte ausgerichtet werden, damit diese dort ihre individuelle Biografie erfassen können. Dies sollte bei der Integration unterstützen, indem zum Beispiel in Beratungssituationen alle Grunddaten unmittelbar vorliegen und nicht zeitaufwändig jedes Mal neu erhoben werden müssen“, so Dr. Anne Kathrin Wenk, Leiterin der Stabsstelle Integration und Integrationsbeauftragte des Rhein-Neckar-Kreises.
Mit der Einführung des Digitalen Integrationsmanagements durch das Ministerium für Soziales und Integration war über dieser Grundidee hinaus die Entwicklung eines umfassenden Programms gefragt, das sowohl von den Neuzugewanderten, als auch vom Integrationsmanagement der Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis und durch die soziale Beratung des Landratsamts genutzt werden kann. Mithilfe von MoBio werden sie nun dabei unterstützt, Integrationswege systematisch zu planen sowie individuelle Schritte und deren Umsetzung festzulegen.
Unterstützung auf dem Weg in unsere Gesellschaft
Es waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stabsstelle Integration, die in Zusammenarbeit mit Kollegen des Eigenbetriebs Bau, Vermögen und Informationstechnik (EBVIT) diese erweiterte digitale Plattform entwickelten, immer mit dem Ziel vor Augen, Neuzugewanderte und Geflüchtete auf dem Weg in unsere Gesellschaft zu unterstützen und zu fördern.
Dass diese Entwicklung mit der Möglichkeit der Nutzung durch ganz unterschiedliche Akteursgruppen kein einfacher Weg war, kann Bildungskoordinatorin Elena Albrecht von der Stabsstelle Integration bestätigen: „Im Mittelpunkt stehen die Geflüchteten und ihre Anliegen. Daneben gilt es jedoch, unterschiedliche Wünsche und Anliegen der hauptamtlichen Nutzerinnen und Nutzer sowie Vorgaben des Sozialministeriums zu berücksichtigen. Zudem sind natürlich bei einem digitalen Programm mit ganz verschiedenen Akteuren hohe Sicherheitsanforderungen zu erfüllen und umzusetzen. Aber das ist uns gut gelungen, denn nicht zuletzt steht das Programm in fünf verschiedenen Sprachen zur Verfügung; die entsprechenden Datenschutzhinweise und Erläuterungen sogar in elf verschiedenen Sprachen.“
Digitalisierung zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger einsetzen
So können nun über den individuellen Lebenslauf hinaus auch Dokumente und Zeugnisse hinterlegt werden, Zielvereinbarungen dokumentiert und ausgewählte Informationen bei Bedarf an wichtige Organisationen im Kreis wie Agentur für Arbeit und Kammern weitergeleitet werden. Landrat Dallinger ist ob dieser Entwicklung sehr angetan.
„Die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen und zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger einzusetzen, ist eines meiner zentralen Ziele als Landrat. Dass dies mit MoBio so schnell eine erfolgreiche Entwicklung genommen hat, freut mich besonders. So schaffen wir bei uns im Kreis die Voraussetzung, dass eine systematische Unterstützung und Durchführung von Angeboten für Neuzugewanderte erfolgt. Diese unterstützende Digitalisierung ist auch das Ziel für weitere Bereiche bei uns im Kreis“, so der Landrat des Rhein-Neckar-Kreises.
Bei allen positiven Nachrichten gibt es auch abwägende und kritische Stimmen. „Wir nutzen MoBio vor allem dann, wenn wir uns mit einzelnen Personen intensiver befassen möchten. Dafür bietet der Fragenkatalog in MoBio eine gute Gesprächsstruktur“, erklären Nastasia Zimmermann und Rainer Metzger zwar. Die Integrationsmanagerin und der Integrationsmanager sind für die Gemeinden Neckargemünd, Bammental, Gaiberg, Wiesenbach zuständig. „Mit vielen Personen in unserer Beratung können wir jedoch noch nicht so weit gehen, weil weiterhin andere Themen, wie die Beantragung von Leistungen im Vordergrund stehen. Schwierig ist auch, dass die Geflüchteten selbst häufig keinen eigenen Zugang zu dem Programm haben.“
Beratung durch das Integrationsmanagement
In der Tat deutet die Statistik darauf hin, dass der überwiegende Teil der Profile im Rahmen des Integrationsmanagements und nicht durch Neuzugewanderte selbst angelegt wurde. Damit entspricht das Programm vollumfassend der Grundidee des Digitalen Integrationsmanagements, wie es vom Ministerium für Soziales und Integration eingeführt wurde: Neuzugewanderte sollen demnach zunächst durch das Integrationsmanagement beraten werden. Erst im Anschluss sollte bei Bedarf die Möglichkeit bestehen, selbst auf das persönliche Profil in MoBio zuzugreifen.
„Unser Vorhaben geht jedoch darüber hinaus“, so Reinhard Mitschke, Bildungskoordinator bei der Stabsstelle Integration des Rhein-Neckar-Kreises. „Wir haben das Ziel, dass MoBio langfristig als eine Art digitaler Bildungspass genutzt werden kann. Dabei denken wir insbesondere an die Zeit, wenn die Förderung für das Integrationsmanagement in ca. zwei bis drei Jahren ausläuft und viele wieder auf sich allein gestellt sind. Unsere Aufgabe ist es nun, das Programm dahingehend weiterzuentwickeln.“ Dr. Rolf Hackenbroch fügt hinzu: „Damit ist auch ein Bildungsauftrag verbunden, denn Digitalisierung nützt nur denjenigen etwas, die damit umgehen können. Wir müssen sicherstellen, dass Neuzugewanderte im Rhein-Neckar-Kreis entsprechende Bildungsangebote erhalten, um digitale Medien eigenständig nutzen zu können.“
Und so bleibt MoBio auch in Zukunft für den Kreis eine wichtige Aufgabe, indem insbesondere der eigenständige Zugang von Neuzugezogenen ausgebaut und gefördert wird. Dass dies weiterhin Abstimmungen mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren sowie einer stetigen konzeptionellen Weiterentwicklungen bedarf, daran besteht keine Zweifel. „Aber die Nutzung von digitalen Anwendungen ist kein Selbstläufer, sondern muss“, so das Fazit des Landrats, „aktiv gestaltet werden.“