Mannheim/Rhein-Neckar-Kreis/Heidelberg, 28. August 2019. (red/pro) Unser Text über die bemerkenswerte Selbstdarstellungslust des neuen Polizeipräsidenten Andreas Stenger hat weite Kreise gezogen. Das geht in Ordnung, denn unser Artikel ist ein Beitrag zur Meinungsbildung. Was nicht in Ordnung geht, sind Spekulationen, die mit der Sachkritik nichts zu tun haben.
Von Hardy Prothman
Wir haben wirklich bemerkenswerte Rückmeldungen erhalten – aus der Bürgerschaft wie auch aus Polizeikreisen. Dass RNB sehr gute Kontakte in die Polizei hat, ist bekannt – uns selbst hat überrascht, wie viele Beamte sich bei uns gemeldet haben und insgesamt meinten, dass wir unabhängig, ehrlich und kritisch berichten und das bitte so fortführen sollen. Machen wir.
Zu einzelnen „Legenden“, die im Umlauf sind:
1. Ich habe keine Rechnung mit Herrn Stenger offen. Im vergangenen Jahr habe ich erfahren, dass er Nachfolger von Thomas Köber werden wird, inhaltlich habe ich vor rund sechs Monaten begonnen, mich mit der Personalie zu befassen. Zum ersten Mal habe ich Herrn Stenger bei der Verabschiedung von Herrn Köber persönlich gesehen. Zuvor hatte ich niemals einen bewussten Kontakt zu Herrn Stenger – umgekehrt kann das anders sein, weil ich nicht weiß, inwieweit meine journalistische Arbeit Thema beim Landeskriminalamt war. Zum LKA habe ich berufsbedingt immer wieder Kontakt und ich weiß, dass meine Arbeit dort ausgewertet wird.
2. Es hat überhaupt keine Bewandtnis, dass Herr Stenger in Heddesheim wohnt. Ende April 2009 startete das „Heddesheimblog“, das sehr schnell sehr bekannt wurde und über das bundesweit mit mehreren hundert Artikeln in anderen Medien berichtet wurde, als Beispiel für einen neuen Lokaljournalismus. Das Heddesheimblog ging 2015 wie andere Ortsblogs im Rheinneckarblog auf und ist seitdem Geschichte.
3. Wer unsere Arbeit verfolgt, weiß, dass wir sehr wenige private Informationen veröffentlichen – und wenn, dann nur nach strengen Maßstäben, weil privat eben privat ist und es niemanden was angeht, wo jemand wohnt. So auch im Fall Stenger. Es muss niemanden interessieren, wo der Polizeipräsident wohnt. Er hat das selbst öffentlich gemacht – aus RNB-Sicht ist das eine vollständig irrelevante Information zur öffentlichen Meinungsbildung.
4. Selbstverständlich bin ich mit dem früheren Polizeipräsidenten Thomas Köber noch in Kontakt. Wenn man über viele Jahre sehr vertrauensvoll zusammenarbeitet, gibt es keinen Grund, nach einer Pensionierung nicht mehr im Kontakt zu sein. Dieser Kontakt ist wie zuvor herausragend und vom über Jahre gewachsenen Vertrauen bestimmt. Herr Köber ist im Ruhestand und der Kontakt ist somit privater Natur. Polizei ist kein Thema mehr.
5. Ich habe an die Pressestelle der Polizei eine Anfrage für einen „Antrittsbesuch“ gerichtet. Mit der Option, ein „übliches“ 100-Tage-Amtszeit-Interview zu führen. Mein Anliegen war dies aber nicht, sondern eben nur eine Option, weil ich diese üblichen Routinen aus Gründen nicht mag. Mein Anliegen war, sich kennenzulernen und im geschützten Raum sich auszustauschen und gegenseitig zu „checken“, um eine förderliche Basis für eine verständige Zusammenarbeit zu bilden. Nachdem ich sehr kritisch am 04. August 2019 zur Besetzung des Großkraftwerks Mannheim berichtet hatte und zu Bedrohungen gegenüber meiner Person unter „Aufsicht“ der Polizei und deshalb Anzeigen erstattet habe, wurde ein für den 07. August 2019 anberaumter Gesprächstermin mit Herrn Stenger kurzfristig wegen „Terminschwierigkeiten“ abgesagt. Man könnte jetzt einen inhaltlichen Zusammenhang herstellen – ich habe dafür keine Belege und akzeptiere ganz unbedarft, dass wohl was dazwischen gekommen ist. Das ist nun drei Wochen her und ich habe leider bis heute noch keinen neuen Terminvorschlag durch die Pressestelle der Polizei. Ab September bin ich wieder terminlich nicht so frei. Und ich bin eher nicht bereit, mit Herrn Stenger joggen zu gehen oder Fahrrad zu fahren. Mal schauen, ob das dieses Jahr noch was wird und ob Herr Stenger den Kontakt sucht oder eher meidet – seine Entscheidung, die meine Arbeit nicht beeinflussen wird.
