Mannheim, 25. April 2013. (red/ld) Das Grillen am Neckar wollen sich die Jungen Liberalen nicht nehmen lassen und trafen sich am Samstag zu einem Protestgrillen. Den Ärger der Anwohner, die sich in den vergangenen Wochen zu einer Bürgerintitiative zusammen geschlossen hatten, können sie nicht verstehen. Erst vor drei Jahren war das Grillen auf den Mannheimer Neckarwiesen unter Auflagen erlaubt worden.
Von Lydia Dartsch
Ideales Grillwetter war es am Samstag nicht. Entsprechend leer war die Neckarwiese, bis auf den gelben Sonnenschirm der Jungen Liberalen, der Jugendorganistaion der FDP.
Wie sollen wir die Anwohner hier stören?
fragte Emanuel Kollmann. Bei seinen fünf Kollegen stößt die Bürgerinitiative gegen das Grillen ebenfalls auf Unverständnis. Gut einhundert Meter sind die Wohnhäuser von den Neckarwiesen entfernt. Dazwischen liegt eine Baumreihe und der Neckardamm.
Grillrauch erreicht angeblich auch die Querstraßen
An besonders schönen Tagen ziehe der Rauch sogar in die Langstraße zu Pedro Pfeffer, der seit 50 Jahren in der Neckarstadt wohnt. Rund 600 Unterschriften haben er und 16 weitere Aktive der Bürgerinitiative bisher gesammelt. Sie wohnen vor allem in der Nähe der Kurpfalzbrücke. Dort scheint die Belastung durch Grillrauch am größten zu sein.
Gegen das Grillen an sich habe er nichts, sagt er. Das solle man aber lieber dort machen, wo man sonst niemanden stört:
Ich bin früher mit meinen vier Kindern auf dem Fahrrad ans Strandbad nach Neckarau gefahren,
sagt er. Außer dem Rauch stören ihn überlastete Parkflächen für Autos, herumliegender Müll und Glasscherben, an denen sich Kinder und Hunde verletzen könnten. Und die Menschen machen eine Menge Krach, der noch bis in die Nacht anhalte. Das müsse nicht sein, sagt er: Alternativ könnten sich die Griller hinter der Jungbuschbrücke treffen, wo niemand wohne. Das sei ja nicht zu viel verlangt.
Kurpfalzbrücke ist als Treffpunkt sehr attraktiv
Emanuel Kollmann und seinen Freunden sei dieser Weg zu weit, sagten sie am Samstag. Vor allem, wenn man mit Grill, Grillgut und Getränken unterwegs ist und kein Auto zur Verfügung hat, sei die Stelle an der Kurpfalzbrücke als Treffpunkt zum Grillen sehr attraktiv. Von der Straßenbahnhaltestelle sind es nur wenige Meter an den Neckar und gleich hinter dem Damm ist der Discounter bis 21:00 Uhr geöffnet. Die Griller sehe er nicht als Auslöser für Müll und Lärm in dem Gebiet. Das gäbe es auch so.
Mülltonnen häufiger leeren
Statt eines Grillverbots helfe dagegen eine regelmäßigere Entsorgung des Mülls aus den Tonnen, die überall auf der Neckarwiese stehen. Auf unsere Anfrage bei der Stadtverwaltung werden die an Wochentagen täglich geleert. An Wochenenden und Feiertagen werden sie nach Bedarf geleert. Für Grillabfälle wie heiße Grillglut hat die Stadt einen Metallbehälter aufgestellt.
Ein Grillverbot würde die Lebensqualität in der Stadt stark einschränken,
sagte Emanuel Kollmann.
Die Grillgegner sehen das anders. Sie hoffen, dass sich die Parkplatzsituation entspanne. Beispielsweise habe der Discountermarkt an der Dammstraße den Anwohnern das Parken auf seinem Parkplatz außerhalb der Öffnungszeiten erlaubt. Mittlerweile überlege die Marktleitung aber, den Parkplatz nach Ladenschluss wieder zu schließen.
Wir sind auf den Parkplatz angewiesen.
sagt Herr Pfeffer. Die Marktleitung bestätigt, dass man sein Auto auch nach Ladenschluss dort abstellen kann, nicht aber, dass die Marktleitung überlege, das wieder zu ändern. Auf unsere Nachfrage sagte die stellvertetende Marktleiterin Frau Heizer:
Ich lasse nachts dort niemanden abschleppen. Wenn die Leute morgens um acht wieder weg sind, ist alles in Ordnung.
Klaus Hertle, Bezirksvorstand der CDU habe auch seine Unterschrift für ein Grillverbot gegeben, sagt Pedro Pfeffer. Die Gründe dafür habe er ein bis zweimal in der Woche vor der Tür, wenn die Feuerwehr die Böschung löschen müsse, sagt Herr Hertle:
Wenn die den Schaumlöscher anschalten, macht das einen riesen Lärm. Da ist das Martinshorn nichts dagegen.
Vier Beanstandungen, zehn Feuerwehreinsätze in 2012
Doch so drängend, wie von den Untersützern eines Grillverbots behauptet, scheint das Problem mit den Grillern am Rhein nicht zu sein. Laut Ordnungsamt gab es im Jahr 2012 gerade einmal vier Beschwerden durch Anhwohner. Insgesamt zehn Mal musste die Feuerwehr im vergangenen Jahr – also nicht nur bei Grillwetter – mit einem einzelnen Löschfahrzeug anrücken, um einen brennenden Müllereimer oder brennendes Gebüsch zwischen der Theodor-Kutzer-Straße und der Inselstraße in Mannheim zu löschen. Dafür seien Wasserlöscher, keine Schaumlöscher, ausgerückt, sagte Dirk Schuhmann von der Stadt Mannheim auf unsere Nachfrage.
Die Dringlichkeit des Problems scheint also fraglich. Trotzdem entwickelt sich der Grill-Streit gerade zu einem Politikum. Vergangene Woche hätten die Anwohner ihr Anliegen der Stadtverwaltung vorgetragen und ihre Unterschriftenliste übergeben. Die Jungen Liberalen befürchten, dass ein Grillverbot seinen Weg auf die Tagesordnung im Gemeinderat finden und von dort wieder eingeführt werden könnte. Erst 2010 war das Grillen mit Ausnahmen in Mannheim erlaubt worden.