Mannheim, 25. September 2013. (red/ld) Keinem Geringeren als Xavier Naidoo haben wir das zu verdanken: Musikförderung von Stefan Raab und dem Fernsehsender ProSieben. Der neunte Bundesvision Song Contest – oder auch „BuViSoCo“ – wird morgen in der Mannheimer SAP-Arena ausgetragen. Für jedes Bundesland tritt eine Band an um den Pokal. „Das ist die beste Unterstützung, die man unbekannten Bands zukommen lassen kann“, sagte Stefan Raab heute Vormittag auf der Pressekonferenz. Bei einigen Acts fragt man sich, warum sie nicht schon längst Weltstars sind.
Von Lydia Dartsch
Die Titelverteidigung wird schwer für Baden-Würrttemberg – jedenfalls, wenn es nach mir geht. Hat im vergangenen Jahr das Duo Xavas, bestehend aus Xavier Naidoo und Kool Savas, mit dem Titel „Schau nicht mehr zurück“ den Sieg und damit die Show nach Mannheim geholt, dürften es der Stuttgarter Max Herre und Sophie Hunger mit „Fremde“ ihre Mühen haben.
„Es muss nicht immer der beste Sänger gewinnen. Ganz oft braucht man auch einfach nur eine gute Show“, sagte Moderator und Initiator Stefan Raab. Und Show-Talente werden in diesem Jahr zuhauf auf der Bühne stehen: Da wären zu allererst The Toten Crackhuren im Kofferraum zu nennen, die für Sachsen antreten. Nadja Triebeltäter, Luise Fuckface, Stehfanie, Kristeenager, Doreen, Nura und Tanna Biertier machen nicht nur als Riot-Girl-Band Musik, sondern sorgen mit ihrer eigens so bezeichneten „Kultur“sendung „Asozial Engagiert“ auf Reboot.fm auch für Bildung. In Mannheim treten sie an mit dem Lied „Ich brauche keine Wohnung“:
Eine Wohnung brauchten Guaia Guaia jedenfalls nicht, um an einen Plattenvertrag zu kommen. Das Duo aus Elias Gottstein und Carl Luis Zielke tritt für Mecklenburg-Vorpommern mit „Terrorist“ an. Weil sie nur Musik machen wollten, brachen sie das Gymnasium nach der zehnten Klasse ab und zogen nach Frankfurt am Main. Vor drei Jahren gaben sie ihre Wohnung auf und zogen als obdachlose Straßenmusiker durchs Land, besetzten leer stehende Häuser und machten das, woran sie glauben: Musik. Sie hatten Erfolg. Der Regisseur Sobo Swobodnik gewann mit seinem Dokumentarfilm über das Duo „Unplugged: Leben Guaia Guaia“ den Publikumspreis auf dem Münchner Filmfestival 2012. Im vergangenen Herbst unterschrieben sie ihren Plattenvertrag bei Universal Records. Ihre Eltern hätten daran sicher nicht geglaubt.
Flamingos und Konfetti aus Berlin
Umso schillernder zeigt sich Berlins Beitrag MC Fitti; sein Markenzeichen: Rauschebart, Sonnenbrille Basecap. Wie er ohne seine „Maske“ aussieht? Niemand weiß es. Aber der Mann mit dem Bart heißt eigentlich Dirk Witek, kommt aus Friedrichshain und besingt sich in seinem Lied „Fitti mitm Bart“ einfach selbst: „Berlin ist voll von schnellen Ponys, Falminoggirls und Flippers“, sagt er. Seine Flamingogirls hat er morgen abend dabei, und wie es Fitti-Flamingos so tun, werfen sie ununterbrochen mit Konfetti um sich.
In Ohren und Beine geht auch Bremens Beitrag von De fofftig Penns mit „Löppt“. Nein, die letzten Worte sind nicht verschrieben: De fofftig Penns singen opp platt – Plattdeutsch. Ihre Musik ist eigentlich eine Mischung aus Elektro-Pop, Tango und Rap. Sowas hört man selten – noch!
Auch weniger Experimentelles ist beim BuViSoCo vertreten, wie Max Herre. Und Mega! Mega! aus Trier besingen in „Strobo“ zwar den Kater einer durchgefeierten Party-Nacht, doch zu hoffen macht da nur die Show, die angesichts ihres Musikvideos ein Lichtspektakel verspricht. Aus Hamburg bringt Johannes Oerding das Lied „Nichts geht mehr“ mit – eine Singer-Songwriter Ballade. Die Formation „Sing um Dein Leben“ singt „Unter meiner Haut“ – ein Lied, dem man schon von den ersten Takten anhört, dass es aus der Feder von Xavier Naidoo stammt. Nett anzuhören ist auch „So oder So“ von Bosse aus Niedersachsen und „Atmen“ von Pohlmann aus Niedersachsen. Das Duo Keule aus Brandenburg tritt mit „Ja genau“ an und die Band Charly Bravo aus Bayern mit „Dreckige Namen“.
Ob Gesangstalent oder Showhasen: Wer das Rennen macht und wer damit am Vorentscheid des Eurovision Song Contests teilnimmt, entscheidet das Fernsehpublikum morgen um 20:15 Uhr auf ProSieben. Seine geheimen Favoriten wollte Stefan Raab nicht nennen. Es gebe mehrere davon, sagte er. Einen Bonus sieht er für die etablierten Künstler nicht:
Viele eher unbekannte Bands haben ihre Plattform im Internet. Die und ihre Fans sollte man nicht unterschätzen.
Stefan Raab hatte den Wettbewerb erstmals im Jahr 2005 ausgetragen, um deutschsprachige Musik zu fördern. Deshalb gilt beim BuViSoCo die Regel, dass mindestens 50 Prozent der Lieder auf Deutsch gesungen werden muss. Der Sieger holt den Contest in sein Bundesland.