Mannheim, 26. November 2013. (red/ld) Für ihre öffentlichkeitswirksamen Aktionen und ihren Eine-Welt-Laden wurden die Schüler des Mannheimer Johann-Sebastian-Bach-Gymnasiums mit dem „Kinderwelten-Award“ des Kinderwelten e.V. in der Kategorie Öffentlichkeitsarbeit ausgezeichnet. Der Preis wurde am vergangenen Donnerstag im Rahmen der Morgenandacht in der Matthäuskirche übergeben.
Von Lydia Dartsch
Zuerst ist es in der Matthäuskirche noch still und dunkel. Die Schüler des Johann-Sebastian-Bach-Gymnasiums haben zu dieser besonderen Morgenandacht schon Platz genommen. Der Kinderwelten-Award soll gleich verliehen werden. Die Schüler warten auf den neuen Schultag mit Unterricht, Spanischtest und Mathearbeit.
Dann fängt der Chor an zu singen: „We Are the World“. Jeder der Sänger hält eine Kerze in der Hand. Alle paar Sekunden geht einer von ihnen nach vorne, bläst seine Kerze aus, verstummt und verschwindet vom Altarraum auf die erste Bank. Warum machen sie das? Erst als nur noch fünf Schüler auf der Bühne stehen, löst eine Projektion hinter ihnen die Frage auf. Dort steht geschrieben:
Alle 5 Sekunden stirbt ein Mensch an den Folgen von Armut und Hunger.
Angesichts dieser Erklärung läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken. Das sitzt.
Mit der Ungerechtigkeit in der Welt wollten sich die Schüler nicht abfinden, sagt Pfarrer Dieter Günther. Deshalb werde die Situation der Menschen in Entwicklungsländern im Unterricht, in der Mitarbeit im schuleigenen Eine-Welt-Laden und durch Aktionen durch die Schülermitverwaltung (SMV) immer wieder thematisiert, sagt er.
Eine Aktion hatte Susanne Stephan und Petra von Borstel vom gemeinnützigen Verein „Kinderwelten“ besonders beeindruckt: Sie erzählen von einem Flashmob, bei dem die Schüler als Gruppe ein Restaurant betreten und dort den essenden Gästen auf die Teller gestarrt hatten, um auf hungernde Menschen auf der Erde aufmerksam zu machen. Eine außergewöhnliche Aktion, findet Susanne Stephan. Sie sagte den Schülern:
Es ist toll, was ihr macht. Wenn so junge Menschen wie ihr sich in der Masse so einsetzen, dann können wir eine Kultur verändern.
Im schuleigenen Eine-Welt-Laden, in der Schulstraße 5, setzen sich die Schüler seit 15 Jahren für eine Kultur des Teilens ein. Doch vom Ernst des Teilens, wie er vielen anderen dieser Läden anhaftet, ist hier nichts zu sehen: Bunt und hell eingerichtet ist er. Neben Schmuck, Geschenken und fair gehandelten „Gepa“-Lebensmitteln bieten sie hier ihre selbst entworfene Modemarke „Kea Fea“ an.
Die Kleider sind aus biolgisch angebauter Baumwolle oder aus Bambus und tragen das „Fair Wear„-Siegel. Das bedeutet: Zwar steht auch bei diesen T-Shirts „Made in Bangladesh“ auf dem Etikett. Mit dem Siegel können aber die Käufer sicher sein, dass die Menschen, die sie genäht haben, und die Bauern, die die Rohstoffe angebaut haben, gerecht bezahlt werden.
Preisgeld für guten Zweck
Ab der siebten Klasse dürfen die Schüler hier arbeiten. Sie beraten Kunden, verkaufen, dekorieren selbst. Das mache viel Spaß sagen sie. Sie mögen die Gummibärchen, die hier verkauft werden und das Eis und vor allem, dass die Einnahmen für einen guten Zweck gespendet werden.
Das wird auch mit dem Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro passieren, das die Schüler neben der Preistrophäe erhielten. Bei der siebten Ausgabe des bundesweiten Wettbewerbs hatten sich 150 Schulen um den Kinderwelten-Award beworben. 20 von ihnen werden in diesem Jahr ausgezeichnet.