Mannheim, 25. November 2016. (red/ric) Knapp sechs Jahre nach ihrem preisgekrönten Auftritt in „Bernada Albas Haus“, kehrt die Theater-Ikone und Charakterdarstellerin Nicole Heesters an das Nationaltheater Mannheim zurück. Am 22. Januar 2017 ist die Tochter von Jopie Heesters, in Roland Schimmelpfennigs Urauführung „Das große Feuer“ zu sehen. Aus diesem Anlass, fand am Mittwoch Abend im Cafe des ältesten kommunalen Theater der Welt, eine Begegnung zwischen der Theaterlegende und ihrem Mannheimer Publikum statt. Eingeladen hatten die Freunde und Förderer des Nationaltheaters Mannheim e.V.
Von Riccardo Ibba
Ein warmer Applaus des Publikums empfängt Nicole Heesters im vollbesetzten Cafe des Nationaltheaters in Mannheim. Sichtlich gerührt betrat sie im roten Kleid gemeinsam mit Chefdramaturg Ingoh Brux das Podium:
Danke Mannheim, dass ich wieder hier sein darf.
Die Heesters begann sogleich zu erzählen, wie es zum ersten Kontakt mit dem NTM vor sechs Jahren kam. Die Darstellerin wandelte damals in Malaga auf den Spuren ihres verehrten Autors Federico Garcia Lorca. Am Tage ihrer Wiederankunft in Deutschland, die Reisekoffer waren nicht einmal ausgepackt, klingelte ihr Telefon.
Am anderen Ende ertönte etwas verhalten die Stimme von Ingoh Brux, der sich erkundigte, ob Nicole bereit wäre in Lorcas Stück Bernarda Albas Haus, aufgeführt in Mannheim, mitzuwirken.
Ja ich will!,
rief Heesters begeistert ins Telefon.
Das war der Beginn einer wilden und lustigen Zeit in Mannheim, gekrönt von unserem Gastspiel in Teheran.
sagt die renommierte Schauspielerin.
Es folgten zahlreiche Anekdoten aus ihrem Leben, angefangen mit dem Wunsch Nonne zu werden, bevor sie sich glücklicherweise in den Kopf setzte Schauspielerin zu werden. „Ich habe den Entschluss nie bereut.“
Ihr erster Lehrer am berühmten Max-Reinhardt-Seminar, Alfred Neugebauer, der immer lackierte Nägel trug, hatte es ihr besonders angetan.
Ein toller Darsteller, der total in Vergessenheit geraten ist, oder ist ihnen der Name noch ein Begriff?
lautete die wehmütige Frage an die Zuhörer.
Mit den besten der Zunft
Oder ihre Zeit nach der Ausbildung am Theater in Düsseldorf, wo sie zehn Jahre spielte, ihren Mann kennenlernte und ihre Kinder zur Welt brachte. „Das ist meine Stadt.“, versichert sie. Gebannt hängt das Publikum an ihren Lippen, als sie von ihrer Zusammenarbeit mit den damaligen Schwergewichten der Theaterszene berichtet.
Karl-Heinz Stroux, Nachfolger des sagenumwobenen Gustav Gründgens als Intendant im Schauspielhaus Düsseldorf, war einer ihrer größten Förderer. „Ein komplizierter, mystischer Mann. Toll.“ entfuhr es der charmanten Künstlerin.
Die Anekdote, in der die großartige Regisseurin Andrea Breth, bekannt für ihre Umsetzung schwerster Dramen, sich an einem Boulevard-Stück versucht, sorgte für zahlreiche Lacher. „Nach zehn Minuten Probenzeit wandelte Andrea bereits am Rande des Nervenzusammenbruchs.“, sagt Frau Heesters und lacht.
Enges Verhältnis zu Jopie
Natürlich blieben Nachfragen zu ihrem berühmten Vater Jopie nicht aus.
Meine Mutter war zu Beginn berühmter als er. Jopie war immer ein sehr strenger, aber guter Vater gewesen. Auf der Bühne war er in seinem Element, im normalen Leben jedoch eher hilflos, obgleich er immer mit anpackte. Wir alle in der Familie standen uns immer sehr nahe.
Die Familie, für Heesters eine großes Thema. „Die Arbeit am Theater ist leider nur sehr schwer mit dem Familienleben zu vereinbaren.“, weiß die Grande Dame des Theaters.“Mein Mann hat da vieles aufgefangen.“
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Premiere am 22. Januar
Gegen Ende der Veranstaltung wurde der Fokus auf das neue Stück „Das Große Feuer“ gelenkt, welches am 22. Januar Premiere feiern wird.
Seit diesem Montag haben die Proben unter Intendant Burkhard C. Kosminski begonnen.
Kosminski steckt voller Phantasie, das Stück mutet wie ein Märchen an, steckt aber voller subtiler Katastrophen. Ich bin neugierig, wo wir enden,
sagt die Darstellerin.
Das Stück handelt von zwei Dörfern, gegenüberliegend an einem Fluß gelegen. Während am einen Ufer Krankheit und Tod grassieren, bleibt das andere Ufer unbeschadet. Autor Roland Schimmelpfennig beschreibt, wie aus Freunden Feinde und aus Nachbarn Fremde werden, wie Naturkatastrophen die Welt in Arm und Reich teilen und Ungerechtigkeit entsteht.
Das Kammerorchester der Oper, steuert zudem eine neue Version von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ als Soundtrack bei, es dürfte also ein aufregender Theaterabend werden.
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