Mannheim/Rhein-Neckar, 26. August 2019. (red/pro) Seit dem 01. Mai ist Andreas Stenger Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Mannheim. Sein Amtsantritt ist nun gut dreieinhalb Monate her. Bis heute gibt es kein Bild des neuen Polizeipräsidenten in Dienstuniform, dafür aber jede Menge Selfies eines allseits gut gelaunten PP, der vor allem eins sucht – eine Kamera, in die er grinsen kann.
Von Hardy Prothmann
Andreas Stenger hat seit seinem Amtsantritt als neuer Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Mannheim eines ganz sicher bewiesen – die Polizei als System funktioniert, ganz unabhängig vom Chef ganz oben.
Das gilt grundsätzlich und ist beruhigend.
Möglicherweise hat er aber auch von seinem Vorgänger Thomas Köber ein sehr gut bestelltes Haus übernommen und konnte deshalb bislang noch keinen größeren Schaden anrichten.
Der Systemwechsel Köber-Stenger ist insgesamt „offensichtlich“ und frappierend. Den früheren Polizeipräsidenten konnte man nur sehr selten in „zivil“ erleben, ganz überwiegend repräsentierte er die Polizei in Uniform. Steif gebügelt korrekt. Ohne dabei jemals persönlich steif zu wirken. Thomas Köber war der erste uniformierte Polizist im Polizeipräsidium Mannheim und damit stellvertretend für jeden seiner Kollegen auf der Straße. Korrekt gekleidet, souverän im Auftritt, bescheiden aber auch bestimmt in der Wahrnehmung seiner Rolle als Chef, Repräsentant und auch oft als Einsatzleiter.
Sein Nachfolger wirkt irgendwie wie ein Posterboy einer imaginären TV-Show: „Hilfe, ich bin Polizeipräsident, holt mich hier raus.“
Intern gehen viele Polizisten davon aus, dass dem Mann in etwa zwei Jahren geholfen werden wird. Dann könnten ihn höhere Weihen erwarten, wie beispielsweise der Job als Inspekteur der Polizei. Und manche zählen schon die Tage.
Dabei geht es nicht darum, dass man Andreas Stenger nicht leiden könnte oder meinte, er sei ein ahnungsloser Karrierist. Andreas Stenger ist ein umgänglicher Typ und soweit wir recherchieren konnten, auch ein guter Polizeibeamter.
Was viele innerhalb der Polizei zunehmend nervt, ist sein erheblicher Drang zur Selbstdarstellung. Bei nahezu jedem „Event“, ob es ein Brand in einem Müllschacht eines Hochhauses ist oder aktuell ein Konzert einer Rock-Gruppe – Andreas Stenger setzt sich in Szene und benutzt dafür auch die Öffentlichkeitsarbeit der Polizei.
Einem Thomas Köber wäre ein derart selbstgefälliges Verhalten niemals passiert. Ein Thomas Köber war ein Mann der häufig leisen, aber im Gehalt sehr deutlichen Worte. Einer, der Einsätze akribisch plante und jederzeit Herr der Lage war, strategisch überragend und mit einem festen Wertekanon, was den Rechtsstaat angeht.
Thomas Köber war ein uniformierter „Schupo“ (Schutzpolizeibeamter) – Andreas Stenger ist Kriminalbeamter und hat es nach fast drei Monaten nicht geschafft, sich eine Uniform zu besorgen, über die er als Repräsentant der uniformierten Polizei erkannt werden könnte (Anm. d. Red.: Das PP Mannheim hat rund 2.400 Beamte und Angestellte, 400 sind bei der Kripo, die überwiegende Mehrheit bei der Schutzpolizei). Diese stellt die deutliche Mehrheit seiner ihm untergebenen Mitarbeiter dar. Andreas Stenger mag sich sportlich und cool und hip vorkommen – bei der Truppe gilt er als Exot auf Durchlaufstation.
Wenn nach einem Vierteljahr im Amt schon offen darüber spekuliert wird, wann der Neue ein Alter sein wird, dann bleibt nicht mehr viel Vertrauensbasis, dann wird nur noch abgewartet und die Frage gestellt, ob der nächste Neue näher dran ist oder noch weiter weg vom Alltag.
Andreas Stenger setzt sich gerne in Szene, dass er Dienste begleitet – es geht vollständig in Ordnung, dass er mit auf Streife geht oder „dahin, wo es weh tut“, wie er einer Lokalzeitung verriet. Intern erzählt man sich, er sei immer auf der Suche nach guten Selfie-Motiven denn es geht offenbar weniger darum, dabei zu sein und zu verstehen, als vielmehr, dabei zu sein, um sich selbst in Szene zu setzen.
RNB hat gute Kontakte zur Polizei und nicht wenige meinen: „Stell Dir mal vor, wir würden Selfies machen. Hehe, Täter geschnappt oder so, wir würden zu Recht Ärger ohne Ende bekommen. Es ist nicht Aufgabe der Polizei, sich selbst in Szene zu setzen.“
Und die Kritik wird noch konkreter: „Was soll eigentlich der Quatsch, dass er eine Karte für das Metallica-Konzert ergattert hat? Als PP kann er überhall hin, Backstage und so weiter. Wenn er privat die Band gut findet, geht das für mich ok. Dann soll er halt auch privat hingegen und headbangen bis zum Anschlag und auf Facebook posten, was er will. Aber wenn er da privat ist, warum macht die Pressestelle der Polizei dazu ne Meldung? Geht’s noch?“
Der Beamte war an diesem Abend im Einsatz, hatte keinen Spaß und keine Zeit für Selfies.
Andreas Stenger hat längst den Ruf weg, ein egozentrierter Selbstdarsteller zu ein. Damit hat er keine gute Basis geschaffen, um mit der Basis eng im Kontakt zu stehen – und auch „Facebook-Freunde“ zeigen sich „erstaunt“ über das Treiben es Selfie-Polprä über soziale Netzwerke: „Der wirkt wie einer, der zuwenig Zuneigung erhalten hat und jetzt mitteilen muss, was für ein toller Hecht er ist. Irgendwie fühlt er sich einsam an.“