
Die Felsen-Frontmann Tim Mayer.
Ludwigshafen, 27. Juni 2011. (red) Auf vier Bühnen gab es viel und gute Musik zu erleben auf dem Stadtfest Ludwigshafen. Eine junge Band aus Ludwigshafen war aber eindeutig der Top-Act: Die Felsen.
Von Hardy Prothmann, Fotos: Tom Eisele
„Du bist ein rollender Stein und anders darfs nicht sein“, singt Tim Mayer. „Du bist auch fasziniert von dem Umriss Deiner Welt, die Dich bestellt, aber nie abgeholt hat.“
Der Song „Rollender Stein“ geht ins Ohr und nicht mehr raus. Er groovt, er rockt, er überrascht, er braust auf, er fließt, er flüstert, er „breakt“. Wie fast jedes Lied der „Söhne Ludwigshafens“, wie sie sich selbst auch nennen, ist der Song nicht geradlinig gestrickt, sondern überrascht, ist fein und dann wieder derb und doch ist die Melodie eingängig. Ihren Stil nennen sie „lyrische Rockmusik aus Ludwigshafen am Rhein“.

Die Felsen - Bassmann Henrik T. Angstmann.
Der Seitenhieb auf die „Söhne Mannheims“ sitzt und vom klinisch perfekt durchgestylten Einheitsbrei des immergleichen Soundprodukts eines „Xavier Naidoo“ sind die vier jungen Musiker weit entfernt. Zwischen den Söhnen Ludwigshafens und Mannheims liegt der Rhein. Und das ist gut so.
Die Felsen sind: Tim G. Mayer – Gesang, Gitarre, Frank Ratuschny – Tasten, Henrik T. Angstmann – Bass, Tobias Frohnhöfer – Schlagwerk. Die Felsen sind jung, zwischen 21 und 23 Jahre alt. Frontmann Mayer ist der Songschreiber und die Rampensau, die sich vorne hinstellt, ans Mikrofon: „Da, wos wehtut.“
Und es geht um Schmerzen, das Leben und den Tod in den Songs. Um Gefühl. Und davon haben sie viel – musikalisch und lyrisch. Die Arrangements entwickelt die Band gemeinsam. Tobias Frohnhörer ist der Treibsatz. Sein Schlagzeug ist klar, direkt, setzt die Punkte und bringt die Songs voran. Henrik Angstmann spielt einen Bass, der immer Linie gibt, aber auch Lust auf Experimente hat. Sehr cool! Frank Ratuschny gibt den Songs viel Blume und Frische – der Orgel-Sound ist verspielt, nie langweilig und ist der „Chor“ zu Tims Stimme.

Die Felsen - Schalgmann Tobias Frohnhöfer.
Die Instrumentalisten wissen, was sie tun, sind gut ausgebildete, offene Musiker, die mit Zitaten aus Klassik und Jazz den Rock verfeinern. Sie haben echte Lust aufs Spiel – trauen sich frech alles und können das auch. Die Instrumente werden als Stimmen eingesetzt, dürfen frei klingen, um dann wieder zusammen fetten Rock zu machen.
Selbst „Bierzelt“-Musik im „Dreivierteltakt“ haben sie im Repertoire – ironisch, aber durchaus ernst gemeint. Bestellt und nicht abgeholt? Melancholisch? Vielleicht. Ja und nein.
Vielleicht hast du Pech und vielleicht geht’s dir gut. Das Leben ist mehr als nur ein Fluch.
Die Stimme der Felsen ist Tim Mayer – er ist ohne Frage das, was die Band als ganzes besonders macht. Und weil er nicht einfach etwas singt, sondern weil er singt, was er getextet hat. Weil es das ist, was den Stein in ihm und seinen Freunden rollt:
Ja, es tut weh, aber es tat auch mal gut. Ich hab immer noch keinen Frieden, aber ich hab immer noch Blut.
Gestern war’s okay und heute ist es schlecht und morgen bin ich tot, aber dann ist es auch wieder ganz nett.
Du hast kein Glück und davon vielleicht viel. Das Leben ist nun mal auch ein Trauerspiel. Vielleicht hast du Pech und vielleicht geht’s dir gut. Das Leben ist mehr als nur ein Fluch.
Du bist ein rollender Stein und anders darf’s nicht sein. Du bist krass.
Die Liebe war mal da und die Liebe geht auch weg und dann kommt sie wieder. Und du schnappst sie dir, denn du bist kein Depp.
Der Tod steht vor der Tür, du hast es im Gespür. Und du denkst, dass es vorbei ist, aber es ist niemals vorbei.Du bist mein Freund, was immer auch passiert. Du trinkst auch noch ein Bier, denn du bist auch fasziniert von dem Umriss einer Welt, die dich bestellt, aber nie abgeholt hat.
Du bist ein rollender Stein und anders darf’s nicht sein.
Und ja, du bist allein.
Aber nicht immer.
Die Felsen bieten etwas, was sehr, sehr selten ist. Orginäre Musik, einen eigenen Sound. Ohne Castings in Form gebracht, sondern echt. So wie sie einfach sind. Man spürt und hört, dass sie spielen, was sie wollen und nicht, was andere vielleicht wollen könnten. Klar wollen sie gefallen – aber sie schleimen sich nicht ein.
Die tiefgründigen Texte sind nicht gekünstelt, sondern kunstvoll auf das verdichtet sind, was Lyrik ausmacht. Dichtung heißt, das Leben in Texten zu „verdichten“ und diese Texte entfalten wieder das Leben.
Wenn Die Felsen auf diesem Weg bleiben, werden sie fast garantiert eine großartige Zeit vor sich haben. Als Gruppe, die gerne miteinander Musik macht. Als Band, die bald sehr viel Erfolg haben kann.

Die Felsen - Tastenmann Frank Ratuschny.
Man muss nur für sie hoffen, dass sie nicht einem Stefan Raab oder Dieter Bohlen in die Hände fallen – denn die produzieren keine „Rollenden Steine“, sondern Kiesgruben.
Wenn Die Felsen verstanden haben, welche Steine sie ins Rollen bringen, werden sie nicht mehr aufzuhalten sein.
In Ludwigshafen haben Sie als „Side-Act“ auf der RNF-Bühen am Nachmittag gespielt – es wird nicht lange dauern, bis sie der Top-Act auf der Hauptbühne sind.
Ein Fehler wäre es, die Söhne Ludwigshafens zähmen zu wollen – das Konzert auf dem Stadtfest war „krass“ gut. Aber da geht noch viel mehr, wenn man die Steine rollen lässt.
Internet:
Die Homepage von Die Felsen

Die Felsen - Tim Mayer lässt den Stein rollen.
Viel Freude mit den Fotos:
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