Mannheim, 27. September 2019. (red/pm) Die Stadt Mannheim hat sich in ihrer Gesamtstrategie und im Leitbild Mannheim 2030 der Bildungsgerechtigkeit, der Integration und der Förderung von Talenten verpflichtet. Das Dezernat Bildung, Jugend, Gesundheit arbeitet deshalb mit seiner Fachverwaltung stetig daran, wirkungsorientierte Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, die insbesondere auf diese strategischen Ziele einzahlen.
Information der Stadt Mannheim:
„Im Mannheimer Bildungsbericht konnten bereits Erfolge nachgewiesen werden; gleichzeitig wurde auch deutlich, dass Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund noch immer nicht im selben Umfang an den Mannheimer Bildungsangeboten partizipieren und somit eine weniger erfolgreiche Bildungsbiographie haben als altersgleiche Kinder und Jugendliche ohne Migrationshintergrund. Daher galt und gilt es, Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund als Zielgruppe besonders in den Blick zu nehmen.
Deshalb hat das Dezernat Bildung, Jugend, Gesundheit im Jahr 2014 erstmals den „Entwicklungsplan Bildung und Integration“ (EBI) aufgelegt. Dieses Projekt war seinerzeit bundesweit einmalig und hatte das Ziel, einen Paradigmenwechsel in der Verwaltung herbeizuführen: Sie sollte sich interkulturell öffnen, in ihren Einrichtungen eine Willkommenskultur erlebbar machen und der hohen Diversität der Mannheimer Stadtgesellschaft angemessener Rechnung tragen. Dies sollte über für jeden Fachbereich mittels in diesem Entwicklungsplan eigens festgelegter Leistungsziele bewirkt werden.
Nun wurde die zweite Auswertung des „Entwicklungsplans Bildung und Integration“ zu der Frage vorgelegt, ob und inwiefern der angestrebte Paradigmenwechsel und eine qualitative Weiterentwicklung der Angebote gelungen sind. Den auf Basis der bisherigen Ergebnisse und der erzielten Wirkung fortgeschriebenen „Entwicklungsplan Bildung und Integration“ mit seiner Neufassung der Leistungs- und insbesondere der neu entwickelten Wirkungsziele hat der Bildungsausschuss in seiner heutigen Sitzung beschlossen.
In den Bereichen frühkindliche, schulische sowie nonformale Bildung kommt der „Entwicklungsplan Bildung und Integration“ zu folgenden zentralen Aussagen:
Frühkindliche Bildung
Es wurden zahlreiche Impulse für eine qualitative Weiterentwicklung der Standards in den städtischen Tageseinrichtungen für Kinder gesetzt – sowohl mit Blick auf die Kompetenzen der pädagogischen Fachkräfte als auch hinsichtlich der Angebotsvielfalt städtischer Kitas. Als Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit sind Sprachbildung und Sprachförderung, Elternzusammenarbeit und Weiterqualifizierung des pädagogischen Fachpersonals fest im Angebotsportfolio der 53 städtischen Kindertageseinrichtungen implementiert. Ferner sind zahlreiche Fachkräfte mit Migrationshintergrund in den Einrichtungen vertreten. Im Bereich Elternzusammenarbeit haben Maßnahmen wie beispielsweise Elterncafés und Lesepatenschaften dazu geführt, dass Eltern besser erreicht und an den Bildungsprozessen ihrer Kinder stärker beteiligt werden.
„Künftig müssen die neu definierten Standards nachhaltig gesichert und durch die vereinbarten Ziele im Ergebnis noch stärker greifbar werden“, betonte Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb bei der Vorstellung des neuen Berichts. So wird Wert darauf gelegt werden, dass alle pädagogischen Fachkräfte in den Bereichen alltagsintegrierte Sprachbildung und interkultureller Pädagogik weiterqualifiziert sind und alle Einrichtungen niederschwellige Elternangebote unter besonderer Berücksichtigung der Zielgruppe vorhalten.
Auf diesem Wege wird sichergestellt, dass Kinder sprachlich bestmöglich gefördert werden und gut auf die Grundschule vorbereitet sind. Bei den zu künftig zu erreichenden Zielen werde zum Beispiel darauf fokussiert, dass alle pädagogischen Fachkräfte in den Bereichen Sprachbildung und Sprachförderung sowie interkulturelle Pädagogik weiterqualifiziert sind, alle Einrichtungen niederschwellige Elternangebote unter besonderer Berücksichtigung der Zielgruppe vorhalten und Kinder mit Migrationshintergrund sprachlich weiterhin qualifiziert gefördert werden.
