Heidelberg, 28. März 2019. (red/pm) Wenn Schwangere oder Eltern mit Neugeborenen und Kleinkindern Unterstützung brauchen, können sie in Heidelberg auf ein gut funktionierendes Netzwerk bauen. Seit mehr als zehn Jahren und damit lange vor dem Bundeskinderschutzgesetz von 2012 arbeiten Stadt, Universitätsklinikum, niedergelassene Ärzte, Beratungsstellen und viele andere Partner daran, Eltern möglichst frühzeitig zu unterstützen. Das Netzwerk ist Teil des „Heidelberger Kinderschutz Engagements“, kurz „HEIKE“. Es steht bundesweit für ein gelingendes Modell interdisziplinärer Kooperation.
Information der Stadt Heidelberg:
„Kinderschutz heißt für uns, bereits durch frühe Unterstützung spätere Belastungslagen zu verhindern oder abzumildern“, erklärt Sozialbürgermeister Dr. Joachim Gerner. „Wenn Unterstützungssysteme kooperieren, funktioniert Kinderschutz in Verantwortungsgemeinschaft. In Heidelberg ist uns das gelungen“, sagt Gerner. Der Bericht „Frühe Hilfen und Kinderschutz in Heidelberg 2009 bis 2018“ wurde jüngst im Jugendhilfeausschuss vorgestellt.
Bausteine der Frühen Hilfen in Heidelberg
Familienbüro in der Plöck 2a
Das Familienbüro wurde im Jahr 2013 in den Räumen der Plöck 2a beim Kinder- und Jugendamt mit dem Serviceangebot „Willkommen im Leben! Informationen für Eltern mit Neugeborenen in Heidelberg“ eröffnet. Die Beratung ist ein präventives, niedrigschwelliges Angebot, das von Eltern freiwillig in Anspruch genommen werden kann.
Ziel ist es, die Eltern über Angebote, Kontakte sowie Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren. Familien haben die Möglichkeit, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Familienbüros einen Termin für einen Familienbesuch zu Hause zu vereinbaren, an einer Informationsveranstaltung teilzunehmen oder die Sprechzeiten im Familienbüro in Anspruch zu nehmen, beziehungsweise außerhalb der Sprechzeiten einen Termin im Familienbüro zu vereinbaren.
Die Anlaufstelle „Frühe Hilfen“
Die Anlaufstelle Frühe Hilfen ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Universitätsklinikum Heidelberg und der Stadt Heidelberg und angesiedelt am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin. Das Projekt startete 2009. Der Brückenschlag zwischen Jugendhilfe und Gesundheitswesen trägt grundlegend dazu bei, dass Eltern mit ihren Kindern schon ab der Zeit der Schwangerschaft Unterstützungsangebote zur Verfügung stehen. Auftrag der Anlaufstelle ist es, Familien durch die sensible Phase der frühen Kindheit zu begleiten und belasteten Familien eine individuell passende Hilfe und Unterstützung zu vermitteln.
Als besondere Unterstützungsform besteht die Möglichkeit, belasteten beziehungsweise Hilfe suchenden Familien eine Familien-Kinderkrankenschwester zu vermitteln. Diese kann die Familie bereits in der Schwangerschaft und nach der Geburt zu Hause besuchen und im direkten Umgang mit dem Kind unterstützen. Zielgruppe des Angebotes sind werdende Eltern und Eltern von Säuglingen sowie Kleinkinder im Alter bis zu drei Jahren.
Außerdem ist die Anlaufstelle Informations- und Beratungsstelle bezüglich Fragen des präventiven Kinderschutzes für die niedergelassenen Kinderärzte und Frauenärzte sowie die Geburtskliniken in Heidelberg und auch für alle weiteren Berufsgruppen und Institutionen, die mit Säuglingen und Kleinkindern zu tun haben. Die Anlaufstelle hat ihren Sitz im Marsilius Arkaden Turm West, Im Neuenheimer Feld 130.3.
Eltern-Kind-Gruppen
In der ersten Zeit mit kleinen Kindern suchen viele Eltern Kontakt zu anderen Familien mit Babys oder Kleinkindern. Sie wünschen sich Anregung, Austausch oder einfach Abwechslung in kindgerechter Umgebung außerhalb der eigenen vier Wände. Das Familienbüro in der Plöck 2a bietet hierzu mehrere Eltern-Kind-Gruppen an, die den Kontakt zwischen den Eltern und das gemeinsame Spiel zwischen und mit den Kindern ermöglichen sollen.
Darüber hinaus treffen sich in den Räumen der Kinder- und Jugendförderung mehrere selbst organisierte muttersprachliche Gruppen. Außerdem stehen in vielen Stadtteilen Krabbelgruppen oder Eltern-Kind-Gruppen zur Verfügung. Daneben gibt es eine Vielzahl themenbezogener Eltern-Kind-Angebote, mit Schwerpunkten in den Bereichen Sport/Bewegung, Musik, Elternbildung oder zum Austausch für Eltern in besonderen Lebenslagen.
Elternbildung
Im Rahmen des Landesprogramms „STÄRKE“ zur Förderung von Elternkompetenzen haben Eltern im Allgemeinen, aber vor allem auch Eltern in besonderen Lebenslagen, die Möglichkeit, im Rahmen entsprechender Kurse elterliche Kompetenzen aufzubauen oder zu erweitern. Ziel des Landesprogramms STÄRKE ist es, Eltern von Säuglingen und Familien in besonderen Lebenssituationen den Zugang zu Bildungs- und Hilfeangeboten zu erleichtern. Die Umsetzung von STÄRKE wird über die Abteilung Kinder- und Jugendförderung koordiniert. Bei der Umsetzung von Angeboten konnte an den vielfältigen, präventiven Angeboten der Stadt, freier Träger und Vereine angeknüpft werden.
Beratungsangebote
In Heidelberg steht für Eltern in der Schwangerschaft, mit Säuglingen oder Kleinkindern für vielfältige Lebenslagen ein breit gefächertes Beratungs- und Unterstützungsangebot zur Verfügung. Viele der Angebote stehen nicht ausschließlich für Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern zur Verfügung, sind aber sowohl einzelfallbezogen als auch strukturell in das Netzwerk der Frühen Hilfen eingebunden, etwa die Schwangerschafts(-konflikt)beratung, die Beratung für Eltern mit Säuglingen (Schreiambulanz), die Erziehungsberatung oder die Elternberatung an Kitas, die Allgemeine Sozialberatung, die Beratungsstellen für Menschen mit Migrationshintergrund, die Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Psychologische Beratung, die Suchtberatung, die Hilfe bei häuslicher Gewalt und viele andere.
„Ziel des Heidelberger Kinderschutz Engagements ist es, Eltern und ihre Kinder von Anfang an und in unterschiedlichen Lebenslagen unterstützende Angebote bereitzustellen. Das gelingt nur in Kooperation und Vernetzung zwischen Jugendhilfe und vielen weiteren Institutionen, insbesondere dem Gesundheitswesen. Familien mit Kinder können dann, egal wo sie mit ihren Fragen auftauchen, in individuelle passende Angebote gelotst werden. Erfolgreich umgesetzt ist das etwa in der Anlaufstelle Frühe Hilfen, die dieses Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert“, sagt Mirjam Lasso, Leiterin des Kinder- und Jugendamts der Stadt.
Im Jubiläumsjahr des Kooperationsprojektes zwischen Stadt und Universitätsklinikum richtet die Stadt am 16. November eine interdisziplinäre Fachtagung aus. Schwerpunkt sind Unterstützungsformen für Familien, bei denen Elternteile psychisch belastet sind.“