Heidelberg, 27. Oktober 2017. (red/pm) Die Internationale Bauausstellung (IBA) Stuttgart erhält von der baden-württembergischen Landesregierung eine Grundförderung – die IBA Heidelberg nicht. Gegen diese Ungleichbehandlung wehren sich führende Vertreter der Stadt Heidelberg, der Metropolregion Rhein-Neckar und der IBA Heidelberg in einem gemeinsamen Schreiben an Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Information der Stadt Heidelberg:
„In dem Schreiben der Vertreter der Stadt heißt es, es sei, „nicht nachvollziehbar, warum die Landesregierung hier mit zweierlei Maß misst“. Die Unterzeichner fordern in dem Schreiben, dass das Land in seinem kommenden Haushalt auch eine Grundförderung der IBA Heidelberg vorsieht. Die Haushaltsberatungen im Landtag beginnen am 9. November.
Das Schreiben wurde unterzeichnet durch Prof. Dr. Eckart Würzner (Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg), Dr. Wolfgang Niopek (stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Rhein-Neckar), Luka Mucic (Vorstand des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar), Prof. Michael Braum (Direktor der IBA Heidelberg) sowie den drei renommierten Stadtplanern Prof. Undine Giseke, Dr. Volker Hassemer und Prof. Dr. Walter Siebel.
Bemühungen für IBA seit 2011
Seit 2011 bemüht sich die Stadt Heidelberg intensiv um eine institutionelle Förderung des Landes zur IBA „Wissen | schafft | Stadt“. Über die Jahre gab es dazu immer wieder Gespräche mit verschiedenen Entscheidungsträgern. Dabei wurde wiederholt die grundsätzliche Bereitschaft geäußert, sich bei der IBA Heidelberg zu engagieren. In einer Landtagsdebatte hatte die Landesregierung vor Kurzem eine institutionelle Förderung für die IBA Stuttgart in Aussicht gestellt – für Heidelberg nicht.
„Wir sind überzeugt, dass das Land Baden-Württemberg von der IBA Heidelberg viele Impulse erhält. Die IBA Heidelberg hat eine institutionelle Förderung durch das Land mehr als verdient“, betonen die Unterzeichner des Schreibens.
Enttäuschende Begründung der Landesregierung
Besonders enttäuscht sind die Vertreter angesichts der Begründung der Landesregierung, warum sie die IBA Stuttgart fördert: Die IBA Stuttgart habe „aktuelle und drängende Fragestellungen wie integrierte Quartiersentwicklung, die Wohnraumversorgung sowie alternative Mobilitätskonzepte“ zum Thema und eigne sich daher für eine Förderung. Zudem biete sich die Region Stuttgart als „herausragender Wirtschaftsstandort“ für einen solchen Innovationsprozess an, der auch „ein erhebliches Potenzial für hoch verdichtete Lebensräume national und international“ berge. Die IBA Heidelberg sei damit nicht vergleichbar, weil sie andere Schwerpunkte gesetzt habe.
Die Unterzeichner: „Diese Aussagen irritieren uns enorm. Die Heidelberger IBA hat einen umfassenden Ansatz: Wie sieht die Wissensstadt der Zukunft aus?“ Sämtliche Punkte, die die Landesregierung bei der IBA Stuttgart – vollkommen zurecht – interessant finde, spielten auch in Heidelberg eine zentrale Rolle.
Kernprojekt der Heidelberger IBA ist die Entwicklung des fast 100 Hektar großen Patrick-Henry-Village (PHV) zu einem Stadtquartier der Zukunft mit Wohnraum und Arbeitsplätzen für mehr als 10.000 Menschen. „Dort werden gerade alle diese Fragestellungen gebündelt“, heißt es in dem Schreiben. Heidelberg und die Region seien ebenso wie Stuttgart ein hochverdichteter Raum. Viele Unternehmen brauchen hier aufgrund ihres Wachstums eine gute Entwicklungsperspektive, die mit der IBA auf PHV erarbeitet wird. Die IBA sei damit eine enorme Chance auch für den Wirtschaftsstandort Heidelberg und die Metropolregion Rhein-Neckar.
„IBA Heidelberg entwickelt Modelllösungen für Städte im 21. Jahrhundert“
Die Entwicklungsvision für PHV wurde von weltweit renommierten Städteplanern entworfen. Mehr als 1.200 Fachleute informierten sich bei Europas größter Immobilienmesse Expo Real in München über das Projekt. Der Bund hat der IBA bereits 5,9 Millionen Euro Projektförderung zugesagt und weitere 2,1 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Die Stadt Heidelberg fördert die IBA aktuell mit rund einer Million Euro pro Jahr.
Das Land hat bislang betont, die IBA Heidelberg nicht grundsätzlich, sondern nur projektbezogen zu fördern. Die Unterzeichner sind hingegen der Überzeugung, dass ein Leuchtturm der Innovationen dem Land mehr wert sein sollte, als 267.000 Euro für eine neue Lüftungsanlage in den bestehenden Räumen der Sammlung Prinzhorn.
Die Unterzeichner betonen: „Die IBA Heidelberg entwickelt Modelllösungen für Städte im 21. Jahrhundert. Die Modellhaftigkeit beginnt schon jetzt. Die IBA Heidelberg wird mit ihren Projekten, allen voran PHV, weitere Erfolgsgeschichten schreiben. Wir wünschen uns, dass das Land diese Geschichten mitschreibt und sich mit einer institutionellen Förderung an der IBA beteiligt.“ Als Größenordnung schlagen die Vertreter eine „ähnliche Größenordnung“ wie die Förderung durch die Stadt Heidelberg vor, also rund eine Million Euro pro Jahr.
Die Unterzeichner
Unterzeichner des Schreibens sind (in alphabetischer Reihenfolge):
- Prof. Michael Braum, Geschäftsführender Direktor der IBA Heidelberg
- Prof. Undine Giseke, TU Berlin, Vorsitzende des Kuratoriums der IBA Heidelberg
- Dr. Volker Hassemer, Vorstand der Stiftung Zukunft Berlin, Aufsichtsrat der IBA Heidelberg
- Luka Mucic, Vorstand Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar e.V.
- Dr. Wolfgang Niopek, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar
- Prof. Dr. Walter Siebel, Universität Oldenburg, Mitglied des IBA-Expertenrats des Bundes
- Prof. Dr. Eckart Würzner, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg“