Rhein-Neckar/Schwetzingen, 25. Juli 2018. (red/pro) Am Dienstag veröffentlichte die Polizei eine Meldung über die erfolgreiche Rettung eines “verwirrten Hinkel auf der A6”. Auf Facebook ging die Meldung ab, die äußerst “launig” geschrieben ist. Doch sollten Behörden nicht immer seriös daher kommen? Wie die Polizei das handhabt zeigt unser exklusiver Hintergrundbericht auf.
Von Hardy Prothmann
Anruf bei Norbert Schätzle, Sprecher des Polizeipräsidiums Mannheim:
Hallo Herr Schätzle.
Hallo Herr Prothmann, oh Sie schon wieder. Was gibts?
Ich hätte da mal Fragen zur Hinkelmeldung.
Ah, wieder mal als Top-Investigativer unterwegs.
Herr Schätzle, das ist ne ernste Angelegenheit, ich möchte jetzt meine Fragen stellen.
Zu spät, die Zeit ist rum.
Herr Schätzle!
Herr Prothmann!
Die Meldung ist äußerst launig geschrieben. Darf die Polizei das oder sollte die sich nicht immer seriös im Tonfall geben?
Klar sind wir ganz überwiegend seriös und verwenden dafür unser “polizeijournalistisches Vokabular”. Aber ehrlich?
Sie wollen endlich mal ne ehrliche Antwort geben? Wow!
Haha. Also, der ernste Hintergrund ist eine Verkehrsgefährdung durch ein Tier auf der Autobahn. Dieser Einsatz konnte ohne Unfall oder Schaden beim Tier erfolgreich erledigt werden. Der neue Kollege Dennis Häfner hat die Meldung in launischem, saloppen Ton aufbereitet. Ganz bewusst, denn erstens laufen Tiermeldungen immer mit hoher Aufmerksamkeit, zweites gehört die Meldung in die Kategorie “Ende gut, alles gut” und drittes freuen wir uns auch, wenn wir mal ne positive Meldung rausgeben können, denn im Alltag haben wir es ja häufig nicht mit positiven Themen zu tun.
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Werden Meldungen vor Freigabe kontrolliert?
Grundsätzlich ja, hier gilt ähnlich wie das bei Medien der Fall sein sollte, das vier-Augen-Prinzip. Sprich: Einer schreibt, ein anderer liest drüber und checkt, ob die Meldung so passt. Hier sind viele rechtliche Dinge zu beachten. Erfahrene Kollegen drücken auch mal ohne Kontrolle aufs Knöpfchen, wenn die Meldung “Alltagsgeschäft” ist. Sobald es aber komplexer wird, lässt jeder seine Meldung durch Kollegen gegenchecken, damit alles seine Richtigkeit hat. Beim Kollegen Häfner beispielsweise wird derzeit noch gecheckt, weil der erst drei Monate bei uns ist und also noch Erfahrung sammeln muss.
Auch auf Facebook ist die Meldung noch launiger aufbereitet worden.
Auf Facebook verwenden wir insgesamt eine lockere Sprache, weil das zum Medium passt. Der Spagat ist – wir müssen seriös sein, aber so es möglich ist, auch sprachlich locker. Ich finde, das funktioniert sehr gut und unser Social-Media-Team macht eine sehr gute Arbeit.
Da widerspreche ich ausnahmsweise mal nicht. Wie wichtig sind solche Meldungen für das Image?
Sehr wichtig und wirkungsvoll, was Sie auch gerade an den vielen positiven Facebookkommentaren erkennen können. Alles mit Tieren ist immer auch emotional besetzt. Wenn wir uns als uns als Freund und Helfer darstellen können, nutzen wir das natürlich auch bewusst.
Fein, jetzt habt Ihr sogar Hühnerhelden bei der Polizei.
Das war gemein Herr Prothmann – jetzt haben die Kollegen aus Schwetzingen diesen Spitznamen weg.
Schlussfrage: Hat das Hinkel auf der Wache ein Ei gelegt? Wurde es gefunden?
Herr Prothmann – Sie sind doch eigentlich ein erfahrener Polizeireporter und wissen, was ich darauf antworten muss.
Was denn?
Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir dazu derzeit keine weiteren Angaben machen. Die Ermittlungen dauern an.
Anm. d. Red.: Bevor sich Bürger erneut verunsichert fühlen könnten. Das Gespräch hat nicht exakt so stattgefunden, sondern im Kern und wurde passend zur “Meldungslage” angepasst, übermittelt und so “freigegeben”. Der Umgangston zwischen Polizeisprecher und Reporter ist immer professionell und auch persönlich, man kennt sich seit Jahren. Die Rollenverteilung ist klar und die Professionalität hoch. Jeder weiß, was er zu tun hat. Manchmal wird “gefrotzelt”, manchmal nicht – hier treffen Charaktere aufeinander, die einen sind so, andere anders. Manchmal ist der Ton auch nicht lustig, sondern angespannt, manchmal wir auch einfach mal “was gebabbelt”. Hier interagieren Menschen. Die informatorische Zusammenarbeit zwischen RNB und Polizeipräsidium Mannheim ist insgesamt von einer enorm hohen Güte und wir schätzen die Leistung der Beamten sehr. Meist geht es um sehr ernste Themen und deswegen ist man auf beiden Seiten froh, wenn es auch mal ein “Späßle” sein darf. Die Beamten aus Schwetzingen sind jetzt also die “Hühnerhelden” oder “Chickenheroes”. Die können damit leben – über den erfreulich verlaufenen Einsatz konnte man am Ende in einem sonst oft stressigen Einsatz lachen. Es sei Ihnen gegönnt – stellen wir uns vor, es hätte Notbremsungen gegeben, Kollisionen und so weiter, dann wäre es nicht so lustig, sondern sehr ernst gewesen.