Mannheim, 27. Mai 2018. (red/pro) Unsportlich ist das Relegationsspiel zwischen SVW07 und dem KFC Uerdingen ausgegangen. Beim Spielstadt 1:2 wurde die Partie ab Minute 81 wegen Randalen aus dem Block der Waldhof-Fans abgebrochen. Als die Mannschaften nach 20 Minuten wieder auf den Platz kamen, flog sofort wieder Pyrotechnik aufs Spielfeld. Darauf wurde das Spiel beendet.
Kommentar: Hardy Prothmann
SVW-Torwart Markus Scholz brachte es nach dem Spielabbruch auf den Punkt: “Dumm. Einfach nur dumm”, kommentierte er auf die Frage eines SWR-Reporters die Randale im heimischen Block.
Rund 15 schwarz Vermummte, heißt es, haben massiv Pyrotechnik entzündet, Böller geworfen und wohl auch Raketen aufs Spielfeld geschossen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: “Die außen rum wissen alle Bescheid. Das ist verabredet, die einen werfen, die anderen schützen”, sagt uns ein Insider.
Es stellt sich zwingend die Frage, wie diese Asozialen in dieser Menge Pyrotechnik auf die Tribüne bekommen konnten – das ist keine Frage an die Polizei, sondern an Geschäftsführer Markus Kompp und den gesamten Verein.
Vor einem Jahr sagte Herr Kompp nach Randalen von rund 400 Chaoten beim Rückspiel in Meppen:
Wir werden die Vorgänge sehr genau prüfen, unsere Konsequenzen daraus ziehen und harte Strafen gegenüber den Tätern aussprechen. Wir überlassen das Stadion nicht den Chaoten, die hierfür die Verantwortung tragen.
Ganz offensichtlich haben die Konsequenzen – welche auch immer – nicht ausgereicht und ganz offensichtlich haben die Chaoten auch heute in Mannheim das Carl-Benz-Stadion beherrscht.
Die Polizei ist unter Führung von Frank Hartmannsgruber nicht gegen die Chaoten direkt vorgegangen. Man habe dies geprüft und in der Abwägung entschieden, die Pyrotechnik abbrennen zu lassen und im Nachgang die Videoaufzeichnungen auszuwerten und dann entsprechend mit Strafanzeigen gegen die Straftäter vorzugehen, teilte uns ein Polizeisprecher auf Nachfrage mit.
Etwa bei Minute 74 war es zu einem Aufeinandertreffen von gewaltbereiten Fans auf der Tribüne gekommen. Mehrere Ordner wurden dabei verletzt. Sie erlitten Platzwunden und Prellungen, bis die Polizei dazwischen ging und die Fanlager auseinanderhielt.
Aktuell wird der Abzug der Fans organisiert. Im mit 24.000 Zuschauern ausverkauften Stadion waren auch 3.000 Fans der Gästemannschaft KFC Uerdingen. Im Umfeld des Stadions kam es zu mehreren Körperverletzungsdelikten durch gewaltbereite Fans. Die Polizei ist mit starken Kräften vor Ort und wird teilweise mit Flaschen beworfen.
Sicherlich spielt auch das zur Zeit stattfindende Stadtfest eine Rolle für eine defensiv aufgestellte Polizei, die eine weitere “Aufheizung” der Stimmung verhindern will. Nach unseren Informationen steht der Erste Bürgermeister Christian Specht (CDU) mit der Polizei in engem Austausch mit Fokus auf die Sicherheitslage beim Stadtfest.
Das alles ist äußert beschämend und der SVW07 steht in der Verantwortung, dieses unsägliche Treiben, das Leib und Leben von Zuschauern und Sportlern gefährdet, endlich mit allen denkbaren Mitteln zu unterbinden.
Der Waldhof gehört mit anderen Vereinen zur unrühmlichen Spitze, was Ausschreitungen von gewaltbereiten Fans angeht. In Mannheim trat auch erstmalig Hogesa auf (Hooligans gegen Salafisten).
Klar ist auch, dass bei vielen Spielen, wo es angeblich “friedlich zugegangen” ist, der Grund meist in einerm entsprechenden Großaufgebot der Polizei zu finden ist. Diese ist sowieso schon sehr gefordert – solche Risikospiele fordern enorm viel Kapazitäten, die besser woanders eingesetzt würden.
Der SVW07 ist nun zum dritten mal in Folge am Aufstieg in die 3. Fußballliga gescheitert – aus sportlichen Gründen. An der Mehrzahl der Fans lag es nicht – die haben dem Verein die Treue gehalten und nach besten Kräften unterstützt.
Der verpasste Aufstieg ist richtig, weil der Anteil der Chaoten unter den Fans zu groß und zu gewaltbereit ist, als dass man dem Verein den Aufstieg wünschen könnte – denn dann bräuchte es noch mehr Polizei, um solche Spiele abzusichern.
Für den SVW07 stehen harte Zeiten: Mit Sicherheit wird der DFB eine Strafe folgen lassen, die den Verein hart treffen wird – da, wo es richtig weh tut: Beim Geld. Ob der SVW07 genug Geld haben wird, um Spieler zu halten und neue einzukaufen, wird die nächste spannende Frage sein.
Die Entscheidung der Polizei, nicht unter Einsatz von Gewalt den Chaoten zu zeigen, wer die Macht hat, ist in der Abwägung auch in Bezug auf die körperliche Gesundheit der Beamten vermutlich richtig. Andererseits kann sich der Staat nicht immer wieder vorführen lassen und Polizeibeamte wissen um ihr Berufsrisiko. Häufig wird in anderen Zusammenhängen ein härteres Vorgehen der Polizei gefordert – das sollte auch gegen solche Gewalttäter und deren Unterstützerumfeld selbstverständlich sein.
Zum Spiel: Das Hinspiel hatte der KFC mit 1:0 gewonnen. Maximilian Beister brachte den KFC in der 29. Minute mit 1:0 in Führung. Patrick Mayer holte in der 32. Minute den Ausgleich zum 1:1. Tanju Öztürk brachte die Gäste mit 2:1 in der 39. Minute in Führung. In er 81. Minute wurde das Spiel wegen Randale abgebrochen, die Mannschaften waren gut 20 Minuten in den Kabinen. Kurz nach erneutem Anpfiff flogen wieder Böller auf den Gästetorwart Rene Vollath. Dann erfolgte sofort der Abpfiff – über zehn Minuten wären dem SVW noch geblieben, um die Partie zu drehen. Das haben die Dummköpfe erfolgreich verhindert.