Mannheim, 27. November 2015. (red/cr) Eine Ahnung von Bewegung und Raum, Zeichen ohne sprachliche Bedeutung und Material, das abstrakte Landschaften bildet – das Informel bringt uns an die sprachlichen Grenzen der Beschreibung. So auch die neue Ausstellung “Spur und Geste: Graphik des Informel” der Kunsthalle Mannheim. Am Donnerstagabend wurde sie zusammen mit der Soundinstallation “Mannheim Chair” eröffnet. Spontan und gestisch präsentiert Kurator Dr. Thomas Köllhofer 33 Graphiken und drei Skulpturen des formlosen Informel.
Von Christin Rudolph
Die Kunsthalle Mannheim zeigte Anfang des Jahres mit “Kraft der Linie: Graphik des Expressionismus” und im Sommer mit der Ausstellung “Der kühle Blick: Graphik der Neuen Sachlichkeit” bedeutende Graphiken des 20. Jahrhunderts. So ließ sich die Entwicklung der Kunst über die Jahrzehnte ablesen. Diese chronologische Reihe wird nun fortgesetzt mit “Spur und Geste: Graphik des Informel”.
Inhaltlich und auch räumlich ist die Ausstellung in drei Abschnitte gegliedert. “Geste”, “Zeichen” und “Material” zeigen insgesamt 33 Blätter, in jedem Raum befindet sich eine Skulptur.
Malakt wird selbst Thema
“Informel”, formlos, nicht gegenständlich, ist ein Negativbegriff. Je weiter man in den drei Ausstellungsräumen vordringt, desto weniger lässt sich mit Worten noch beschreiben, was man sieht.
Aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs erwuchs ein Aufbruchsstimmung, die sich in der Kunst in neuen Ausdrucksform widerspiegelte. Die Reaktion der Künstler auf die Perversion des Gegenständlichen in der Propagandakunst war Abstraktion.
Mit der Befreiung der Farbe von einer vorgegebenen Form und dem spontanen gestischen Farbauftrag wurde der traditionelle Begriff des Bildes aufgebrochen. Der Akt des Malens in seiner Dynamik, die Bewegung der Farbe wurde selbst zum Thema der Malerei.
Bewegung und Zeit auf Papier
So wurden die Graphiken erstmals direkter Ausdruck von Bewegung und Zeit. Die Werke entstehen in flüssigen, oft ununterbrochenen Bewegungsabläufen. Durch diese extreme Erhöhung der Geschwindigkeit beim Malen sollte eine gewisse Ursprünglichkeit der Werke erzielt werden. Zu diesem Zweck enstanden einige Werke, wie zum Beispiel die von WOLS, unter Drogeneinfluss.
Kurator Dr. Thomas Kollhofer präsentiert in der Sonderausstellug, unter anderem Hann Trier, Emil Schumacher, K.O. Götz, K.R.H. Sonderborg, Hans Hartung, Peter Brüning, Gerhard Hoehme, WOLS und Bernard Schultze. Außerdem ausgesuchte Graphiken einiger europäischer Vertreter, wie beispielsweise Sam Francis, Emilio Vedova und Pierre Soulages.
Gelungener Auftakt
Metzler versteht Tradition als Sprungbrett statt als Ruhekissen – und ich glaube, das trifft auch auf die Kunsthalle zu.