Ladenburg, 25. Juli 2016. (red/cr) Spaß am Singen und eine herzliche Gemeinschaft – das macht den Liederkranz Ladenburg aus. Vom Kinderchor ab sechs Jahren über den Jugendchor bis hin zu Frauen- und Männerchor, für jedes Alter gibt es die passenden Lieder. Den Überblick behält dabei Chorleiterin Sabine Dietenberger.
Wir hatten eine Hausaufgabe…
Sabine Dietenberger blickt in die Runde. Wer hat den Text gelernt? Sie gibt Anweisungen, erklärt und macht vor. Mal verbal, mal nur mit Gesten.
Es werden Kreise gebildet, es wird zusammen geatmet und gesummt.
Die Viertelnoten in die Beine – ein bisschen Bewegung.
Das Ziel: Harmonie. Frau Dietenberger leitet seit 19 Jahren die Chöre des Gesangvereins Liederkranz 1843 e.V. Ladenburg.
Das sind knapp 20 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren im Kinderchor, circa zehn Sängerinnen zwischen 13 und 18 Jahren im Jugendchor Between, fast 50 Sängerinnen im FrauenTerz und etwa 25 Sänger im Männerchor.
Lieder für jedes Alter

Sabine Dietenberger
Das Program besteht vorwiegend aus modernen Liedern. Vor allem der Jugendchor präsentiert bekannte und aktuelle Popsongs wie zum Beispiel „Royals“ von Lorde oder „Jar Of Hearts“ von Christina Perri.
Frau Dietenberger geht dabei auf jede Altersgruppe ein. Besonders im Kinder- und im Jugendchor ist musikalisches Fingerspitzengefühl gefragt: Die Lieder sollen anspruchsvoll sein – aber nicht zu schwer für die Jüngsten. Gleichzeitig sollen die Älteren das Interesse nicht verlieren.
Beim Singen kommt es jedoch auf mehr an als auf die richtigen Lieder.
Denn Chorgesang ist eine Teamsportart. Wenn etwa der Tenor die Melodie singt und der Bass begleitet, dann müssen auch wirklich alle Bässe dezent begleiten.
Aufeinander hören

Koordinationsübungen gehören zum Aufwärmen dazu.
Wenn auch nur einer herausposaunt, wird das musikalische Gleichgewicht zerstört. Chorsingen bedeutet nicht nur Singen. Sondern auch Hören.
Hören auf die anderen Sänger. Chorsingen bedeutet, eine Gruppe zu sein. Und auf das Stück zu hören. Den gelernten Text nicht nur abspulen, sondern erzählen.
Geheimnisvoll leise und euphorisch lauter werdend, lange Spannungsbögen und kurze tänzerische Tonfolgen – ein Lied kann viele Nuancen haben. Aber erst, wenn die Mitglieder in einem Chor aufeinander hören und einen gemeinsamen Ausdruck finden, wird ein Lied zu ihrem Lied.
Warum?
Aber warum singen Menschen eigentlich im Chor?
Alexander Arnold, Sänger im Männerchor und zweiter Kassierer, singt, weil es ihn entspannt. Dabei könne er von der Arbeit abschalten und in der Gemeinschaft etwas tun, was ihm Spaß macht. Denn Spaß steht, das merkt man schnell, im Liederkranz an höchster Stelle. So auch für Herrn Arnold:
Ich wäre nicht dabei wenn das ein Profi-Chor wäre.
Jörg Boguslawski geht’s genauso. Bereits mit sechs Jahren war er im Kinderchor – nun singt er im Männerchor. Vor der Probe wird zusammen das erste Feierabendbier getrunken, nach der Probe gibt es Vesper.
Die Gemeinschaft ist anders als etwa in einem Sportverein. Dort macht man zusammen Sport und geht dann auseinander, hier ist es geselliger.
Theke und Essen übernimmt immer eine andere Stimmgruppe, die Organisation scheint gut eingespielt. In dieser geselligen Runde erzählt Herr Boguslawski stolz von der Entwicklung des Männerchores.
Rettungsaktion geglückt
Er selbst sei vor vier Jahren als erster Vorstands-Vorsitzender gewählt worden. Damals habe ihn eine Mission getrieben:
Den Männerchor retten.
Denn der hatte zeitweise mit Mitgliederschwund zu kämpfen. Als nur noch 16 Sänger aktiv waren, drohte die Auflösung. Doch dann wurde die Werbetrommel gründlich gerührt.

Jörg Boguslawski und Sabine Dietenberger
Durch Mund-zu-Mund-Propaganda kamen junge Sänger in den Chor. Ein Nachbar hat den anderen zur Probe mitgenommen und so wurden es immer mehr. Eine besondere Leistung in einer Zeit, in denen vielen Chören junge Mitglieder fehlen.
Denn es kommt nicht nur darauf an, moderne Lieder zu singen, weiß Frau Dietenberger. Sondern auf das Schneeball-Prinzip: Junge Sänger ziehen weitere junge Sänger an. Sobald die ersten für den Chor gewonnen waren, kamen schnell weitere hinzu.
Unverbindliche Angelegenheit
Doch mit dem Nachwuchs sei es immer ein Auf und Ab, berichtet Frau Dietenberger. Vor allem im Kinder- und Jugendchor könne man nie wissen, wer zur Probe kommt.
Ist das Wetter schön, gehen viele lieber ins Schwimmbad. Das Mitsingen im Chor ist sehr unverbindlich.
Umso mehr Spaß mache es, wenn alle da sind und mitmachen. Wenn sie als Leiterin merke, dass sie die richtigen Stücke ausgesucht hat und alle Spaß haben. Vor allem, wenn ein Stück zuerst nicht so gut ankommt, die Sänger es aber mit der Zeit dann doch liebgewinnen.
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