Mannheim, 28. November 2017. (red/pro) Die Darstellung, dass die finanzielle Schieflage bei der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) durch Umsatzeinbußen begründet sei, ist nicht haltbar – jedenfalls nach den Konzernzahlen bis 2015 (2016 und 2017 liegen noch nicht öffentlich vor). Der Umsatz ist zunächst gestiegen und blieb stabil – tatsächlich sind die Kosten explodiert – beim Personal, bei betrieblichen Kosten, bei sonstigen Aufwendungen.
Der vergleichende Blick auf die Konzernbilanzen 2012-2015 des UMM zeigt, dass hier irgendetwas ganz kräftig schief läuft.
Umsatzzahlen stabil, Gewinn schmilzt zum Verlust ab
Die Umsatzerlöse betrugen beim UMM Konzern 297,6 Millionen Euro (2012), 327,2 Millionen Euro (2013), 342 Millionen Euro (2014, „Hygieneskandal“) und 340,5 Millionen Euro (2015). Die Umsatzzahlen sind also zwischen 2012-2014 ordentlich gestiegen, selbst im Folgejahr, der Hochzeit des „Hygieneskandals“ gab es nur einen minimalen Umsatzeinbruch.
Damit ist nachgewiesen, dass die Aussage noch Umsatzeinbrüchen nicht zu halten ist. Es gab kein weiteres Wachstum mehr, das ist richtig, aber eben keinen nennenswerten Einbruch.
Ganz anders sehen die Gewinn- und Verlustergebnisse aus: Der Konzernbilanzgewinn betrug 35,7 Millionen Euro (2012), 37,8 Millionen Euro (2013), 17,6 Millionen Euro (2014). Dann kam ein massiver Verlust mit -32,6 Millionen Euro (2015).
Während man 2012 noch 6,1 Millionen Euro Gewinn auswies, waren es 2013 noch 1,65 Millionen Euro, die der Gewinnrücklage zugeführt worden waren. Das änderte sich dramatisch 2014 mit -20,7 Millionen Euro. Wegen der früheren Gewinnvorträge blieb die Bilanz noch positiv. 2016 betrug der Konzernfehlbetrag -50,6 Millionen Euro, was nach Abzug von 17,6 Millionen Euro aus dem Gewinnvortrag einen Verlust von -32,6 Millionen Euro erbrachte.
Explodierte Kosten bei Personal und Material
Der Personalaufwand betrug 203 Millionen Euro (2012), 214,9 (2013), 230,8 Millionen Euro (2014) und 252,7 Millionen Euro (2015). Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 3.582 (2013) auf 3.611 (2015). Das sind bei 29 zusätzlichen Mitarbeitern in drei Jahren 25 Prozent oder 50 Millionen Euro Kostensteigerung.
Bei den „sonstigen betrieblichen Kosten“ (was auch immer man hier versteckt) explodierten die Zahlen: 38,4 Millionen Euro (2012), 62,9 Millionen Euro (2013), 57,6 Millionen Euro (2014) und 65,6 Millionen Euro (2015).
Lagen die Aufwendungen für Hilfs- und Betriebsstoffe 2012 bei 80,6 Millionen Euro, stieg dieser 2013 auf 88,1 Millionen Euro, erreichte 90,5 Millionen Euro, um dann nochmals zu explodieren auf 96,7 Millionen Euro.
Aufwendungen für „bezogene Leistungen“ lagen 2012 bei 6,5 Millionen Euro, stiegen 2013 auf 10 Millionen Euro, dann 2014 auf 14,1 Millionen Euro und 2015 erreichten sie 17,6 Millionen Euro. Eine Steigerung um fast 300 Prozent in drei Jahren.
Bei den „sonstigen betrieblichen Aufwendungen“ (auch das eine unklare Position) wurden 2012 insgesamt 38,4 Millionen ausgegeben, 2013 stieg der Betrag auf 62,9 Millionen Euro, 2016 waren es 57,6 Millionen Euro und 2016 dann 65,6 Millionen Euro.
Mit „Umstrukturierungskosten“ kann man diese Ausgabenexplosionen nicht vernünftig begründen. Denn Umstrukturierungen sollen Betriebe eigentlich wirtschaftlicher machen, also einerseits die Kosten reduzieren und andererseits mehr Umsatz erzeugen und damit den Gewinn steigern.
Satte Honorarsteigerung für die Geschäftsführer
Wir recherchieren weiter, was wir aus den Bilanzen herauslesen und zusätzlich erfahren können. So viel steht fest: Von einem „Sparwillen“ ist nach diesen Zahlen nichts zu spüren. 2013-2015 wurden die Millionen mit vollen Händen ausgegeben, während der Umsatz nicht mithalten konnte.
Die Stadt Mannheim hatte im April 2016 eine Bürgschaft über 65 Millionen Euro bewilligt, das UMM konnte sich daraufhin bei einer Bank die Summe leihen. Auch dieses Geld scheint weg zu sein und das scheint noch nicht zu reichen.
Interessant sind auch diese Zahlen. Die Kosten für die Geschäftsführung betrugen: 419.000 Euro (2013), 457.000 Euro (+38.000 Euro 2014) und 481.000 Euro (+24.000 Euro 2015). Wenn man sich hier weiter verbessert hat, dürften es nach den bisherigen Zahlen gut 550.000 Euro in 2017 sein.
Wenn die aufgezeigte Entwicklung 2016 und 2017 für die UMM so weitergelaufen ist, dass ist der Betrieb kurz vor dem Kollaps.