Mannheim, 26. Juni 2015. (red/ms) Das Nationaltheater in Mannheim wird ab 2020 von Grund auf saniert – das hat es seit der Eröffnung der Spielstätte im Jahr 1957 noch nicht gegeben. Für den Mannheimer Haushalt werden die Maßnahmen eine enorme Belastung darstellen: Etwa um die 80 Millionen Euro werden veranschlagt. Am vergangenen Dienstag beschloss der Gemeinderat, für Kosten in Höhe von 3,5 Millionen Euro ein Planungsteam zu beauftragen und eine europaweite Ausschreibung durchzuführen.
Von Minh Schredle
Seit der Eröffnung 1957 hat es am Nationaltheater keine grundlegende Sanierung gegeben – bisherige Maßnahmen betrafen immer nur Teilbereiche des Bestands. Insbesondere die Haustechnik zu modernisieren, werde nach Angaben von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz sehr kostspielig werden: Vieles befinde sich hier noch auf dem Stand der 50-er Jahre. Um die Technik auszutauschen, werde man die Wände im gesamten Gebäude öffnen müssen. Außerdem seien der Brandschutz und die Energieeffizienz mangelhaft.
Nach dem aktuellen Planungsstand geht die Verwaltung davon aus, dass es etwa zwei Jahre dauern wird, alle Sanierungsmaßnahmen durchzuführen. Dabei werde es nicht zu vermeiden sein, das Nationaltheater vorübergehend zu schließen. Daher werde man nach alternativen Spielstätten suchen müssen – laut Oberbürgermeister Dr. Kurz sei es zum Beispiel denkbar, die Maimarkthalle zu reaktivieren.
Keine belastbaren Kostenschätzungen
Wie viel die Generalsanierung die Stadt kosten wird, ist momentan unklar. Fest steht nur: Die Maßnahmen werden eine enorme Belastung für den Haushalt darstellen. Eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2013 liefert eine Grobschätzung, die von etwa 54 Millionen Euro ausgeht – berechnet man Preissteigerungen und Risikozuschläge mit ein, liegt man im Jahr 2020 schon bei Kosten von etwa 80 Millionen Euro.
Wie Oberbürgermeister Dr. Kurz betont, seien dies allerdings keine belastbaren Angaben, sondern nur eine grobe Schätzung. Konkretere Zahlen könne man erst vorlegen, wenn die Planung weiter fortgeschritten ist und die Entwürfe präziser werden.
Eindeutiger Beschluss
Nach Vorberatungen im Kulturausschuss und im Hauptausschuss hat sich der Gemeinderat darauf geeinigt, nur den Bestand zu sanieren – Erweiterungen oder einen Anbau an das Gebäude wird es nicht geben. „Das würde jeden Kostenrahmen sprengen“, sagte Dr. Kurz.
In einem ersten Schritt werden nun 3,5 Millionen Euro dafür aufgewendet, ein Planungsteam für die kommenden drei Jahre zu beauftragen und eine europaweite Ausschreibung durchzuführen. Diese Maßnahmen wurden im Gemeinderat am vergangenen Dienstag nicht mehr diskutiert – es wurde direkt abgestimmt: Bei Gegenstimmen von Christian Hehl (NPD) und Wolfgang Taubert (Mittelstand für Mannheim) wurde der Beschluss mit großer Mehrheit getroffen.
Vor der Abstimmung im Gemeinderat hat es in der vergangenen Woche ausführliche Vorberatungen im Hauptausschuss gegeben – darüber berichteten wir umfassend am 19. Juni.