Heidelberg, 27. Mai 2019. (red/pm) Zwischen Bergheim und dem Neuenheimer Feld soll eine neue Rad- und Fußwegverbindung entstehen. Die Stadt Heidelberg und die Internationale Bauausstellung (IBA) Heidelberg hatten im Oktober 2018 einen zweistufigen Planungswettbewerb ausgerufen. 14 hochkarätig besetzte, interdisziplinär und überwiegend international aufgestellte Teams entwickelten ihre Entwürfe in der ersten Runde, dem Ideenwettbewerb. Eine 17-köpfige Fachjury hat am Donnerstag, 16. Mai 2019, die besten fünf Entwürfe gekürt. Diese sind für die nun folgende Mehrfachbeauftragung zugelassen.
Information der Stadt Heidelberg:
„Die internationalen Planungsbüros haben uns vielfältige Denkanstöße gegeben, wie wir die Radverbindung über den Neckar gestalten können. Jetzt müssen die beeindruckenden Entwürfe weiter überarbeitet werden. Zusammen mit der künftigen Gneisenaubrücke schafft die Radverbindung über den Neckar eine komfortable, schnelle und sichere Route vom Süden bis ins Neuenheimer Feld. Die zusätzliche Radverkehrsroute soll zum Rückgang des Autoverkehrs beitragen. Die Freiräume und Grünflächen entlang der Brücke werden außerdem die Aufenthaltsqualität in Bergheim erhöhen und eine tolle Flaniermeile für Fußgänger schaffen“, sagt Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck.
„Die Aufgabe, eine Rad- und Fußgängerbrücke gestalterisch verträglich in sensible Stadt- und Landschaftsräume zu integrieren, ist mehr als anspruchsvoll. Ich bin froh, dass wir aus einem renommierten internationalen Teilnehmerfeld fünf interdisziplinäre Teams aus Ingenieuren, Architekten und Landschaftsarchitekten finden konnten, denen ich diese Herausforderung zutraue und freue mich auf die folgenden Schritte“, sagt Prof. Michael Braum, Geschäftsführender Direktor der IBA Heidelberg.
Der Ingenieur und Jury-Vorsitzende Jürg Conzett sagte: „Die Jury konnte dank des Wettbewerbs ganz verschiedenartige Lösungsideen für die Überbrückung des Neckars studieren. Es war möglich, für die Weiterbearbeitung fünf Projekte auszuwählen, die innovative Konzepte präsentieren und die alle gut an den sensiblen Standort passen würden. Ich freue mich auf die vertiefte Auseinandersetzung mit diesen Projekten in der zweiten Runde.“
Kurzdarstellung der fünf Entwürfe
- Die drei Büros „SETEC TPI“, „Explorations Architecture“ und „Marti Baron“ aus Paris schlagen eine schlanke Brücke aus rot eingefärbtem, innovativem Beton vor. Dazu sind drei prägnante Aufenthaltsorte angedacht: ein Platz zwischen der neuen Brücke und der Gneisenaubrücke mit einer Wasserfläche, ein kreisrunder Garten auf dem westlichen Gneisenauplatz mit einer vielfältigen Bepflanzung sowie ein Park am nördlichen Neckarufer, der mit einer Terrasse als „Belvedere“ mit der Universität verbunden werden soll. Die Jury lobte besonders, dass der Gneisenauplatz von einer Verkehrsinsel zu einer grünen, lärmgeschützten Oase entwickelt werden soll.
- Die Planungsbüros „DVVD / Harrer Ingenieure“ (Paris/Karlsruhe), „DVA – Daniel Vaniche & Associés“ (Paris) und „BIERBAUM.AICHELE.landschaftsarchitekten“ (Mainz) haben eine gleichmäßig charakteristisch geschwungene Brücke mit zwei verschiedenen Wegen über den Neckar entworfen: Neben einer mittig verlaufenden, parallelen Fuß- und Radwegverbindung hebt sich seitlich davon ein weiterer, schmalerer Fußweg ab, der auf und ab schwingt und besondere Ausblicke bietet. Neben den drei Rampenaufgängen verbessern am Gneisenauplatz, am südlichen und am nördlichen Neckarufer zusätzliche Treppen die Anbindung der neuen Brücke.