Schulische Bildung
Der Fachbereich Bildung arbeitet dem im „Entwicklungsplan Bildung und Integration“ definierten Ziel zu, Schulen bei der interkulturellen Öffnung zu unterstützen und die beruflichen Perspektiven von Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu verbessern und hält hierzu unterschiedliche Maßnahmen vor, wie beispielsweise die Vernetzung der für „Bildung und Integration“ relevanten Partner und Bildungsakteure, das Mannheimer Unterstützungssystem Schule (MAUS) sowie spezielle Maßnahmen zur Berufsorientierung.
Konkrete Empfehlungen wie etwa die Förderung der qualifizierten Mehrsprachigkeit, das Angebot von Informationsmaterialien in verschiedenen Sprachen oder der Ausbau von Elterncafés konnten durch die Bildungskoordination für Neuzugewanderte realisiert werden. Die Eins-zu-Eins-Sprachbegleitung und das Sprachpatenprogramm stehen vor der Herausforderung, Sprachförderung für Schüler weiter auszubauen.
Im Bildungsbüro konnte durch Beratungsleistungen die Konzeptbegleitung mit interkulturellem Bezug an gebundenen Ganztagsschulen weiter verbessert werden. In Zukunft sollen der Bildungserfolg in Form von formal höheren Schulabschlüssen bei Ausländern weiter erhöht und die berufliche Perspektive von Schülern mit Migrationshintergrund weiter verbessert werden.
Non-formale Bildung
Die Stadtbibliothek ist mit ihrem Schwerpunkt auf Sprach- und Leseförderung sowie der Förderung von Medienkompetenz eine unmittelbare Partnerin für alle Schulen und Kindertageseinrichtungen in Mannheim. Sie trägt zur Integration von Menschen bei, die nicht herkunftssprachlich mit der deutschen Sprache aufgewachsen sind. Hierbei stehen mehrheitlich Kinder und Jugendliche im Fokus. Dabei werden auch in Zukunft die Ziele wie die Sicherstellung des interkulturellen Medienangebotes, interkulturelle Sensibilisierung der Mitarbeiterschaft oder ein attraktives interkulturelles Veranstaltungsangebot verfolgt.
Auch das zentrale Ziel der Musikschule Mannheim ist deren systematische interkulturelle Öffnung. Diese erfolgt in Richtung ihrer Zielgruppen und in Richtung der Mitarbeiterschaft. Konkret weist der Bericht den Abbau von Sprachbarrieren, das Erreichen von mehr Migranten über Kooperationen, Netzwerk- und Multiplikatorenarbeit sowie den Ausbau der interkulturellen Kompetenzen der Mitarbeiterschaft als Ziele aus.
Der Fachbereich Jugendamt und Gesundheitsamt konnte zahlreiche Angebote und Konzepte der non-formalen Bildung in der Jugendhilfe – wie z.B. in der Jugendarbeit, bei den Frühen Hilfen oder im Rahmen erzieherischer Hilfen – interkulturell weiter öffnen und bedarfsgerecht weiter entwickeln.
So werden beispielsweise die Angebote von Familien mit Kindern unter drei Jahren und Migrationshintergrund inzwischen etwa im gleichen Umfang angenommen wie in der altersgleichen Bevölkerung und sind somit hoch akzeptiert. Der Anteil der Informationsmaterialien zu den Angeboten, die mehrsprachig aufgelegt werden, hat sich von 20 Prozent im Jahr 2012 auf 100 Prozent in 2016 erhöht. In der Zukunft sollen auch in diesem Bereich verstärkt Fachkräfte mit Zuwanderungsgeschichte gewonnen werden und auch im Fortbildungsportfolio durchgängig interkulturelle Inhalte berücksichtigt werden.
All dies unterstützt in positiver Weise die grundsätzliche Zielsetzung des Entwicklungsplans Bildung und Integration.
„Der Entwicklungsplan Bildung und Integration hat erheblich dazu beigetragen, dass sich die Fachbereiche des Dezernats Bildung, Jugend, Gesundheit – in der Verwaltung und in den Einrichtungen vor Ort – für die Zielgruppe der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund weiter geöffnet haben. Zielgruppenspezifische Angebote wurden bedarfsgerecht weiterentwickelt und, sofern erfolgreich, fest in den Einrichtungen verankert“, resümierte die Bürgermeisterin. „Damit hat der EBI einen bedeutenden Beitrag zur Qualitätsentwicklung unseres Verwaltungshandelns geleistet und sowohl neue Qualitätsstandards als auch wichtige Indikatoren für die Wirksamkeit künftiger Arbeit im Feld der Bildungsgerechtigkeit und Integration gesetzt“, so Freundlieb abschließend.“