Heidelberg/Rhein-Neckar, 25. März 2012. (red) „Du willst es doch auch“, singt Fabian Schläper und schmachtet eine Frau im Publikum an. Er bietet sich an, mandelsplitternackt und fordert, ein Stück von ihm zu nehmen. Schläper ist eine verführerische, lebendig gewordene Tafel Schokolade und weckt unsere Gier, will uns verführen und kriegt uns alle. Garantiert. Zusammen mit der Pianistin Iris Kuhn verführt er zwei Stunden lang das Publikum im ausverkauften Kulturfenster.
Von Hardy Prothmann
Frech, frivol, verführerisch, fantastisch, furios – fabianös. Dieser Künstler ist ein Knaller. Ein Stilist. Ein Komiker. Ein begnadeter Sänger und Kabarettist. Ein Wirbelwind der guten zweideutigen Laune. Anzüglich, anmachend, aufregend und vor allem eins: Ein Meister der gedanklichen Verführung.
Man erlebt so einen wie Fabian Schläper nur selten. Ein schlanker Mann, der die gesamte Bühne ausfüllt, dessen Ausstrahlung den Raum erfüllt und der es schafft, wirklich alle in den Bann seiner Aufführung zu ziehen.
Seine Spielfreude ist atemberaubend. Seine Mimik hinreißend. Mal schmachtet er, mal leidet er, mal strahlt er. Dazu beherrscht er seinen Körper grandios. Ein Meister der Geste. Er singt Chanson, Blues, Jazz mit einer mitreißenden, eindrucksvollen Stimme. Klasse begleitet von seinem „Side-Kick“ Iris Kuhn.
Seine Geschichten sind urkomisch – ob aus dem Leben einer Alltagsfliege oder zur Entstehungsgeschichte von Filet Stroganoff oder als französischer Chansonier mit dem „Rehbratenwetter“:
Es kommt im Leben überhaupt nicht darauf an, was man tut, sondern nur, wie man dabei guckt.
Und flugs wirft er sich in seinem dunkelrot glitzernden Anzug in eine Poesie, äh Pose, der leidenschaftlichsten Melancholie. Oder ist es ein Parodie? Der Künstler versteht es virtuos, klar unklar oder unklar klar im selben Moment zu sein. Ganz so, wie der Titel seines Programms: „Nie. Außer manchmal“. Seine Augen blitzen, wenn er scheinbar charmant kleine Boshaftigkeiten erzählt, die doch wieder nur menschlich sind.
Faszinierend ist der Faden, den Schläper durch seine Stücke zieht, obwohl es ihn nicht gibt. Oder doch? Der Faden ist eine unendliche Spielfreude, nein es ist exzessive Spiellust, die in Schläper pulsiert, wenn er es mit dem Publikum „treibt“.
Seine Reime sind rasant. Die Texte sind herrlich anzüglich, weil die Zweideutigkeiten nie vorhersehbar sind. Sie sind nicht platt und schenkelklopferig, sondern fein gesponnen und überraschend inszeniert.
Das Publikum hängt an seinen Lippen, verfolgt seinen Bewegungen wie in einem Bann. Ist das alles wahr, was der Kerl da treibt? Jeder andere würde in so einem Anzug lächerlich wirken, Schläper trägt ihn, als sei das Glitzern das normalste der Welt.
Hat er nicht eben gerade angekündigt, bei ihm müsse niemand mitmachen? Aber man muss doch mitmachen: „Du willst es doch auch“, lässt er singen. Wie stellt er das an, wie verführt er die Leute?
Mit seiner ihm eigenen Magie. Mit Musik. Mit seiner Mimik. Mit seiner Menschlichkeit. Fabian Schläper ist nicht umsonst vielfach preisgekrönt und gewinnt das Chanson-Festival „Schöner Lügen“ vollkommen souverän.
So einer wie Fabian Schläper passt gut ins ambitionierte Programm des Kulturfensters und kommt hoffentlich bald wieder nach Heidelberg.
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