- Das „Ingenieurteam Bergmeister“ aus Vahrn (Italien), „J2M jeckel mayr metz architekten“ aus München und „lohrer hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner“ aus München sehen die neue Brücke als Wegegeflecht, das entlang der Hauptverbindung Bahnstadt-Universität weitgehend alle quer verlaufenden Wegerichtungen einsammelt und so jedem Radfahrer und Fußgänger einen möglichst direkten Zugang und kurzen Übergang ermöglicht. Die Brücke dient als Aufenthaltsfläche: In der Mitte der Brücke werden Sitzstufen eingeplant sowie eine Terrasse direkt über dem Wasser. Die Jury lobte die Flexibilität des Konzepts und das einheitliche und zeitgenössische Erscheinungsbild der Brücke.
- „Schlaich Bergermann und Partner“ (Stuttgart/Berlin), „Laboratory for Visionary Architecture Berlin“, (Berlin) und „Latz + Partner Landschaftsarchitektur Stadtplanung“ (Kranzberg) schlagen eine zurückhaltend gestaltete Brücke vor, die vom Ochsenkopf kommend entlang des östlichen Randes des Gneisenauparks durch die Wipfel der weitgehend erhaltenen Bäume führt. Über dem Neckar weitet sich die Brücke zu einer Sitzlandschaft auf. Sogenannte Neckarbalkone am nördlichen Ufer führen direkt über das Wasser. Überzeugt hat die Jury, dass am Gneisenauplatz die auf einem Erdwall ansteigende Rampe zur Brücke die abgesenkte Platzmitte gegenüber dem Straßenraum zusätzlich schützt und dass die Fuß- und Radwege durchgängig kreuzungsfrei verlaufen.
- Der Entwurf der Büros „Mayr Ludescher Partner Beratende Ingenieure“ (Stuttgart), „DKFS Architects“ (London) und „Prof. Jörg Stötzer Landschaftsarchitektur“ (Stuttgart) sieht eine dezente und niedrig gehaltene Brücke vor. Sie soll leicht diagonal nach Neuenheim verzogen zu einer Aussichtsplattform am nördlichen Brückenpfeiler führen. Die Jury lobte die zurückhaltende Freiraumgestaltung am Gneisenauplatz und die Brückenrampe in Verbindung mit einer Freitreppe, die das grüne Dach des geplanten Betriebshofs erschließen könnte.
Beteiligungsveranstaltung am 20. Mai – Ausstellung bis 26. Mai
Alle Entwürfe für die Rad- und Fußwegverbindung können eine Woche lang im Bürgerhaus B³ am Gadamerplatz in der Bahnstadt besichtigt werden. Zur Eröffnung der Ausstellung findet am Montag, 20. Mai 2019, ab 17.30 Uhr am selben Ort eine Beteiligungsveranstaltung statt. Nach einer Einführung durch den Ersten Bürgermeister Jürgen Odszuck und Prof. Carl Zillich, Kuratorischer Leiter der IBA Heidelberg, können die Entwürfe in Kleingruppen besichtigt werden. Bürgerinnen und Bürger haben dabei die Möglichkeit, ihre Anregungen und Hinweise zur weiteren Überarbeitung der Entwürfe mitzuteilen. Die Veranstaltung endet mit einem gemeinsamen Rundgang, einem „Gallery Walk“.
Die Ausstellung ist von Dienstag, 21. Mai, bis Sonntag, 26. Mai, wochentags jeweils von 17 bis 21 Uhr und am Wochenende von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Wer Kommentare und Anregungen zu den Entwürfen auch nach der Bürgerveranstaltung einbringen möchte, kann sie in ein speziell für diesen Zweck ausliegendes Ausstellungsbuch eintragen.
Wie geht es weiter?
In der nun folgenden zweiten Wettbewerbsstufe des Planungswettbewerbs werden die besten Entwürfe vertiefend bearbeitet. Eine erneute Jurysitzung mit Entscheidung ist dann für März 2020 vorgesehen. Zu diesem Zeitpunkt sind auch wieder eine Veranstaltung für die Bürgerinnen und Bürger sowie eine Ausstellung geplant.
Bürgerbeteiligung bereits zur Aufgabenstellung
Dem Ideenwettbewerb ging eine umfassende Bürgerbeteiligung im Juli 2018 voran. Im Rahmen einer Beteiligungsveranstaltung und einer Online-Beteiligung hatten die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihre Anregungen und Kommentare zur Aufgabenstellung einzuspeisen. Drei Themenbereiche standen damals zur Diskussion: Einbindung der Brücke ins Stadtbild, Gestaltung und Nutzung der Frei- und Grünräume entlang der Brücke sowie Zu- und Abgänge der Brücke. Zusätzlich gab es zahlreiche Hinweise zur Funktionalität und zur Gestaltung des Rad- sowie des Fußwegs selbst. Darüber hinaus wirken Vertreterinnen und Vertreter aus der Bürgerschaft beratend in der Jury mit.“