Weinheim, 27. Juni 2012. (red/pro) Die Stadtwerke Weinheim GmbH muss 2011 einen Gewinnrückgang von 22,8 Prozent auf 2,064 Millionen Euro hinnehmen. Der Umsatz ging leicht um 1,6 Prozent auf 55,961 Millionen Euro zurück. Geschäftsführer Peter Krämer macht eine „irrwitzige Bürokratie“ und hohe damit verbundene Kosten für das Ergebnis verantwortlich. Zudem habe der warme Winter den Absatz geschmälert.
Von Hardy Prothmann
Die Stadtwerke Weinheim müssen nach den uns vorliegenden Bilanzzahlen das dritte Jahr in Folge Rückgänge bei Umsatz und Gewinn hinnehmen. Geschäftsführer Peter Krämer macht dafür den milden Winter verantwortlich, hier sei es zu deutlichen Absatzrückgängen gekommen. Dementsprechend habe sich bei Gas (-9 Prozent) und Wärme (-15,3 Prozent) der Umsatz negativ entwickelt. Umgekehrt sei der Wasserverbrauch um 6,9 Prozent gestiegen. Der Stromumsatz ist mit 0,9 Prozent leicht gestiegen.
Mit 94.126 Besuchern sei das Hallenbad (Hawei) gut besucht gewesen. Das Hallenbad ist ein Zuschussbetrieb mit gut 750.000 Euro Kosten – hier muss nach Abszug der Einnahmen gut eine halbe Million Euro ausgeglichen werden.
4,9 Millionen Euro in Lützelsachsen Ebene investiert
Größte Investitionsleistung ist die Erschließung des Neubaugebiets Lützelsachsen Ebene. Hier wurden 2011 insgesamt 4,9 Millionen Euro investiert. Um die Kosten stemmen zu können, wurden ein Grundstück an der Viernheimer Straße verkauft sowie EnBw-Aktien veräußert. Insgesamt konnten hier rund 750.000 Euro außerordentliche Erträge erzielt werden. Anfang 2012 habe man wegen günstiger Zinsen zudem einen Kredit aufgenommen. Der Rest sei über Eigenmittel finanziert worden.
Die Eigenkapitalquote des Unternehmens ist mit 43,5 Prozent solide. 61 Prozent hält die Stadt Weinheim, 39 Prozent EnBw. Insgesamt beschäftigen die Stadtwerke 123 Angestellte, darunter acht in Ausbildung und zwölf Menschen mit einem Behindergrad zwischen 30 und 50 Prozent: „Die leisten Top-Arbeit.“
Energiewende: Unsinnige Bürokratie
Beim Thema Energiewandel wird der sonst eher ausgeglichene Peter Krämer richtig fuchsig:
Wir ertrinken in unsinniger Bürokratie.
Er habe deshalb Gespräche mit Bundestags- und Landtagsabgeordneten aufgenommen, die häufig zwar die Gesetze zumindest können würden, aber nicht die Auswirkungen:
Ein Gesetz ist vielleicht fünfzig Seiten lang – innerhalb kurzer Zeit werden da mehrere hundert draus. Voll mit Urteilen, Vorschriften, Kommentaren. Und jährlich gibt es ein Dutzend solcher Gesetze.
Gerade kleine Gesellschaften wie die Stadtwerke Weinheim litten extrem unter der Verordnungsflut, die zudem nicht zur Vereinfachung des Alltagsgeschäfts führe, sondern zur extremen Behinderung. Weil auch konzeptionell viele Lücken bei der Energiewende beständen, habe er große Zweifel, dass diese erfolgreich zu meistern sei:
Bislang ist das Flickwerk – es gibt keine zusammenhängende Planung. Dabei ist das Thema so wichtig, dass hier parteiübergreifend an einem Strang gezogen werden muss.
Hierbei müssten auch die Regionen bei ihrer Bemühung der autarken Versorgung gestärkt werden. Immerhin ist der Umsatz mit Öko-Produkten bei Bio-Erdgas um 36 Prozent auf 1.028 Megawattstunden gestiegen, bei Strom um 22 Prozent auf 4.934 Megawattstunden. Und Lützelsachsen Ebene sei ein positives Beispiel für den „ökologischen Weg“, da die Wärme über eine nahelegende Biogas-Anlage geliefert werde. Nur bei harten Wintern müsse man in der Spitze mit Gasbrennern „aushelfen“, die aber vorsorglich installiert sind.
HaWei feiert im Oktober Jubiläum
Ein Kostentreiber sei das Energieeinspeisegesetz. So gebe es in der Stadt 650 Einspeiser mit 3.800 „Auszahlungstatbeständen“, sagte Prokurist Helmut Röder:
Wir erhalten für die Abrechnungsleistung keinen Cent – das geht alles zu unseren Lasten.
Zusammen mit den Stadtwerken Schwetzingen wurde die Urbania GmbH gegründet. Die Vertriebsgesellschaft soll die Marke „Meine Stadt Energie“ vermarkten.
Die Stadtwerke selbst kaufen Gas und Strom über die entsprechenden Börsen ein. Trotz eines schwierigen Umfelds sei es gelungen, die Preise stabil zu halten. Erfreulich sei, dass Hemsbach, Laudenbach und Hüttenfeld die Stadtwerke für die kommenden 20 Jahre als Netzbetreiber ausgewählt hätten. Größter Kunde der Stadtwerke ist die Stadt selbst. Die Naturin sei der größte Gas-Abnehmer.
Im Jahr 2013 soll die Attraktivität der Tochterfirma WeBU (Weinheim-Bus) durch ein neues Konzept verbessert werden.
Vom 26.-28. Oktober feiert das HaWei sein 50-jähriges Jubiläum. Einzelheiten zu den Programmpunkten werden noch bekannt gegeben