Mannheim, 25. März 2015 (red/ld) Ein Paradies für Mittelalter- und Rollenspiel-Fans, für edle Ritter und feine Burgfräuleins, erwartete die Besucher am vergangenen Wochenende im Herzogenriedpark. Beim Mittelaltermarkt konnten die Besucher Jahrhunderte alte Handwerkskunst bestaunen und kaufen. Über 18.000 Besucher kamen. So viele wie noch nie.
Von Lydia Dartsch
Wenn man die Handwerksstände und die Essensbuden auf dem Mittelaltermarkt hinter sich gelassen hat, gelangt man zum Zeltlager der Mittelalterfans. Die Clans nennen sich “Krieger der Steppe”, “Freie Franken” oder “Rheinland-Wikinger”. Hier haben sie über das Wochenende übernachtet.
An einem Stand hat sich eine kleine Menschentraube gebildet: Ein Falkner zeigt seine Sammlung von “Greifen”, wie es auf einem Schild steht. In Wahrheit sind es zahme Eulen und Käuze, mit denen man sich gegen eine Spende an das Kinderhospiz Sterntaler fotografieren lassen kann.
“Da!” der Falkner steckt einen der Käuze zu einem kleinen Jungen, der im Kinderwagen sitzt. Die beiden wissen gar nicht, wie ihnen geschieht. Dann streichelt der Junge den Vogel. Und der Falkner warnt: “Bloß nicht schreien! Sonst kommt der Highlander!” Und er zeigt auf den beeindruckenden Mann mit verwegenem Rauschebart, der gerade hinter ihm aus einem der Zelte getreten ist und der bei den Worten des Falkners mit seinem Schwert droht. Große Augen bei dem Kleinen.
Auf das richtige Gewand kommt es an
Wer am Wochenende in den Herzogenriedpark ging, fühlte sich schon direkt hinter dem Haupteingang wie in einer anderen Welt. Die meisten Besucher sind verkleidet gekommen. Die Kostüme sind beeindruckend: Die Frauen tragen neben ihren Gewändern mit Umhang verschiedensten Kopfschmuck. Mal nur einen Schleier mit einem Kranz, mal wird das Haupt von einer filigranen Krone geziert. Um die Schultern liegt ein totes Tier, häufig ein Fuchspelz. Die gibt es auch an ein paar Ständen zu kaufen – für die meisten Besucher gehört das dazu, ob es “politisch korrekt” ist, sehen sicher manche anders.
Die Männer tragen meist lange Gewänder. Einige haben sich sogar in richtige Ritterrüstungen gesteckt und tragen diese stolz zur Schau, wenn sie von Stand zu Stand laufen. Dort gab es mittelalterliche Bögen und Pfeile zu kaufen. An anderen gab es Schilde. Auch Schmuck und Pelze wurden angeboten.
Rüstungen schmieden und Kränze winden
An einem Stand direkt am Haupteingang hörte man es metallen Hämmern. Dort hatte ein Schmied seine Werkstatt aufgeschlagen. Und obwohl es kaum 10 Grad warm war, stand der Schmied mit entblößtem Oberkörper vor seinem Amboss und schlug auf sein Werkstück ein. Hilfe bekam er von einem kleinen Jungen, der das Holzkohlenfeuer mit einem Blasebalg anfachte.
Einen Stand weiter verkaufte ein Binder bunte Kränze um Burgfräulein-Köpfe zu schmücken. “Mama, kaufst Du mir so eins?”, höre ich ein kleines Mädchen rufen, als ich weiter gehe. Man kommt schwer voran: So viele Menschen sind gekommen. An beiden Tagen zusammen waren es 18.200 Besucher, sagt Alexandra Wind von der Stadtpark Mannheim gGmbH:
Das ist ein Rekord! Wir überlegen gerade, ob wir das Gebiet des Mittelaltermarkts im nächsten Jahr vergrößern.
Allein am Sonntag kamen 10.000 Besucher. In den vergangenen Jahren war die Besucherzahl immer weiter gestiegen: Waren im Jahr 2013 noch 12.500 Besucher, hatte der Markt im vergangenen Jahr schon 15.500 Menschen angelockt.