Rhein-Neckar, 27. April 2013. (red) Gabi liebt ihren Garten. Meistens, aber eben nicht immer. So ein Garten ist ein Kosmos und ein Lebensgefühl. Es geht um Ideen, Wünsche, Liebe und die harte Realität.

Die Gespinste des Buchsbaumzünslers. Foto: Rheinneckarblog.
Um das von Anfang an klar zu stellen – ich liebe meinen Garten. Aber wie das nun so ist mit Dinge, die man liebt – wie den eigenen Mann und die eigenen Kinder – hier jammert und schimpft man am meisten.
Mindestens einmal im Jahr wünsche ich mir immer eine Wohnung im 5. Stock und ohne (!) Balkon, so dass man nicht mal versucht sein könnte, Kübelpflanzen nach draußen zu stellen.
An einem der letzten Samstage – das war noch in einer Zeit bevor der große Regen kam – hatten wir Großeinsatz. Mein Mann vertikutierte den Rasen und säte an den kahlen Stellen nach – und das waren sehr viele – während ich stundenlang Unkraut entfernte.
Die endlosen Pfahlwurzeln des Löwenzahns lassen mich genauso verzweifeln wie das kriechende Fingerkraut, denn beiden kann man – will man die Chemiekeule nicht schwingen – nur mit Ausstechen und geduldiger Handarbeit Herr werden.
Und das feuchte Frühlingswetter tut seit Wochen sein Bestes, um Unkraut aus allen Ritzen und üppig wuchernd hervor sprießen zu lassen. Und wenn ich ehrlich bin, gerate ich beim Unkraut jäten geradezu in einen Rausch und mir ist es sogar schon passiert, dass ich Unkraut in den Vorgärten von Freunden entfernt habe.
„Warum lässt du’s nicht einfach wachsen?“, fragte mich kürzlich eine Freundin, „vor allem der Löwenzahn blüht doch so hübsch“.
Aber wir haben Rasen gesät, weil wir Rasen wollten. Und keine Löwenzahnwiese. Punkt.
Im Kampf gegen die Blattlaus
Ähnliche Verzweiflung macht sich bei mir bei Ungeziefer breit. Schon seit Jahren kämpfe ich mit allen erdenklichen Mitteln erfolglos gegen die Blattlaus. Jahr um Jahr macht sie sich wieder an Rosen und Hibiskus heran. Ich habe schon alles probiert, Triebe weg geschnitten, die Pflanzen mit Spüli gespritzt und irgendwann zum Gift gegriffen.
Dieser Tage musste ich mit Schrecken erkennen, dass die jungen Rosentriebe schon wieder befallen sind und erstmals auch der Sommerflieder.
Und in diesem Jahr hat sich noch ein weiteres „Gartentierchen“ bei uns eingenistet.
Bei der Gartenarbeit stellten wir fest, dass unsere Buchbaumhecke ganz schrecklich aussah. Die Blätter sind braun und zwischen den Zweigen hängen dichte Gespinste und – knallgrüne Raupen. Als Gartenexpertin befragte ich meine Mutter und sie wusste gleich Bescheid: „Das ist der Buchsbaumzünsler, der treibt in Süddeutschland und in der Schweiz schon seit über einem Jahr sein Unwesen, wurde aus Asien eingeschleppt und hat in Parkanlagen ganze Buchsbaumhecken befallen. Da hilft nur Raupen absammeln, runter schneiden und mit Gift spritzen, wenn du Pech hast sind die Buchsbäume hin.“
Wir setzten die Anweisungen um und hofften auf Genesung. Doch dieser Tage rief mich meine Mutter ganz aufgeregt an und meinte, sie habe gerade im Fernsehen gehört, dass dies alles nichts helfe, sondern man müsse die Eier mit dem Staubsauger entfernen – lustig: „Schatz, ich geh mal den Garten saugen.“
Eine weitere schöne Arbeit für Gartenbesitzer ist der Abtransport von Grünschnitt. Unser Kombi war mit Gartenabfällen voll bis unters Dach und danach waren sowohl Auto als auch Klamotten völlig verdreckt und eine wunderbübsche grüne Raupe krabbelte ein Tag später meiner Tochter über den Fuß. Ihre Reaktion muss und will ich hier nicht beschreiben. Sie hat’s nicht so mit Grünzeug.
Kinder brauchen Garten – von wegen
Es heißt ja, dass ein Garten für Kinder so toll und wichtig ist, halte ich für ein Gerücht. Als meine Kinder klein waren, wollten sie immerzu auf den Spielplatz, denn da war eindeutig mehr los.
Als sie größer wurden, erklärte sich mein Sohn zwar dazu bereit, den Rasen zu mähen, doch Unkraut jäten überließ er seiner Schwester. Diese wiederum ließ bei jedem Regenwurm und jeder Spinne, die sie erblickte, einen Schrei des Entsetzens los, so dass ich sie recht schnell wieder ins Haus schickte.
Nun, werden Sie sagen, aber die schöne Grillabende und die lauen Sommernächte im eigenen Gart… was kann es Schöneres geben? Die letzten Grillabende haben wir im Haus gegessen, da es eigentlich immer regnet und in den wenigen lauen Sommernächten, wurde ich höllisch von Schnaken zerstochen.
Zurück zum Anfang. Das mit der Liebe ist halt so ’ne Sache. Ich liebe meinen Garten. Es macht mir Freude, zu sehen, wenn Samen keimen, wenn sich kleine Pflanzen entwickeln und erblühen. Tomaten und Zucchini aus dem eigenen Garten schmecken himmlisch. Und das Arbeiten in der Natur beruhigt die Seele – was will man mehr. Und den Unbill nehme ich in Kauf.