Rhein-Neckar, 27. Februar 2012. Seit ihrer Kindheit kennt Gabi Tupperware. Dieser Tage war sie zu einer Tupperparty eingeladen.

Tupperware - hier werden Küchenträume wahr?
Schon meine Großmutter schwörte drauf und wehe ein Teil ging verloren, wurde sie sehr ungemütlich. Die Rede ist von Tupperware.
Als Kind war ich sehr fasziniert von der Deckelhalterung im Küchenschrank meiner Großeltern: Der Größe nach geordnet hingen hier die Deckel mit dem Blubb-Effekt – von meiner Großmutter mehr gehütet als die Weihnachtsplätzchen in der Adventszeit.
Die passenden Dosen in verschiedenen Größen und pastellfarben, wie in den 60er Jahren üblich, fand man im Küchenschrank ordentlich sortiert.
„Tupper ist Qualität und das ist teuer“, pflegte meine Großmutter zu sagen.
Die eine oder andere Tupperdose, von meiner Mutter abgestaubt, zog später auch in meinen Studentenhaushalt ein.
Und vor gut 15 Jahren, selbst inzwischen Mutter, wurde ich zu meiner ersten Tupperparty eingeladen.
Ich kann mich nur noch an eine geschmacklose Schälchenkombination für Nüsse, Salzbrezel und Co. und endlos Haushaltstipps erinnern. Mitgenommen habe ich damals zwei türkis-grünfarbige verschließbare Becher, ein ebenso farbiges Kännchen – das war glaub ich das Gastgeschenk – und eine mittelgroße Salatschüssel, im ebenfalls in grünen Styling der 90er Jahre.
Ein lustiger Abend unter Frauen
Dieser Tage wurde ich jetzt wieder zu einer Tupperparty eingeladen. Gut, dachte ich nach Schmuck- und Kerzenabenden darf es jetzt auch mal wieder Tupper sein. Und ich freute mich auf einen lustigen Abend unter Frauen.
Sieben Frauen, ein Tisch voller Häppchen und eine engagierte Tupper-Beraterin der beinah ersten Generation. Seit gut 30 Jahren ist sie dabei, und Tupper in Deutschland ist gerade mal 20 Jahre älter, erfahren wir.
Die Beraterin nimmt es ernst, kurz will sie wissen, ob wir Tupper kennen und gibt dann eine kleine Einführung. Wir schwatzen und lachen, das findet sie weniger gut, schließlich geht es hier um ein ernstes Thema, denn, wer mit Tupper unzufrieden ist, hat bei der Beratung nicht aufgepasst, ist die Botschaft. Deswegen Aufmerksamkeit, meine Damen, scheint sie zu mahnen.
Und erzählt tragische Geschichten von unsachgemäßer oder falscher Behandlung. Wer mit Tupper nicht zu recht kommt, hat nicht aufgepasst, erklärt sie streng.
Viel hat sich getan seit meine Großmutter die ersten Dosen in ihrem Schrank bewachte. Die Farben sind frischer, die Funktionen raffinierter. Und immer klangvollere Namen lassen schon im Vorfeld erahnen, welchem Haushaltswunder man begegnen wird.
Die wahren Dinge des Lebens?
Wir begreifen schnell, hier geht es um die wahren Dinge des Lebens, wie kann ich in der Mikrowelle in kürzester Zeit Spaghetti und Kartoffeln kochen, wie kann ich aus Resten kleine Köstlichkeiten zaubern und wie bewahre ich zweckmäßig und platzsparend und geruchsfrei alles auf.
Die Gastgeberin bringt Zutaten herbei und in Sekundenschnelle bereitet die Tupper-Beraterin mit dem „Quick Chef 3“ einen köstlichen Dip zu.
Das klingt alles einleuchtend und praktisch, aber wo bleibt hier das sinnliche Küchenerlebnis, das Geräusch, wenn Spaghettiwasser köchelt, der Geruch von Käse und Zwiebeln, der die Küche durchzieht. Tupper, das wird mir klar, hat mit Lust wenig zu tun.
Zu jedem Töpfchen gehört ein Deckelchen
Wie heißt es so schön, zu jedem Töpfchen gehört ein Deckelchen und demnach zu jedem Küchenbedürfnis ein Tuppergefäß. Selbst wenn ich noch gar nicht ahnte, dieses Bedürfnis verspürt zu haben.
Und das hat alles seinen Preis. Aber, so erklärt uns die Tupper-Dame, schließlich auch seine Qualität. Gut, denke ich, das hat schließlich auch schon meine Großmutter gesagt.
Dementsprechend folgsam schreiben wir unsere Wünsche auf den Bestellzettel und nur eine der Anwesenden entzieht sich dem Druck.
Als Gastgeschenk bekommen wir „Super-Teig-Fallen“ überreicht, damit lassen sich tolle Teigtaschen zubereiten, werden wir belehrt.
„Mir wäre das Überraschungsgeschenk lieber“
Ich bin ehrlich, in meinem Küchenalltag habe ich dafür keinen Bedarf und in meinem Schrank keinen Platz, „mir wäre das Überraschungsgeschenk lieber“, erdreiste ich mich deswegen in die Runde zu werfen. Weitere Frauen schließen sich an. Das sei ihr noch nicht passiert, beschwert sich die Tupper-Beraterin und versucht erst gar nicht ihr Missfallen zu verbergen.
Zudem sei sie hier gar nicht mit ihrem Programm durchgekommen, vieles konnte sie nicht vorstellen und überhaupt merkt man ihr an, alles in allem waren wir zu undiszipliniert und mit leicht gekränkter Miene packt sie ihre guten Schätze wieder ein.
Das ist schade, denn was hilft neues Design und gute Qualität, wenn der Spaß an so einem Abend zu kurz kommt.