6. Unter den zahlreichen Rückmeldungen gab es auch Hinweise, dass Herr Stenger eben einen neuen Stil hat, der sich von dem von Herrn Köber unterscheidet und insbesondere sein Interesse für die „Basisarbeit“ doch positiv sei. Auch dazu habe ich eine Meinung: Ja, das ist positiv und nein, das war kein Manko bei Herrn Köber, weil dieser durch und durch Polizeipräsidium Mannheim war – er kannte sich über Jahrzehnte beschäftigt einfach besser aus als Herr Stenger. Herr Köber musste nicht was „miterleben“, das hatte er intus. Insofern ist dieser Ansatz von Herrn Stenger lobenswert und geht vollständig in Ordnung. Es bleibt aus meiner Sicht dabei, dass Herr Stenger nicht nur eine Führungsaufgabe hat, sondern auch korrekt repräsentieren muss. So wie das sein Vorgänger Köber vorbildlich geleistet hat.
7. Ich verfüge über zahlreiche weitere Informationen, die aus meiner Sicht erheblich relevant für die öffentliche Meinungsbildung sind. Eine sei genannt: Eine („zivile“) Mitarbeiterin der Pressestelle des Polizeipräsidiums Mannheim betätigt sich offenbar nebenberuflich als freie Journalistin (oder auch PR-Schreiberin) für eine lokale Tageszeitung. Diese Nebentätigkeit soll mit Wissen und Zustimmung durch den neuen Polizeipräsidenten Stenger erfolgt sein. Und das ist ein No-go. Es geht dabei überhaupt nicht um ein eventuelles „Konkurrenzverhältnis“, was mich zur ablehnenden Haltung bringt (der MM ist inhaltlich keine Konkurrenz zu unseren Recherchen), sondern es kann überhaupt nicht sein, dass ein Mitarbeiter einer Polizeibehörde zeitgleich für ein Medienunternehmen im Wirkungsbereich arbeitet. Punkt. Das geht nicht. Die Interessenkonflikte sind enorm und nicht akzeptabel und es ist erheblich irritierend, dass ein Polizeipräsident dies auch nicht ansatzweise erkennen will. Diese Nebentätigkeit ist sofort zu beenden und die Öffentlichkeit muss erwarten können, dass sich der PP dazu unmissverständlich äußert.
9. Wenn die Spatzen von den Dächern pfeifen, dass Herr Stenger persönliche „Vorlieben“ für gewisse „Mitarbeiterinnen“ hat und diese dann „fördert“, dann wird es heikel. Herr Stenger ist Beamter und Polizeipräsident. Selbstverständlich „menschelt“ es auch bei Beamten, das sind ja keine Roboter. Aber an Beamte sind strengere Maßstäbe zu richten, als an private Personen. Im Gegenzug erhalten Beamte dafür erhebliche Privilegien. „Vorzugssysteme“ auf Basis von „persönlichen Sympathien“ sind der Galgen für einen funktionierenden Beamtenapparat. Auch hier muss sich Herr Stenger eindeutig positionieren.
10. Wenn mir im Rahmen meiner Recherchen und Gesprächen das Wort „Willkür“ häufiger begegnet und das im Zusammenhang mit dem „Chef“, dann werde ich aufmerksam und hellhörig. Ein Polizeipräsident hat erhebliche Macht und ebenso erhebliche Verantwortung – das Wort „Willkür“ darf in diesem Zusammenhang überhaupt nicht auftauchen und wenn doch, ist es Pflichtaufgabe, diesen Zweifel sofort und unmissverständlich auszuräumen.
Fazit: Herr Stenger ist dann gut beraten, wenn er seinen „Start“ vernünftig überdenkt, sich kritisch mit Kritik auseinandersetzt und dabei zwischen professionell und persönlich eindeutig unterscheiden kann. Ich erwarte von Herrn Stenger in den kommenden vierzehn Tagen einen Termin für das anvisierte Gespräch, das ich aktuell seit gut acht Wochen suche. Wenn ihm das nicht möglich sein sollte, verstehe ich die Botschaft. Herr Stenger – das muss er vielleicht selbst mal ein wenig recherchieren – ist angeraten, sich über meine Person und meine Arbeit persönlich zu informieren. Themen wie die NPD-Bundesparteitage, das Tötungsdelikt vor der H4-Wache, die Gründung von Hogesa oder unseren mit fast einer halben Million Aufrufen meistgelesenen Artikel „Krass geht anders“ und weitere sind auf RNB in einer Art und Weise behandelt worden, wie kein anderes Medium dies geleistet hat. Auf der Straße und auch in Führungsebenen hat sich das RNB damit viel Vertrauen in eine solide, faktenbasierte Berichterstattung aufgebaut, die Polizeiarbeit grundsätzlich auf rechtsstaatlicher Ebene und positiv wie negativ begleitet – immer an Fakten orientiert.
Herr Stenger kann natürlich auch entscheiden, daran kein Interesse zu haben. Er ist der neue Präsident und entscheidet selbstbewusst, wie er öffentlich wahrgenommen werden will. Auch von „Blogs“.
P.S. Ich wurde häufig gefragt, was denn der aktuelle Anlass für die Kritik war. Darauf habe ich geantwortet: Der Stenger ist Saarländer, ich bin Pfälzer, alles klar? Kleiner Schenkelklopfer. Ich bin Pfälzer und mag Saarländer, ich bin in Völklingen sogar mal ein Jahr auf die Schule gegangen. Tatsache ist, es gibt keinen „aktuellen“ Anlass, sondern wie beschrieben den einer langfristigen Beobachtung.
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