Rhein-Neckar/Stuttgart, 27. Juli 2015. (red/pro/ms) Nach unseren Informationen traut die baden-württembergische Landesregierung des Zahlen des Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nicht. Aktuell prognostiziert das BAMF 450.000 Flüchtlinge für 2015. Im Südwesten rechnet man inoffiziell mit 600.000 Menschen.
Staatssekretär Klaus-Peter Murawski nannte diese Zahl am Freitag, als Ministerpräsident Winfried Kretschmann überraschend das Patrick Henry Village in Heidelberg besuchte und im Anschluss eine Pressekonferenz gab.
Unser Reporter hatte zunächst einen Versprecher oder unvollständigen Satz vermutet. Doch die Aufzeichnung ist eindeutig. Auf Nachfrage bestätigte uns ein Sprecher der Landesregierung diese interne Zahl:
Wir trauen den Zahlen des BAMF nicht und stellen uns auf weit höhere Zahlen ein, schließlich mussten die Zahlen in den vergangenen beiden Jahren immer wieder deutlich nach oben korrigiert werden.
Für Baden-Württemberg bedeutet das nach dem “Königsteiner Schlüssel” (13 Prozent) die Aufnahme von 78.000 statt wie bislang offiziell verkündeten 52.000 Menschen. Für den Rhein-Neckar-Kreis würde sich anteilig die Zahl von aktuell 2.900 auf über 4.500 aufzunehmende Asylsuchende erhöhen. Aktuell bringt der Kreis 2.200 Menschen unter und sucht dringend weitere Plätze. In Wiesloch soll die Kreissporthalle mit 200 Flüchtlingen belegt werden. In anderen Gemeinden werden bereits Zeltstädte errichtet.
Das BAMF gibt für den Zeitraum Januar-Juni 2015 eine Gesamtzahl von 179.037 Antragstellern an, davon 159.927 Erstanträge und 19.110 Folgeanträge. Eine Verdopplung der aktuellen Zahl würde 360.000 Asylsuchende ergeben – tatsächlich steigt die Zahl der Asylsuchenden ab Herbst immer rapide an.